Julia Bestseller Band 144
brauchte sie gar nicht zu verführen und zu berühren, er war selbst eine einzige Verführung. Dann drehte er sich um und nahm sich ein Badetuch, sodass Amy ihn auch von hinten bewundern konnte.
Plötzlich wurde ihr klar, dass rein sexuelles Verlangen nicht so etwas wie ein Vorrecht der Männer war. Auch Frauen konnten so empfinden. Sie selbst war der beste Beweis dafür, und sie überlegte, was sie dagegen tun könnte. Aber erst musste sie die Frage klären, ob sie überhaupt etwas dagegen tun wollte.
12. KAPITEL
Beim Dinner spielte Jake den charmanten Gastgeber und las Amy jeden Wunsch von den Augen ab. Er ermunterte sie, alles zu probieren, was er mitgebracht hatte, und freute sich, dass sie es tat. Offenbar war er entschlossen, ihr Zeit zu lassen, zu sich selbst zu kommen und sich zu entspannen.
Amy war ihm dafür dankbar und auch für das Essen. Ihr Magen beruhigte sich, und sie konnte wieder klarer denken. Ihre Irritation über das sexuelle Element, das sich in ihre bisher rein geschäftliche Beziehung eingeschlichen hatte, verschwand langsam. Es gelang Amy sogar, sich ihr und Jakes Verhalten zu erklären.
Glücklicherweise war Jake nicht mehr nackt. Und in den Jeans und dem T-Shirt, die Amy schon vor Steves Auftauchen hatte anziehen wollen, fühlte sie sich sicherer. Wahrscheinlich spürte Jake ihre nervöse Anspannung und verstand die Botschaft, die sie mit ihrem Outfit übermitteln wollte. Noch einmal würde sie sich nicht so spontan und bedenkenlos mit ihm einlassen.
Dennoch würde sich ein Gespräch darüber nicht vermeiden lassen, wie sie mit dem, was vorgefallen war, umgehen wollten. Als sie gemeinsam das Geschirr abräumten und in die Küche trugen, entschloss Amy sich, das Thema anzuschneiden. Sie hoffte, Jake würde ihren Standpunkt verstehen.
„Kaffee auf der Dachterrasse?“, schlug er vor.
Ihr Blick fiel auf die Sessel und den kleinen Tisch, die Jake offenbar hinausgetragen hatte, während sie geduscht hatte.
„Das hast du doch schon längst geplant“, erklärte sie unbesonnen.
Er zuckte die Schultern. „Ich dachte, es sei eine gute Idee, den Abend auf der Dachterrasse zu beenden.“
Sie sah ihm in die Augen, was sie während des Dinners vorsichtshalber vermieden hatte. „Du bist doch nicht etwa mit der Absicht zu mir gekommen, dich auf mich zu stürzen, Jake?“
„Nein“, antwortete er bestimmt und lächelte sie liebevoll und irgendwie rätselhaft an. „Ich habe dich wirklich gern und befürchtete, du würdest dich vielleicht einsam fühlen.“
Sie bekam Herzklopfen. Er hatte sie gern – vielleicht änderte das alles.
„Außerdem ist es nicht mein Stil, mich auf Frauen zu stürzen“, fuhr er fort. „Eine Frau interessiert mich nur, wenn das Verlangen gegenseitig ist.“
Verlangen … Lust … Bestimmt hatte er all die anderen Frauen auch gern gehabt.
In seinen Augen blitzte es plötzlich gefährlich auf. „Und bei uns ist es gegenseitig, Amy. Versuch bitte nicht, etwas anderes zu behaupten.“
Ich soll es nicht Liebe nennen, ist doch klar, sagte sie sich.
Aber gegenseitiges Verlangen reichte sowieso für eine Beziehung nicht aus. Amy brauchte sich gar nicht erst zu wünschen, dass sich aus ihrem Zusammensein mehr entwickelte.
„Jake, es war nur so ein Moment … die Sache mit Steve und …“, begann sie. Irgendwie musste sie ihn überzeugen, dass der ganze Zwischenfall für sie völlig bedeutungslos war.
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Sei bitte ehrlich, Amy. Wir sind nicht wie Schiffe, die nachts aneinander vorüberziehen. Was zwischen uns geschehen ist, lag schon lange in der Luft. Es war eine natürliche Entwicklung …“
„Darauf müssen wir uns aber nicht einlassen“, rief sie aus. Man konnte sich doch nicht einfach mit etwas abfinden, was völlig verrückt war. „Wir arbeiten zusammen, Jake. Mach uns bitte die weitere Zusammenarbeit nicht unmöglich.“
Er runzelte nachdenklich die Stirn, als hätte er diesen Aspekt noch gar nicht berücksichtigt.
„Ich mache uns Kaffee“, erklärte sie und eilte in die Küche, um eine Weile ungestört zu sein.
Wenn er anfing, seinen Charme aufzubieten, und sie daran erinnerte, wie herrlich es gewesen war, von ihm geliebt zu werden, half es ihr wenig, dass er jetzt angezogen war. Sie war sich nicht sicher, wie sie reagieren würde, wenn er sie berührte. Schon allein bei dem Gedanken daran verspürte sie ein Kribbeln im Bauch, und herrliche Wärme breitete sich in ihrem Körper aus.
Erleichtert stellte
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