Julia Bestseller Band 145
Einmal um den halben Globus herum? Wunderschöne Sandstrände, traumhaftes Wasser, strahlender Sonnenschein? Als sie erfuhr, wo sie hinreisen sollte, war sie erstaunt. Immerhin bekleidete sie die Stelle noch nicht allzu lang. Sie konnte kaum glauben, dass James Lipton der Vierte – ihr Boss bevorzugte den vollen Titel – ihr eine solche Chance geben wollte.
Erneut blickte sie auf die Broschüre, die er ihr auf den Schreibtisch gelegt hatte.
‚Siebte jährliche SOPAC-PBA-Konferenz‘ prangte auf der Titelseite. Im Innern der Broschüre fand sie eine beeindruckende Liste an Rednern und Workshops.
„Sie wissen doch sicher, was die SOPAC-PBA ist, Miss Hunter?“, hatte Lipton sie auf seine kühle Art gefragt.
Miss Hunter. Der Name kam ihr immer noch ungewohnt vor. Sie hatte den Mädchennamen ihrer Mutter angenommen nach – nach New York. Der Name kam ihrem wirklichen schon recht nah, sodass sie sich halbwegs wohl damit fühlte, zumal sie ihn wahrscheinlich eine Weile benutzen würde.
Nicht, dass sie sich wirklich Sorgen darum gemacht hätte, gefunden zu werden …
„Miss Hunter? Muss ich es Ihnen erklären?“
Grace schüttelte den Kopf. „Nein, Mr Lipton. SOPAC-PBA ist die Abkürzung für die South Pacific Private Banking Association.“
„Bei dieser Konferenz können Sie eine Menge lernen, Miss Hunter. Fühlen Sie sich dem gewachsen?“
„Ja, Sir, das tue ich.“
Lipton nickte. „Ich nehme an, Sie fragen sich, warum ich ausgerechnet Sie ausgesucht habe, zu dieser Konferenz zu reisen?“
Was sollte sie dazu sagen? Nichts, denn Lipton beantwortete seine Frage bereits selbst.
„Ich bin mit Ihrer Arbeit sehr zufrieden, Miss Hunter. Außerdem habe ich Grund zu der Annahme, dass unser CFO uns bald verlassen wird. Dann könnte es sein, dass Sie befördert werden. Die Konferenz ist eine hervorragende Gelegenheit, um dazuzulernen und wertvolle Kontakte zu knüpfen.“
Beförderung. In eine Position, die sie verloren hatte, weil sie zu spät herausfand, dass alles, was Salim getan hatte, nur seinen eigenen selbstsüchtigen Zielen diente …
„Miss Hunter?“
Grace blinzelte. „Ja, Mr Lipton?“
„Sorgen Sie dafür, dass Ihre Sekretärin für uns beide die nötigen Buchungen vornimmt.“
„Für uns beide?“
„Natürlich. Ich werde die Konferenz ebenfalls besuchen. Sie ist sehr wichtig.“
Grace gab ihrer Sekretärin den entsprechenden Auftrag, doch Lipton hatte an den Arrangements einiges auszusetzen. Warum einen Linienflug buchen, wenn sie doch einen Vertrag mit einer privaten Charterfluggesellschaft hatten? Und die Hotelzimmer … Wieso hatte sie ein normales Zimmer für ihn reserviert, wenn er doch die Annehmlichkeiten einer Suite brauchte, in der er auch private Meetings und Arbeitsdinner abhalten konnte?
Grace entschuldigte sich und sagte, sie würde ihre Sekretärin anweisen, die erforderlichen Änderungen vorzunehmen, doch Lipton wehrte ab. Er würde die Aufgabe seiner persönlichen Assistentin übertragen.
Mit gemischten Gefühlen begab sie sich schließlich auf die Reise nach Bali. Einerseits freute sie sich auf die berufliche Chance, die ihr geboten wurde, andererseits hatte sie wenig Lust, den Großteil der Woche mit James Lipton dem Vierten zu verbringen. Manchmal war er sehr brüsk, womit sie ja noch umgehen konnte. Doch er hatte noch etwas anderes an sich, das sie einfach nicht mochte. Es war nicht seine snobistische, arrogante Art, nein, da schien eine dunkle, geradezu grausame Seite an ihm zu sein …
Was natürlich völlig lächerlich war.
Lipton gehörte zu den Säulen der Gesellschaft. Nach ihm war ein Kunstzentrum benannt und ein Sportstadion. Seine Frau befand sich im Vorsitz von mindestens einem Dutzend Wohltätigkeitsorganisationen.
Als sie den Sicherheitsgurt in dem gecharterten Jet anlegte, schalt Grace sich innerlich eine Närrin. Sie musste den Mann nicht mögen, sondern lediglich als ihren Arbeitgeber respektieren.
Das war’s … Zumindest bis das Flugzeug sich in die Luft erhoben hatte.
Dann stellte sich heraus, dass James Lipton der Vierte, die Säule der Gesellschaft, ein echter Widerling war.
Sie hatten San Francisco kaum hinter sich gelassen, befanden sich gerade auf der endgültigen Flughöhe, da legte er die Attitüde des steifen Chefs ab und entpuppte sich als wahres Monster.
Er beugte sich zu ihr herüber, streifte ihre Schultern und sagte ihr, dass sie das private Schlafzimmer im hinteren Teil des Flugzeugs benutzen könne, falls sie müde
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