Julia Bestseller Band 146
bereitstand. Enrico schickte den Chauffeur weg und setzte sich selbst ans Steuer. Offensichtlich konnte er es kaum erwarten, Freya für sich zu haben. Und sie sehnte sich ebenfalls danach, in seinen Armen zu liegen.
„Wohin fahren wir?“, fragte sie schließlich.
„Nach Hause.“
„Und was ist mit Nicky?“
Enrico schwieg und schaltete das Radio ein, aus dem laute Rockmusik ertönte.
Sie wusste, dass er jetzt nicht an Nicky denken wollte, sondern nur an seine Frau. Langsam schien Freya aus ihrer Trance zu erwachen. Bildete Enrico sich wirklich ein, sie würde mit ihm schlafen, während Luca Ranieri noch irgendwo herumlungerte und seinen Schatten über sie warf?
Als der Wagen vor der Villa in Mayfair hielt und Enrico den Motor ausstellte, kam Leben in Freya. „Wenn du glaubst, ich gehe da jetzt mit dir rein …“
Enrico stieg jedoch einfach aus und hielt Freya die Tür auf. Mit dem Schleier in der Hand, stieg sie aus und ging aufs Haus zu. Dort wartete sie, bis er die Tür aufgeschlossen hatte, und wollte gerade an ihm vorbeigehen, als er sie hochhob und über die Schwelle trug. „Das ist nun mal so Tradition“, meinte er und stieß die Tür mit der Schulter zu.
„Du und deine Traditionen.“ Freya verzog das Gesicht. „Du kannst mich jetzt absetzen.“
„Das könnte dir so passen.“ Er ging bereits die Treppe hinauf und stellte Freya wenig später im Schlafzimmer auf die Füße. Nun war sie doch enttäuscht, dass er sie nicht aufs Bett gelegt hatte, doch sie ließ sich nichts anmerken.
„Bitte erklär mir jetzt, was du vorhin über Luca gesagt hast“, bat sie unnachgiebig.
Enrico wusste genau, dass sie es gar nicht erwarten konnte, eins mit ihm zu sein. Ihr sehnsüchtiger Blick hatte es verraten. Doch er konnte warten. Er zog einen Umschlag aus dem Jackett und reichte ihn ihr, bevor er zur Kommode ging.
„Was ist das?“
„Mach ihn auf, dann siehst du es“, forderte er sie auf.
Freya war ganz ruhig geworden.
„Was siehst du, cara ?“, fragte er schließlich.
„Ich kann das nicht glauben“, sagte sie leise.
„So habe ich auch reagiert, als ich es in seiner Hotelsuite mit eigenen Augen gesehen habe.“
Sie blickte auf. „Du bist da einfach so reinspaziert?“
„Luca hat es sich immer leicht gemacht. Der Name ‚Ranieri‘ öffnet Tür und Tor und den Zugang zu teuren Hotels. Der Mann hat mich schon Unsummen gekostet. Die Familie hat ihn zwar verstoßen, aber ich habe seitdem seine Rechnungen bezahlt. Das Hotel, in dem er abgestiegen ist, gehört mir. Es war also kein Problem, mir Zugang zu seiner Suite zu verschaffen.“
„Und du hast ihn so angetroffen?“
„Genau.“
Erneut betrachtete sie das Foto, das Luca mit rothaariger Perücke, sorgfältigem Make-up und in einem sexy schwarzen Kleid zeigte.
„Ich habe die Aufnahmen mit dem Handy gemacht, bevor er sich von dem Schock erholen konnte, mich zu sehen“, erklärte Enrico. „Übrigens ist er nicht schwul, er verkleidet sich nur gern als Frau. Seine derzeitige Freundin findet es aufregend. Weniger erfreut ist sie allerdings darüber, wie viel Geld Luca zum Fenster rauswirft. Als unsere Heiratsanzeige in der Zeitung stand, hat er sich gedacht, ich könnte seine neue Einkommensquelle werden – wie du es vorausgesehen hast.“
„Er hat dich erpresst.“
„Ja. Er ist als rothaarige Schönheit aufgetreten. Eigentlich war er schon immer ziemlich verrückt.“
„Wusstest du von seiner Vorliebe?“
Enrico schüttelte den Kopf. „Nein, auch die Familie hat keine Ahnung. Deshalb konnte ich den Spieß umdrehen und ihm drohen, der Familie sein kleines Geheimnis zu verraten. Vor dem Zorn der Ranieris hat er nämlich wirklich Angst.“
„Trotzdem ist er als Rotschopf verkleidet vor der Kirche in Anwesenheit der versammelten Ranieris aufgetaucht.“
„Ja, obwohl ich seine Schulden bezahlt und ihm Geld gegeben habe. Er hasst mich, weil ich alles habe, was für ihn unerreichbar ist. Jedenfalls wollte er mir durch seine Anwesenheit offensichtlich zu verstehen geben, dass er sich selbst ‚outen‘ könnte. Dann hätte ich nichts mehr gegen ihn in der Hand.“
Da war aber noch etwas. „Glaubst du immer noch seine Version von dem Vorfall vor drei Jahren?“
„Bist du verrückt?“ Enrico fing ihren verletzten Blick auf. „Selbstverständlich habe ich ihm kein Wort geglaubt.“
„Und wieso hast du mich so lange in dem Glauben gelassen?“
„Hier …, fang auf!“
Freya ließ das Foto fallen, um die DVD-Hülle
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