Julia Bestseller Band 146
Cindy leise. „Gleich wirst du deinen Traummann heiraten, und er ist so romantisch.“
„Sprichst du von dem Börsenhai mit den scharfen Zähnen?“
Cindy lachte. „Gib doch zu, dass du bis über beide Ohren in ihn verliebt bist. Mir machst du nichts vor. Fühlst du dich nicht wie im Märchen?“
Allerdings, dachte Freya. „Gleich kommt die Fee mit einer Kürbiskutsche und sechs tänzelnden Schimmeln“, witzelte sie.
Stattdessen erschienen Sonny und ein Chauffeur, der sie in einem schwarzen Bentley zur Kirche fahren sollte.
Vor dem Haus hatte sich eine größere Zahl von Paparazzi eingefunden, die es gar nicht erwarten konnte, Fotos zu machen. Sonny und der Chauffeur hielten die Leute zurück, damit Freya und Cindy in die Limousine steigen konnten.
Die kleine alte Kapelle, die sie wenig später erreichten, wirkte zwischen den modernen Bauten etwas verloren, doch das war gerade das Reizvolle an London, wo alt und neu kunterbunt gemischt war.
Fünf Stufen führten zum Portal hoch. Dort wartete Lissa mit dem aufgeregten Nicky, der zu Hose und Oberhemd eine eisblaue Krawatte trug – wie Sonny. Trotz seiner zwei Jahre wirkte er so erwachsen, dass in Freyas Augen plötzlich Tränen der Rührung und Wehmut schimmerten.
In diesem Moment begann die Orgel zu spielen, und Freya vergaß alles um sich her. Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Jetzt musste sie sich entscheiden: Sollte sie Nicky auf den Arm nehmen und mit ihm aus der Kirche stürzen, oder sollte sie …?
„Bist du so weit, Herzchen?“, fragte in diesem Moment jemand leise.
Sie sah auf und entdeckte Sonny, der sie ernst ansah und gleichzeitig den Ausgang versperrte. Offensichtlich wusste er genau, was in ihr vorging. Vermutlich wusste auch Fredo Bescheid.
Freya befeuchtete sich die Lippen. „Ich kann nicht …“
„Oh doch, du kannst“, widersprach Sonny nun energisch. Dann neigte er den Kopf und flüsterte ihr ins Ohr: „Vertrau ihm, cara .“
Immer wieder ging es um Vertrauen!
Und dann spürte sie, wie eine kleine Hand sich in ihre schob – wie aufs Stichwort. „Komm, Mummy“, sagte Nicky ungeduldig. „Wir müssen jetzt los und Daddy heiraten.“
Daddy heiraten, wiederholte sie lautlos. Ob der Kleine überhaupt wusste, was das bedeutete? Spielte es überhaupt eine Rolle für ihn? Sie war seine Mummy und Enrico sein Daddy und Fredo, Sonny und Lissa seine besten Freunde. Sie gehörten alle zu ihm. Also musste sie sich jetzt ein Herz fassen und diese Zusammengehörigkeit auch legalisieren. Das war sie ihrem Sohn schuldig.
Sie ließ sich von Nicky durch den Vorraum ziehen, nachdem Cindy die Schleppe gerichtet hatte. Ich darf jetzt gar nicht daran denken, was Luca uns antun könnte, dachte Freya und schritt an Nickys Seite auf den Altar zu. Enrico wartete dort bereits in einem dunklen Anzug.
Erst jetzt bemerkte sie, dass die Kirche voll besetzt war. Bei näherem Hinsehen entdeckte sie Enricos unzählige Verwandte auf einer Seite, die sie teils lächelnd, teils neugierig, teils mit arroganter Miene betrachteten. Auf der anderen Seite schien sich die gesamte Belegschaft von Hannard versammelt zu haben. Einige ihrer ehemaligen Kolleginnen wirkten genauso verträumt wie Cindy.
Enrico musste alle eingeladen haben, ohne ihr auch nur ein Wort davon zu sagen. Dabei hatte er doch damit rechnen müssen, dass die Braut einfach Reißaus nehmen würde.
Oder glaubte er, beim Anblick all dieser vertrauten Gesichter würde sie es nicht wagen, ihn vorm Traualtar stehen zu lassen?
In diesem Moment fing sie Enricos Blick auf und hielt inne. Er sah einfach fantastisch aus in seinem eleganten Dreiteiler mit eisblauer Krawatte. Er wirkte blasser als sonst, als er ihr ernst entgegensah.
Enrico war ebenfalls hingerissen. Freyas Kleid war umwerfend: eine romantische Kreation aus Seide und feinster alter Spitze. Das Haar trug sie offen unter einem Spitzenschleier, der von einem mit Perlen besetzten Krönchen gehalten wurde. Seine Braut war wirklich von überirdischer Schönheit! Nur Freyas bleiches Gesicht verriet, wie angespannt sie war.
Würde sie ihn stehen lassen? Enrico hatte das Gefühl, als würde ihm das Herz herausgerissen. Die Orgel spielte, während Freya auf halbem Weg zum Altar verharrte. Sein jüngerer Bruder wurde nervös. Valentino kannte Freya nicht. Er hatte drei Jahre lang in den USA studiert. Jetzt fragte er leise: „Gütiger Himmel! Ist sie echt, Rico?“
Das frage ich mich auch gerade, dachte Enrico angespannt.
„Daddy!“ Die
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