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Julia Bestseller Band 146

Julia Bestseller Band 146

Titel: Julia Bestseller Band 146 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Reid
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Licht. Der Familienname …“
    „Wieso? Diese pikante Wahrheit ist doch auch nicht herausgekommen“, unterbrach Anton ihn brüsk.
    „Weil mein Bruder sehr darauf geachtet hat, dass es das nicht tut“, entgegnete der Ältere. „Wer hätte denn auch ahnen sollen, dass Ramirez vor seinem Ableben plötzliche sentimentale Anwandlungen bekommt!“
    Sentimentale Anwandlungen, so nannte man das also. Anton wirbelte auf dem Absatz herum. „Ist dir je in den Sinn gekommen, dass ich ein Recht darauf hatte, es zu wissen?“, fuhr er seine Mutter an.
    Maria wrang ihr Taschentuch mit schmalen Fingern. „Dein Vater wollte nicht …“
    „Dieser vermaledeite Enrique Ramirez ist mein Vater!“, schleuderte Anton ihr entgegen. Seine Worte hallten in dem Raum nach wie das Grollen eines Erdbebens.
    „Nein.“ Maria schüttelte den Kopf. „Enrique war ein schrecklicher Fehler in meinem Leben, Anton. Du brauchtest nicht …“
    „Zu wissen, dass mein Leben seit einunddreißig Jahren auf einer einzigen Lüge aufgebaut ist?“
    Maria bedeckte die bebenden Lippen mit dem Taschentuch. „Es tut mir so leid“, flüsterte sie.
    „Das hilft jetzt nicht mehr viel.“
    „Du verstehst nicht …“
    „Allerdings“, stieß Anton aus. „Ich dachte, ich sei der Sohn eines Mannes, den ich liebte und bewunderte. Doch nun muss ich herausfinden, dass ich das Produkt einer außerehelichen Affäre bin, die du mit irgendeinem brasilianischen, durch die Welt gondelnden, Polo spielenden Lebemann hattest!“
    Maria wich alle Farbe aus dem Gesicht. „So war es nicht. Ich … ich war mit Enrique zusammen, bevor ich deinen Vater heiratete.“
    „Nur damit ich es richtig verstehe: Du hattest also eine Affäre mit diesem Menschen. Er hat dich schwanger sitzen lassen, und so hast du dich schnellstens nach einem passenden Ersatz umgesehen, fandest Sebastian und hast ihm mich als sein Kind angehängt? War es so?“
    „Nein!“ Zum ersten Mal seit Beginn dieser Auseinandersetzung zeigte seine Mutter etwas von ihrem brasilianischen Temperament. „Du wirst nicht in diesem beleidigenden Ton mit mir reden, Anton! Dein Vater wusste es! Er hat es von Anfang an gewusst! Ich war ehrlich zu ihm! Er hat mir vergeben, und dich hat er geliebt wie seinen eigenen Sohn! Auf deiner Geburtsurkunde steht sein Name! Er hat dich großgezogen! Er war stolz auf dich, du warst sein Ein und Alles! Wage es nicht, sein Andenken in den Schmutz zu ziehen, indem du jetzt mit Verachtung davon sprichst!“
    Unvermittelt drehte Anton sich wieder zum Fenster um. In Wut und Verbitterung mischte sich ein Gefühl der Reue, das ihm brennende Tränen in die Augen trieb. Er hatte seinen Vater geliebt, hatte zu ihm aufgeschaut, wie jeder liebende Sohn zu seinem Vater aufschaute. Als ein Autounfall Sebastians Leben völlig unerwartet beendete, hatte Anton monatelang wie in einem dunklen Loch voller Trauer gelebt.
    „Mein Bruder konnte keine Kinder zeugen, Anton“, meldete sich Max leise. „Das wusste er bereits, als er Maria kennenlernte und sich in sie verliebte. Als sie ihm von dir erzählte, sah er es als ein Geschenk des Schicksals an.“
    „Ein Geschenk, das ein Geheimnis bleiben musste.“
    „Verweigere ihm nicht das Recht auf seinen Stolz“, mahnte Max seufzend.
    Anton hatte im Moment nur wenig Verständnis für den Stolz anderer. „Ich bin der Sohn eines Brasilianers“, sagte er. „Damit bin ich so unenglisch wie überhaupt nur möglich. Ich lebe wie ein Engländer, denke, spreche, benehme mich wie ein Engländer, und … verflucht!“ Seine Gefühle entluden sich in einem Faustschlag auf den Fensterrahmen. Denn ihm war etwas eingefallen. Eine Erinnerung, die er seit sechs Jahren zu vergessen suchte.
    Ein Gesicht tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Ein ausgesprochen schönes Gesicht mit dunklen Augen und vollen roten Lippen. Ich kann dich nicht heiraten, Luis. Mein Vater wird es nicht zulassen. In unserer Familie darf es nur Portugiesen geben …
    „Ist Ramirez ein portugiesischer Name?“, fragte Anton rau.
    Maria zitterte immer noch wegen des Gefühlsausbruchs ihres Sohnes. „Ja.“
    Vor Wut fiel Anton das Atmen schwer, während er sich in Erinnerung rief, wie ihn damals eine knapp eins sechzig große Südamerikanerin herablassend hatte wissen lassen, dass er nicht gut genug für sie sei. Er presste die Lippen zusammen. Nicht gut genug! Niemand hatte es je gewagt, ihm so etwas zu sagen!
    Er drehte sich um, sah seine Mutter, die mit den Tränen kämpfte, seinen

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