Julia Bestseller Band 146
wegen heiratete? Doch nur ein habgieriger Glücksritter. Wollte diese Person sich jetzt auch Antons Geld einverleiben?
Maria betrachtete den Ring und las erneut Enriques Worte.
Dies ist für Dich, Maria, in tiefster Dankbarkeit für den Sohn, den Du mir geschenkt hast, und mit ehrlichem Bedauern für das Leben, um das ich Dich durch meine Schuld gebracht habe. Unser Sohn bedeutet mir viel. Er hat das Recht, es zu wissen, so wie er auch das Recht auf seinen Anteil am Erbe hat. Vaasco hat sich im Laufe der Jahre verändert. Eines Tages wirst Du mir vielleicht sogar dankbar sein, dass ich Dich vor ihm bewahrt habe. Denk daran, wenn Du seine Witwe triffst. Sie ist anders, als Du denkst, sie verdient Dein Mitgefühl und Verständnis.
„Ich habe für niemanden Verständnis, der meinen Sohn verletzen will“, sagte sie leise vor sich hin.
Marias Sohn war alles andere als verletzt. Er schlief den tiefen Schlaf der Befriedigung.
Cristina lag neben ihm und betrachtete ihn. Sah ihn einfach nur an, so wie sie es früher getan hatte. Im Schlaf machte er sich immer auf dem Bett breit, ließ ihr gerade mal ein Viertel, auf dem sie sich zusammenrollen konnte. Es machte ihr nichts aus. Wenn er aufwachte, würde ihr Viertel auch zu seinem Viertel werden, und die Laken auf den restlichen drei Vierteln wurden kalt.
Doch sie hatte nicht vor, so lange zu warten. Sie hatte ihren Abschied schon viel zu lange hinausgezögert.
Sie blickte auf sein Gesicht. Im Schlaf waren seine Züge völlig entspannt, die Haare lagen ihm wirr auf der Stirn. Ihr Luis. Er war schön. Leidenschaftlich, unersättlich. Ihr Magen zog sich zusammen. Wie hatte sie sechs lange Jahre ohne ihn aushalten können? Wie sollte sie die kommenden langen Jahre ohne ihn leben?
Irgendwann in den Ruhepausen zwischen der Leidenschaft waren sie aufgestanden, hatten ihre Kleidung eingesammelt und die Türen geschlossen. Cristina mit hochrotem Gesicht, Luis mit einem Grinsen, als ihnen klar wurde, dass jeder durch die offenen Türen hätte hereinkommen können.
„Meine Leute werden sich hüten, in meine Privatsphäre einzudringen“, hatte er mit arroganter Selbstverständlichkeit verlauten lassen.
Dennoch, sie waren … laut gewesen. Cristina errötete bei der Erinnerung an die Lustschreie und das Stöhnen und die leisen Flüche, die Luis ausgestoßen hatte, wenn er sich nicht mehr länger beherrschen konnte und sich der Lust ergeben musste.
Nein, er war kein stiller Liebhaber, dieser kühle Engländer, den sie so sehr liebte. Cristina lächelte. Der Drang, ihm zärtlich das Haar aus der Stirn zu streichen, war fast übermächtig.
Aber es war Zeit für sie zu gehen.
Bleib noch ein Weilchen, drängte eine kleine Stimme in ihr. Lass dich überraschen, was der Tag für dich bereithält. Und die nächste Nacht. Geh erst morgen.
Nein. Sie sollte jetzt gehen … solange sie noch konnte.
In diesem Moment öffneten sich die Lider mit den dunklen Wimpern, und der Blick grüner Augen richtete sich auf sie. Es war, als könne Luis ihre Gedanken lesen. Mit zärtlichen Fingern strich er ihr sanft über die Wange.
„Du bist noch hier“, sagte er leise. „Mir träumte, du hättest mich verlassen.“
„Nein“, flüsterte sie.
Morgen, dachte Cristina. Ich gehe morgen. „Küss mich, Luis“, bat sie flehend.
6. KAPITEL
Es war später Nachmittag, als Cristina sich in Gabriels Apartment einfand.
„Wo warst du?“, empfing Gabriel sie besorgt und aufgebracht, noch bevor sie die Tür wieder geschlossen hatte. „Schlimm genug, dass du gestern nur diese nichtssagende Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen hast, aber musstest du heute auch noch unbedingt den ganzen Tag untertauchen?“
Da sie den ganzen Tag damit zugebracht hatte, bei Banken und Finanzgesellschaften in Rio vorzusprechen, brachte sie nicht mehr als ein kleinlautes „Entschuldige“ heraus.
„Das ist alles? ‚Entschuldige‘? Cristina, ich bin vor Sorge halb umgekommen! Als ich bei Scott-Lee anrief, hatte ich irgendeine kühle Engländerin am Apparat, die behauptete, noch nie von einer Cristina Marques gehört zu haben.“
Die hilfsbereite Kinsella, dachte Cristina ironisch. „Ich war da“, sagte sie und erklärte die Verwirrung der Namen.
Gabriel schob die Hände in die Hosentaschen. „Ich dachte schon, er hätte dich entführt“, sagte er brummig. „Ich sah schon vor mir, wie er dich in einen Sack steckt, dich in den Kofferraum packt und an einen dunklen Ort verschleppt, um sich mit
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