Julia Bestseller Band 146
wieder ernst. „Was wirst du jetzt tun?“
Die Antwort war erschreckend einfach. „Ich weiß es nicht.“
Gabriel hatte auch keine Idee, wie sein Schweigen bewies. „Geh duschen“, meinte er schließlich. „Ich werde inzwischen zusehen, dass ich dir einen Flug reservieren kann.“
Die Dusche half ein wenig, ihre Stimmung zu heben, vor allem, da sie es sich verbot, an irgendetwas zu denken. Sie föhnte ihr Haar nur kurz und ließ es an der Luft trocknen, zog Jeans und ein weißes T-Shirt an und legte leichtes Make-up auf. Danach blieb ihr nichts mehr zu tun, als den Koffer zu Ende zu packen.
Sie stellte ihn an die Wohnungstür und folgte dem Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee, der aus der Küche drang. Die Tür zu öffnen war einfach, das Bild zu verarbeiten, das sich ihr bot, keineswegs.
Cristinas Herz setzte einen Schlag lang aus. Sie konnte nichts anderes tun als auf die beiden Männer starren, die dort in der Küche Kaffee zusammen tranken, als seien sie die besten Freunde. Beide trugen Anzüge, hatten die Jacketts offen über den weißen Hemden hängen, die Krawatten gelockert und hielten Kaffeebecher in der Hand. Aber nur einer von ihnen hatte die Macht, sie so regungslos verharren zu lassen.
„Luis …“ Sein Name war nur ein Flüstern.
„Nennt sie Sie immer Luis?“, fragte Gabriel neugierig.
„Es ist Cristinas Vorrecht.“ Antons Augen wirkten wie grüner Granit, als er seinen Blick über Cristinas lässige Erscheinung gleiten ließ.
„Was machst du hier?“, fragte sie verstört.
„Ich folge dem Pfad deiner Sturheit.“ Anton zog eine Augenbraue hoch. „Hast du wirklich geglaubt, ich käme dir nicht nach?“
„Cristina war schon immer sehr starrsinnig“, trug Gabriel im Konversationston bei. „Und sie hasst es, zugeben zu müssen, wenn sie im Unrecht ist.“
Cristina riss den Blick von dem einen Mann los und richtete ihn auf den anderen. Man brauchte kein Genie zu sein, um zu erkennen, was sich hier abgespielt hatte – während sie unter der Dusche stand, hatten die beiden Männer sich unterhalten. Gabriel war jetzt informiert, dass das Rettungspaket nicht nur stand, sondern auch noch mit einem ehrenhaften Heiratsantrag verknüpft war. Die Traumlösung überhaupt. Nicht nur würde sie das Geld bekommen, um Santa Rosa vor den gierigen Landentwicklern zu bewahren, sie hätte sich auch noch einen umwerfend aussehenden, stinkreichen Ehemann geangelt, um ihre armselige verlorene Seele zu retten!
Cristina atmete tief durch und hob das Kinn. „Ich verstehe schon. Eine gemeinsame Tasse Kaffee reicht aus, um euch von zwei sich im Ring gegenüberstehenden Preisboxern zu Verbündeten zu machen. Ihr müsst mir vergeben, aber ich habe nicht vor, mich anzubiedern.“
Damit drehte sie sich um und ging hinaus. Ergriff die Flucht, war die ehrlichere Bezeichnung. Luis hier vorzufinden hatte ihr einen Schock versetzt, sie hatte Angst vor dem, was es bedeuten könnte. Sie hatte auch den unterdrückten Ärger in seinen Augen gesehen, hatte die Warnung in seiner leisen Stimme gehört. Und während sie auf ihren Koffer in der Diele zuhastete, war ihr völlig klar, dass sie wie ein Feigling panikartig davonrannte.
Eine Hand packte den Koffergriff, bevor sie es konnte. Ein Arm legte sich um ihre Hüfte und sagte ihr mehr als tausend Worte.
„Schon fertig gepackt?“, fragte Luis leichthin. „Schön. Dann können wir ja gleich gehen.“
„Ich komme nicht mit dir.“ Sie hielt sich steif wie ein Brett in seinem Arm.
„Oh doch“, entgegnete er unnachgiebig. „Wir haben eine Abmachung.“
„Ich habe es mir anders überlegt.“
„Vor oder nach dem Sex?“
„Vorher“, behauptete sie. „Den Sex habe ich mitgenommen, weil er gratis war.“
„Nichts ist umsonst auf dieser Welt, querida “, spottete Anton beißend. „Also, bedank dich nett bei Gabriel für alles, und dann setz dich in Bewegung, sonst werde ich dich mir über die Schulter werfen und hinaustragen.“
Cristina versuchte sich aus seinem Griff freizumachen, erreichte damit aber nur, dass sein Arm sie noch fester an seine Seite zog. Sie nahm seinen Duft wahr, sah das Aufblitzen in den grünen Augen und hörte, wie ihr Koffer auf dem Boden abgestellt wurde. Dann fühlte sie seine so frei gewordene Hand an ihrem Nacken und konnte gerade noch „Nicht“ hauchen, bevor er seinen Mund grob auf ihre Lippen presste.
Es war als Bestrafung gedacht, als Warnung, als Drohung. Und doch schmolz sie dahin, begann erregt zu zittern und
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