Julia Bestseller Band 146
dir zu vergnügen.“
„Das wäre doch so ganz und gar unenglisch, Gabriel“, spöttelte sie, obwohl sich Luis bestimmt mit ihr vergnügt hätte.
„Er sieht nicht wie ein Engländer aus, er spricht nur so.“
Er liebt in Englisch, dachte sie und wandte hastig den Blick ab, bevor Gabriel ihr in die Augen sehen konnte.
Zu spät. „Du siehst aus wie der wandelnde Tod, querida .“
So fühle ich mich auch, dachte sie. „Ich muss unter die Dusche.“ Damit ging sie in Richtung des zum Zimmer gehörenden Bads.
Gabriel folgte ihr. „Willst du mir nicht sagen, warum du so miserabel aussiehst?“
Eigentlich nicht. Sie blieb vor der Kommode stehen und kramte in der Schublade nach Unterwäsche. „Ich war bei mehreren Banken.“ Sie ging zum Schrank, um ihre Garderobe durchzusehen. Zwei Kleider davon waren geeignet, um zu Anlässen wie der Gala getragen zu werden, beide schwarz. Vaasco hatte ihr nichts anderes als Schwarz zu tragen erlaubt.
„War Scott-Lees Angebot nicht gut genug?“
Ihr schmerzten schon die Schultern von dem Bemühen, sich gerade und so normal wie möglich zu halten. „Es war nicht das Passende.“
„Er wollte deinen Körper“, mutmaßte Gabriel sofort. „Und da du die Nacht bei ihm verbracht hast, gehe ich wohl recht in der Annahme, dass er ihn auch bekommen hat.“
Cristina lachte nur gezwungen auf.
„Ich kann nicht glauben, dass du tatsächlich dumm genug warst, ihm seine Belohnung zu überlassen, bevor er dir das Geld gegeben hat“, sagte Gabriel.
Seine Worte erinnerten sie so stark an die Bemerkung über die Straßendirne, dass Cristina sich verärgert zu ihm herumdrehte. „Sprich nicht so mit mir, Gabriel!“
Aber auch er war wütend. „Hat er dich mit Versprechungen verführt, sich genommen, was er wollte, und dich dann vor die Tür gesetzt?“
Nein, ich habe mich davongestohlen, dachte Cristina. „Können wir die Strafpredigt bitte verschieben, bis ich geduscht habe?“
„Natürlich!“ Gabriel marschierte zum Zimmer hinaus.
Cristina ließ sich erschöpft auf die Bettkante sinken und erlebte in Gedanken noch einmal, wie sie Luis verlassen hatte.
Während er sich anzog für sein Geschäftstreffen, hatte sie scheinbar zufrieden im Bett gelegen und ihm zugesehen. Sie hatte sogar gelächelt, als er sie zum Abschied küsste, lange genug, dass er sich nur mit bedauernder Miene von ihr losmachte. Sobald die Suitentür hinter ihm ins Schloss gefallen war, war Cristina aufgesprungen und ins Bad geeilt.
Wahrscheinlich musste es so sein, dass sie wenig später, als sie im Foyer aus dem Aufzug stieg, Kinsella Lane in die Arme lief.
„Schlampe!“, zischte die Blondine giftig und schockierte damit den korrekt angezogenen jungen Mann, der neben ihr wartete, um in den Lift einzusteigen. Als Cristina kommentarlos weitergehen wollte, hielt Kinsella sie am Handgelenk zurück.
„Bilde dir bloß nicht ein, ich würde ihn dir überlassen. Ich war es, die er in der Nacht geliebt hat, bevor du in sein Bett fielst. Und ich werde es sein, die mit ihm zurück nach London fliegt.“
Schon seltsam, wie sehr die Wahrheit verletzen kann, dachte Cristina jetzt. Ja, Luis würde tatsächlich mit Kinsella nach London zurückkehren …
Cristina erblickte ihren Koffer auf dem Schrankboden, zog ihn impulsiv hervor und warf ihn aufs Bett. Sie wollte nicht daran denken, was sie tun würde, wenn Luis nach London zurückkehrte. Sie wollte an gar nichts denken, nur daran, dass sie ihren Koffer packen und den ersten Flug nach Sao Paulo nehmen würde, und zum Teufel mit …
Die Tür ging auf, Gabriel stand dort, groß und schlank und unglaublich attraktiv, selbst jetzt, mit diesem reuigen Ausdruck auf dem Gesicht. „Ich wollte dich nicht beleidigen“, sagte er entschuldigend.
„Das weiß ich.“ Sie wusste es wirklich. Gabriel und sie waren schon zu lange Freunde, als dass sie ihm etwas hätte nachtragen können.
„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.“
„Sim.“ Auch das verstand sie.
„Ich hatte Angst, du würdest auf jedes Angebot eingehen, nur um Alagoas daran zu hindern, das Land zu verschandeln.“
„Soll ich dir was sagen, Gabriel?“ Sie ließ die Schultern hängen. „Das hatte ich auch befürchtet.“
„Aber es war unannehmbar?“
Ja, unannehmbar. Luis hatte, ohne es zu wissen, ihre Preisgrenze erreicht. „Ich kehre nach Hause zurück“, sagte sie leise.
„Das dachte ich mir, minha amiga , da ich sehe, wie du deinen Koffer packst“, zog er sie auf. Und wurde gleich darauf
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