Julia Bestseller Band 146
Armani, Chanel, Gucci, Prada, Jimmy Choo, alle Namen waren vertreten. In einer kurzen, atemberaubenden Stunde hatte Luis sie durch ein wahres Märchenland von Edelboutiquen geschleift, ohne je ihre Hand loszulassen. Er hatte begutachtet, verworfen und gewählt, um dann einer ehrfürchtig wartenden Verkäuferin ein weiteres Teil nahezu gleichgültig zu überreichen. Wann immer Cristina keinen Kommentar auf seine Frage, was ihr gefalle oder nicht, abgab, hatte er ihre beiden verschränkten Hände dazu benutzt, ihr Kinn leicht anzuheben, und sie voll auf die Lippen geküsst.
Er hatte seinen Charme spielen lassen, hatte gelächelt und gescherzt. Sämtliche Verkäuferinnen in allen Boutiquen waren schier dahingeschmolzen für den Mann, der ungerührt die Rechnung bezahlte – während Cristina wie ein verwöhnter Trotzkopf gewirkt haben musste, mit der erstarrten Miene, die sie trug.
Aber diese Verkäuferinnen wussten ja auch nicht, was hinter dem Charme steckte, den Luis nur zur Schau so großzügig verteilte. Sie hatten diese lachenden grünen Augen noch nie vor Rage blitzen sehen, sie konnten nicht ahnen, dass seine Küsse nur kalte Verachtung ausdrückten.
Cristina erkannte sehr schnell, dass Luis nach Plan vorging: Sei nett zu der Zukünftigen in der Öffentlichkeit, hinter geschlossenen Türen behandle sie wie den letzten Dreck.
Und der große Plan wurde seiner Mutter per Telefon mitgeteilt, während Cristina immer noch wie erschlagen auf dem Bett saß.
Ja, natürlich sei er überrascht über ihre Anwesenheit hier in Rio. Der Empfang habe es ihm mitgeteilt, wer sonst. Nein, leider habe er keine Zeit für eine gemeinsame Tasse Tee, aber ein Abendessen wäre nett. Ob es in Ordnung sei, dass man sich in der Hotelbar treffe? Er habe noch etwas Geschäftliches zu erledigen.
Kinsella war von der Bank zurück und bot ihr übliches makelloses Erscheinungsbild in dem cremeweißen, eng anliegenden Rollkragenpullover mit dazu passendem engem, figurbetonendem Rock. Anton beobachtete unter halb gesenkten Wimpern hervor, wie sie sich durch den Konferenzsaal bewegte und die liegen gebliebenen Zeugnisse des Arbeitstages wegräumte. Geschickt und tüchtig, wie sie war, gab es nichts, das nicht an seinem Platz lag. Niemand würde vermuten können, welche Gefahr hinter dieser kühlen Fassade lauerte.
„Begleiten Sie mich heute Abend zum Dinner“, begann er und sah, wie sie unwillkürlich nach Luft schnappte, bevor sie ihm mit einem kalkuliert freundlich gehaltenen Lächeln das Gesicht zuwandte.
„Ich …“ Sie zögerte wirkungsvoll.
„Meine Mutter ist soeben aus England angekommen. Ich dachte mir, ihr erstes Dinner hier sollte etwas Besonderes sein.“
„Und Mrs Ordoniz?“
Anton verbesserte den Namen gar nicht erst. „Denken wir im Moment doch nicht an sie“, sagte er mit samtener Stimme, und Kinsella errötete leicht.
Er hatte immer gewusst, dass er sie herumkriegen konnte, alle, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Aber er hatte diese Gabe noch nie auf so zynische Weise eingesetzt.
„Ein Dinner wäre sehr nett … danke“, sagte Kinsella jetzt.
Sie glaubte, den Mann endlich an der Angel zu haben.
Sie glaubte, in seiner Mutter eine Verbündete zu haben.
Sie glaubte, sie sei auf dem besten Wege, in den erlauchten Kreis seiner Familie vorzudringen, Mutter und Sohn zu versöhnen und für sich das gewünschte Happy End zu erleben.
Maxens Anruf hatte ihm die Augen geöffnet, und jetzt sah Anton alles so klar und deutlich, dass es ihn schauderte.
Kein Zweifel – rot. Anders ist das Kleid nicht zu beschreiben, dachte Cristina und strich vor dem Spiegel über den seidigen Stoff. Geschaffen dazu, jede einzelne Kurve zu betonen und den Blick auf die langen Beine zu lenken. Die Tatsache, dass sie keines der Teile anprobiert hatte und dieses Kleid trotzdem wie für sie gemacht saß, sagte viel aus über Luis’ Augenmaß. Die langen Ärmel schmiegten sich wie eine zweite Haut um ihre Arme, bis unter die Achseln, ließen die Schultern frei. Die Korsage ließ ein dezentes Dekolleté sehen, provozierte mehr, als es offen zu zeigen. Sexy, dachte Cristina jetzt, die Fantasie anregend. Sie trug die falschen Diamanten ihrer Mutter und hatte sich das Haar aufgesteckt, schon allein deshalb, weil Anton sie lieber mit offenen Haaren sah. Allerdings hatte sie Zugeständnisse gemacht und einige Strähnen locker gelassen, die sich jetzt um Hals und Schultern ringelten. Ihr Make-up war auffällig – das Kleid verlangte
Weitere Kostenlose Bücher