Julia Bestseller Band 146
danach: dunkle Augenlider, schwarze, dick aufgetragene Mascara, ein roter Mund, in der gleichen Farbe wie das Kleid.
Und weil es über sechs Jahre her war und sie nicht widerstehen konnte, stellte sie sich in aufreizend provozierender Pose hin und warf ihrem Spiegelbild mit aufgeworfenen Schmolllippen eine Kusshand zu.
„Ah, das ist die Frau, die ich als Cristina Marques kenne.“
Beim Klang der männlichen Stimme wirbelte Cristina erschrocken und so hastig herum, dass sie in den hochhackigen Schuhen fast das Gleichgewicht verloren hätte. Eine leichte Röte überzog ihre Wangen. Verlegenheit, weil Luis sie bei ihrem kindischen Spiel vor dem Spiegel ertappt hatte.
In schwarzem Abendanzug und blütenweißem Hemd verkörperte er lässige Eleganz, gepaart mit erotisierender Männlichkeit.
„Ich hatte schon befürchtet, sie sei auf immer verschwunden“, fuhr er träge fort. „Aber sie ist wieder da, schön und exotisch aufgeputzt in ihrem neuen Federkleid. Sexy und sich dessen bewusst.“
Worte, scharf hervorgebracht, die zeigten, in welcher Stimmung er war – immer noch wütend. Cristina hob herausfordernd das Kinn. „Selbst viuva de Ordoniz macht es Spaß, sich zu bestimmten Anlässen zurechtzumachen“, sagte sie trotzig.
Seine bis dahin entspannten Züge verhärteten sich. „Du hast behauptet, du hättest diesen Namen nie benutzt. Fang jetzt nicht damit an.“
Er stieß sich vom Türrahmen ab und kam mit der Geschmeidigkeit eines Panthers durch den Raum auf sie zu. Einen Schritt vor ihr blieb er stehen, überwältigte sie mit seiner Größe und seiner männlichen Präsenz, ließ ihren Puls rasen und ihre Knie weich werden, auch wenn sie sich verzweifelt dagegen wehrte.
Mit einem Finger schnippte er gegen den Diamanthänger in ihren Ohren, fuhr mit der Fingerspitze weiter unter die Halskette. „Diamanten?“, fragte er.
Sie wollte ihm schon sagen, dass die Steine nicht echt waren, doch der Stolz hielt sie zurück – das, was ihr davon noch übrig geblieben war. „Sie gehörten meiner Mutter“, erklärte sie nur.
„Ah.“ Er zog den Finger zurück, und Cristina fragte sich, ob er ihr wohl die Kette vom Hals gerissen hätte, hätte sie behauptet, der Schmuck sei ein Geschenk von Vaasco.
„Ich will nicht mit dir streiten, Luis“, hörte sie sich selbst heiser flüstern und wünschte im gleichen Augenblick, sie hätte die Worte nicht ausgesprochen.
„Wer streitet denn hier?“ Er schob mit lässiger Geste die Hände in die Hosentaschen.
Ein Seufzer kam über ihre Lippen. „Das, was vor sechs Jahren zwischen uns geschehen ist, war …“
„Vor sechs Jahren“, beendete er den Satz für sie. „Jetzt ist nur noch die Zukunft maßgebend.“
Doch für sie waren Vergangenheit und Zukunft unzertrennlich miteinander verbunden, wie Tag und Nacht. „Du kannst doch nicht …“
„Und ob ich kann. Ich kann alles tun, was mir beliebt, solange ich die Zügel in der Hand halte.“
„Wirst du mich wohl einen Satz zu Ende bringen lassen?“, fuhr sie ihn frustriert an.
„Jetzt nicht.“ Er zog eine Hand aus der Hosentasche. „Gib mir deine linke Hand.“
Sie atmete scharf ein. „Wozu?“
„Gib einfach her.“
Er zog ihre Hand heran. Kühle Finger hielten ihre, sein Daumen strich über ihren Handballen. Sie wusste diese Geste nicht zu deuten, selbst als er über ihren Ringfinger strich, ahnte sie noch immer nichts.
„Nichts zu sehen“, bemerkte er.
„Nein.“ Der Abdruck von Vaascos Ehering war längst verschwunden.
„Gut“, meinte er. „Das passt mir sehr gut …“
Erst jetzt erhaschte sie einen flüchtigen Blick, nur kurz, bevor er ihr den Ring über den Finger streifte. Strahlende Diamanten, die einen tiefroten Rubin umrandeten, gefasst in Gold. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, ein Kloß bildete sich in ihrer Kehle.
„Gefällt er dir?“
Natürlich gefiel ihr der Ring – er war unglaublich schön! „Aber … Luis …“, brachte sie stockend hervor. „Wir müssen reden, über …“
„Sieh den Ring als Besiegelung für die Anwartschaft meines Besitzerstatus’ an. Der Ehering folgt bald.“
„Bald?“
„Ja, bald“, wiederholte er. „So schnell es sich arrangieren lässt.“ Er neigte den Kopf und küsste sie flüchtig auf den Mund. „Und meinen Namen wirst du benutzen, querida “, versicherte er. „Cristina Scott-Lee … das hört sich sehr englisch an, findest du nicht auch?“
Da waren sie wieder, die Sticheleien. Cristina senkte den Blick und
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