Julia Bestseller Band 146
dauerte keine zehn Sekunden, um sie in ein nachgiebiges, willenloses Wesen ohne klaren Gedanken zu verwandeln, das sich nur noch an ihn klammern konnte.
Und dann hörte es auf. Sie verstand nicht, warum, und es dauerte, bis sie sich aus der seltsamen Trance fing.
„Ich liebe deine Art zu hassen, querida “, höhnte er. „Es erregt mich ungemein …“
Mit einem Aufschluchzen riss sie sich von ihm los und eilte ins Schlafzimmer.
Anton zuckte leicht zusammen, als die Tür laut ins Schloss fiel. Er stürzte den Rest seines Drinks hinunter, goss sich einen zweiten ein, wollte ihn gerade ebenfalls in einem Schluck trinken, als er sich bewusst wurde, was er tat, und innehielt.
Er hatte sie doch dahin gebracht, wo er sie haben wollte. Warum also fühlte er sich jetzt, als hätte er etwas Unersetzliches verloren?
Während Anton sein Bestes tat, um sich durch Arbeit abzulenken, feilte sich ein eleganter alter Herr mit schlohweißem Haar sorgsam die gepflegten Fingernägel, während er dem Bericht eines unauffällig aussehenden jungen Mannes mit dem unauffällig klingenden Namen José Paranhos lauschte.
Bisher war Senhor Javier Estes sehr zufrieden mit den Informationen, die man ihm zutrug. So, wie es aussah, verlief alles genau nach Plan. Senhor Scott-Lee hatte die Herausforderung angenommen, und diese Herausforderung schien ihn ganz wunderbar in Anspruch zu nehmen. Senhor Estes lächelte sogar ein wenig, als er hörte, dass Cristina die Nacht in Scott-Lees Suite verbracht hatte.
Doch schon beim nächsten Satz erstarb dieses wohlwollende Lächeln. „Wie war das? Wiederholen Sie das bitte.“ Senhor Estes richtete sich auf. „Diese Frau hat Senhorita Marques am Lift abgefangen?“
José nickte. „Senhorita Lane war sehr erbost. Sie behauptete, sie und Senhor Scott-Lee seien ein Paar und hätten die Nacht zuvor noch gemeinsam verbracht. Verständlicherweise war Senhorita Marques sehr aufgeregt.“ Der junge Mann wiederholte Wort für Wort, was sich im Hotelfoyer abgespielt hatte.
Mit gerunzelter Stirn legte Senhor Estes die Nagelfeile weg und nahm einen Füllfederhalter auf, um sich eine Notiz in der Akte zu machen, die aufgeschlagen vor ihm lag. Dass diese Anmerkungen gegen Anton sprachen, zeigte sich darin, dass sie fett unterstrichen wurden.
„ Obrigado , José. Sie werden die Observation fortsetzen und mich weiterhin auf dem Laufenden halten.“
Mit einem knappen Nicken stand José auf und verließ die Kanzlei. Senhor Estes entnahm dem Aktenordner währenddessen einen versiegelten Umschlag. Ein Umschlag, adressiert an Cristina Marques.
Der Fuchs im Hühnerstall, überlegte Javier Estes nachdenklich, löst unweigerlich Unruhe aus …
7. KAPITEL
Luis saß am Konferenztisch und versuchte sich auf die Berichte zu konzentrieren, die man ihm vorlas. Seine beiden Manager bedachten ihn mit befremdeten Blicken, weil sie immer wieder auf seine Aufforderung hin etwas wiederholen mussten. Er konnte es ihnen nicht verübeln. Er fühlte sich ja auch merkwürdig. Unkonzentriert und abgelenkt, sich auf höchst unerwünschte Art bewusst, dass sich Cristina jenseits dieser Tür befand.
Das Telefon neben ihm begann zu klingeln. Da Kinsella nicht im Vorzimmer war, weil er sie zur Bank geschickt hatte, um einige Dokumente abzuholen, nahm er selbst den Hörer auf.
„Scott-Lee“, meldete er sich energisch.
„Endlich!“ Maximilians Stimme ertönte erleichtert am anderen Ende. „Ich versuche schon den ganzen Tag, dich zu erreichen. Wo, zum Teufel, treibst du dich herum?“
Anton verspannte sich. Sein Onkel war ganz offensichtlich aufgeregt, und so winkte Anton seine beiden Manager aus dem Raum, um ein privates Gespräch führen zu können. „Was ist los, Max? Ist etwas mit Mutter passiert?“
„So könnte man es nennen, allerdings“, lautete die trockene Antwort. „Sie ist auf dem Weg nach Rio. Eigentlich müsste die Maschine gerade jetzt landen.“
„Sie kommt hierher? Wieso?“
„Um diese verrückte Heirat, die du planst, aufzuhalten. Weshalb wohl sonst!“
Die Heirat? „Wie hat sie so schnell davon erfahren können?“, fragte er seinen Onkel verdutzt.
„Normalerweise käme ich ja nie auf den Gedanken, mich in die Pläne deiner Mutter einzumischen, Anton. Ich bewundere und liebe diese Frau wie eine Schwester. Und ich will auch nicht zusehen müssen, wie du dich an eine geldgierige Witwe verschwendest, aber …“
„Achte auf deine Wortwahl, Max“, warnte Anton.
„Ist diese Frau nicht die Witwe von
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