Julia Bestseller Band 146
etwas gibt, das ich mir in unserer Beziehung anders gewünscht hätte, dann dass ich gewusst hätte, dass er nicht mein leiblicher Vater war. Dann hätte ich ihm meine unendliche Dankbarkeit erweisen können, weil er mich so liebte, wie er mich geliebt hat.“
Seine Stimme war rau vor Emotionen geworden, Emotionen, die sich auch auf seinem Gesicht widerspiegelten. Cristina wollte ihm über die Wange streichen, doch er hatte noch mehr zu sagen.
„Ich weiß, dass ich das auch tun kann. Ich kann das Kind eines anderen so lieben wie ein eigenes Kind, weil ich es von dem Besten gelernt habe. Die Frage ist, kannst du das auch, Cristina? Kannst du dem Kind eines anderen erlauben, den leeren Platz in deinem Leben zu füllen, so wie ich den leeren Platz in Sebastians Leben gefüllt habe?“
Er redete über Adoption. Ihrer beider Leben mit den Kindern anderer füllen. Etwas in ihr wuchs, etwas, das man Hoffnung nannte. Doch Hoffnung war auch immer gefährlich. Würde Cristina das schaffen? Würde es ihm reichen?
„Aber du kannst eigene Kinder haben“, wehrte sie sich immer noch. „Es wird einen Unterschied machen. Vielleicht nicht jetzt, aber später, nach Jahren, wenn du …“
„Wir leben nicht mehr im Mittelalter, wo es für einen Mann wichtig war, seine Gene weiterzuvererben“, schnitt er ihr das Wort ab. „Ich will nur eines – dir meinen Ring an den Finger stecken. Wenn du nur endlich aufhören wolltest, so stur zu sein, und es einsiehst!“
„Es wird dir wirklich nichts ausmachen, wenn wir Kinder adoptieren müssen?“
„Eins, zwei, fünf, zehn! Von mir aus füllen wir ganz Santa Rosa mit ihnen, wenn es das ist, was du willst!“
„Oder ziehen ein Dutzend englischer Bankierskinder in England groß.“
Sie sagte es mit einem kleinen Lachen, und es war dieses Lachen, das das Schlusszeichen für Anton setzte. Es reichte ihm, endgültig. Er wusste, dass ihm diese Frau an der Angel hing, ob ihr das nun gefiel oder nicht. Er stand auf, zog sie ebenfalls hoch und in seine Arme und küsste sie. Hart und verlangend. Sie schmiegte sich an ihn, wie sie sich immer an ihn schmiegte, und als er endlich atemlos den Kopf hob, fragte er gereizt: „Können wir jetzt endlich heiraten?“
Eine knappe halbe Stunde später küsste Anton seine ihm frisch angetraute Ehefrau vor den Augen der anwesenden Hochzeitsgäste.
Cristina sah erhitzt und glücklich aus, und er war ebenfalls glücklich – und erleichtert, es endlich geschafft zu haben.
Jemand legte ihm eine Hand auf die Schulter. Anton drehte sich um und stand dem jungen Mann gegenüber, den er schon einmal hier in diesem Hotel gesehen hatte, an jenem Abend bei dem Dinner.
„Entschuldigen Sie die Störung, senhor .“ Der junge Mann verbeugte sich tief. „Aber ich soll diesen Brief bei Ihnen abliefern.“
Im Raum wurde es still, Cristina klammerte sich an Antons Arm, als der mit einem Lächeln auf den Lippen das Siegel brach.
„Was ist es?“, fragte Cristina atemlos.
Ohne ein Wort reichte er ihr das einzelne Blatt und beobachtete, wie sie verständnislos die Stirn runzelte.
„Macht sich gut, nicht wahr?“, meinte er schmunzelnd. „Cristina Vitória de Marques Scott-Lee.“
„Aber der Brief ist doch an dich adressiert. Ich verstehe nicht …“
„Mein Hochzeitsgeschenk für dich.“
Sie las. Las noch einmal, bevor sie den Sinn des Geschriebenen begriff. Ein leiser Aufschrei entfuhr ihr, sie drehte sich hastig um, suchte nach jemandem …
„Rodrigo, erklär mir, was das zu bedeuten hat.“
Rodrigo nahm ihr den Brief aus den Händen, las und reichte ihn ihr wieder zurück. „Nun, das ist doch sehr einfach. Durch die Heirat mit Senhor Scott-Lee wurdest du als Nachlassempfängerin eines Drittelanteils des Ramirez-Vermögens eingesetzt. Was dich übrigens zu einer sehr reichen Frau macht, Cristina.“
„Aber warum?“ Sie war immer noch völlig perplex.
„Wegen Nichterfüllung der Testamentskonditionen“, erklärte der Anwalt.
„Und ich will es nicht“, fügte Anton hinzu.
„Aber, Luis … ich will es auch nicht!“
Er stöhnte. „Sag das nicht. Ich bin fest davon ausgegangen, dass du es annimmst.“ Damit hob er sie auf seine Arme und trug sie fort von den Gästen und in eine ruhigere Ecke des Saales. „Du bist so schön, ich bete dich an.“ Er verteilte federleichte Küsse über ihr ganzes Gesicht. „Und jetzt bist du auch noch eine wunderschöne, anbetungswürdige, reiche Ehefrau.“
„Wusstest du, dass das passieren
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