Julia Bestseller Band 146
wolltest mich belügen, wolltest mir weismachen, dass Luca Nickys Vater ist.“
Freya konnte ihn nur sprachlos ansehen.
„Du hast fünf Minuten lang vor der Tür gestanden und mit dir gerungen, ob du mich belügen sollst.“
Woher wusste er das? „Aber das wollte ich gar nicht sagen.“
„Auch das ist nicht die Wahrheit. Du kannst dir deine Märchen sparen, Freya. Ich weiß, dass ich Nickys Vater bin und dein Schicksal besiegelt ist. So, nun zieh endlich die Schuhe an, damit wir aufbrechen können.“
„Du magst sein Erzeuger sein, das macht dich aber noch lange nicht zu seinem Vater.“
„Man hat mir ja bisher die Gelegenheit dazu nicht gegeben.“
„Willst du etwa mir die Schuld dafür in die Schuhe schieben?“
„Du hättest mich nach der Geburt anrufen können. Dann hättest du selbst gesehen, dass ich …“
„Das ist die Höhe, Enrico. Du hast mich an die Luft gesetzt, und da erwartest du, dass ich mich bei dir melde, damit du dir Nicky ansehen kannst?“
„Das wäre ja wohl nicht zu viel verlangt gewesen.“
Freya lachte missmutig. „Wenn du mich nicht so erniedrigt hättest, hätte ich dich vielleicht sogar informiert. Aber ich habe schnell dazugelernt. Ich hasse dich, Enrico, ich hasse dich so sehr, dass ich Wände einreißen würde, um aus deiner Nähe zu kommen.“
„Was für eine Energieverschwendung! Geh doch einfach durch die Tür. Zieh die Schuhe an, und komm!“
Sie überhörte seine Bemerkung. „Wann hast du dir denn die Mühe gemacht, Kontakt zu mir aufzunehmen? Ich wohne wieder dort, wo ich vor unserer Beziehung gelebt habe. Du wusstest, dass ich meine Bleibe behalten hatte. Ich habe sogar noch dieselbe Telefonnummer. Ich kann mich nicht erinnern, dass du mich angerufen hast. Es hat dich überhaupt nicht interessiert, ob es dem Kind und mir gut geht. Im Gegenteil. Als ich in den Wehen lag und mich ablenken wollte, ist mir eine Zeitschrift in die Hände gefallen, in der eine ganze Fotoserie von dir und deiner neusten Eroberung abgebildet war.“
Enrico verzog das Gesicht. „Hattest du große Schmerzen?“
„Hattest du Spaß mit der Brünetten?“
Sein Blick wurde noch finsterer.
„Wahrscheinlich freut es dich, dass du dich mit dem Mädchen vergnügt hast, während ich Nicky zur Welt gebracht habe.“
„Nein, so ist das überhaupt nicht“, entgegnete er schroff.
„In einer späteren Ausgabe der Zeitschrift warst du mit einer Blondine abgebildet, mit der du wohl ebenfalls deinen Spaß gehabt hast, während ich mit Nicky auf dem Arm durch die Wohnung gelaufen bin, als er Zähnchen bekommen hat. Ich hätte wohl wirklich anrufen sollen, um dir den Spaß zu verderben und dich zu fragen, ob du gern der Vater meines Sohnes wärst.“
„Hör auf damit, Freya! Glaubst du, es ist leicht für mich, plötzlich einen zweijährigen Sohn zu haben?“
„Er ist nicht dein Sohn.“
Enrico stieß die Luft aus, schüttelte den Kopf und umfasste Freyas Schultern. „Du rachsüchtiges Biest! Natürlich ist er mein Sohn.“
„Das sagst du nur, weil er dir so ähnlich sieht.“
Er ließ sie los und wandte sich ab. Sie hat ja recht, dachte er verzweifelt.
Freya kämpfte mit den Tränen, als sie endlich in die Schuhe schlüpfte. „Bitte lass uns einfach in Ruhe“, bat sie leise. „Diese überstürzte Heirat ist eine Schnapsidee. Du willst mich doch gar nicht wieder in deinem Leben haben.“
Enrico wandte sich ihr wieder zu. Sein Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt. „Ich will meinen Sohn. Du gehörst zu ihm, also heiraten wir.“
„Nicky ist …“
„Mein Sohn. Du weißt es, ich spüre es, Nicky spürt es. Wir gehören zusammen, und das lasse ich mir von dir auf keinen Fall zerstören.“
„Aber ich werde dich nicht heiraten.“
„Wie du willst, Freya. Dann muss ich eben das Sorgerecht einklagen. Und ich werde es bekommen, denn was hat eine alleinerziehende, arbeitslose Mutter ihrem Kind schon zu bieten?“
Liebe, wollte sie erwidern. Doch die würde Nicky auch von seinem Vater bekommen. Es war unübersehbar, wie sehr Enrico ihn schon jetzt liebte. Freya war so verzweifelt, dass sie sich am liebsten die Augen ausgeweint hätte. Stattdessen ließ sie den Kopf hängen und griff wortlos nach ihrer Handtasche.
Schweigend hob Enrico den Karton auf, nahm seinen Aktenkoffer und ging zur Tür, die er umständlich öffnete. Im Vorzimmer saß der Sekretär mit unbewegter Miene am Schreibtisch.
„Ruf Fredo an. Er soll mit unserem Sohn zum Wagen kommen“, befahl Enrico
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