Julia Bestseller Band 146
ihm.
Freya sah besorgt auf. „Ich glaube nicht, dass …“
„Nein, warte, ich rufe lieber selbst an.“ Enrico reichte Freya den Aktenkoffer und holte sein Handy aus der Hosentasche.
Es war ein merkwürdiges Gefühl, nach all der Zeit wieder neben ihm zu gehen und seinen Aktenkoffer zu tragen. Vor den Fahrstühlen blieben sie stehen.
In melodischem Italienisch fragte Enrico seinen Leibwächter, ob Nicky mit ihm gehen würde. Freya überlegte hin und her, ob es noch eine Möglichkeit für sie und Nicky gab, allein zu leben – ohne Enrico. Sosehr sie auch nachdachte, sie kam zu keiner vernünftigen Lösung. Sie waren ihm beide ausgeliefert. Denn welches Sozialamt würde mit Unterhaltszahlungen einspringen, wenn der Sachbearbeiter erfuhr, wer Nickys Vater war?
Enrico wandte ihr plötzlich den Rücken zu, entfernte sich vom Lift und redete ungeduldig auf Fredo ein.
Wie gut er aussieht, dachte Freya bewundernd. Und wie unglaublich sexy … Kein Wunder, dass sie ihm nicht hatte widerstehen können. Aber ganz so leicht hätte sie es ihm auch nicht zu machen brauchen. Sie schämte sich, denn durch die entwürdigende Szene im Büro hatte sie alles verloren: Ihre Würde und ihre Selbstachtung, wohingegen Enrico selbstbewusster denn je wirkte.
Inzwischen war ein Lift angekommen. Als niemand Anstalten machte einzusteigen, schlossen die Türen sich wieder. Freya drückte auf den Knopf, um den nächsten Fahrstuhl zu rufen. Enrico war zurückgekehrt und sprach nun englisch. Offensichtlich unterhielt er sich mit Cindy. Dann reichte er Freya das Handy.
„Sie möchte von dir hören, dass Nicky mit Fredo das Gebäude verlassen darf.“
Freya erteilte die Erlaubnis. In diesem Moment hielt ein Lift, und sie stiegen ein. Erneut überschüttete Cindy Freya mit Fragen. Doch dann griff Enrico nach dem Hörer. „Sie haben gehört, was Freya gesagt hat. Ist sonst noch was?“, fragte er barsch.
Daraufhin beendete Cindy schnell das Gespräch.
Nun wurde Nicky also einem Fremden anvertraut. Ein Telefongespräch hatte genügt. Gegen Enrico kommt niemand an, dachte Freya resigniert, als sie nach unten fuhren.
Der Fahrstuhl hielt an, doch die Tür öffnete sich nicht. Offensichtlich hatte Enrico auf den Haltknopf gedrückt. Nachdem er den Karton abgestellt hatte, richtete Enrico sich auf und sah Freya in die Augen.
„Was soll das bedeuten?“, fragte sie besorgt.
Statt jedoch zu antworten, kam er näher. Sie versuchte verzweifelt, ihm auszuweichen, was in dem engen Fahrstuhl unmöglich war. Dann begann Enrico, sie zu küssen.
Sie hätte es nicht zulassen dürfen. Sie hasste ihn doch.
Enrico nahm sich viel Zeit, und sein Kuss wurde immer intensiver. Als Enrico sich an sie drängte, spürte sie, wie erregt er war. Ihr wurde schwindlig. Er spielte mal wieder mit ihr und bediente sich seiner typischen Enrico-Ranieri-Verführungstaktik, mit der er noch jede Frau herumbekommen hatte. Er rieb sich an Freya, während er sie die ganze Zeit küsste und streichelte.
Freya schmolz nur so dahin. Heiße Wogen des Verlangens durchfluteten sie. Er will mir nur zeigen, wie viel Macht er über mich hat, dachte sie, konnte aber nichts dagegen tun. Es war so unfair, dass er sie so willenlos machte. Sie sehnte sich mit ihrem ganzen Körper nach ihm.
Als Enrico sie schließlich losließ, blieb sie reglos an die Liftwand gelehnt stehen – die Augen geschlossen, die Lippen sehnsüchtig leicht geöffnet und am ganzen Körper bebend …
Wie schön sie ist, dachte Enrico. Einfach unwiderstehlich. Trotzdem wusste er nicht, ob er sich darüber freuen sollte, wie bereitwillig sie seine Zärtlichkeiten erwiderte. Vielleicht reagierte sie ja so auf alle Männer, die in ihre Nähe kamen.
Er drückte wieder auf den Knopf, und der Lift setzte die Fahrt ins Erdgeschoss fort, während Enrico das Gummiband aus Freyas Haar zog. Freya öffnete erschrocken die Augen, während ihr das Haar in weichen Wellen über die Schultern fiel.
In ihren dunkelgrünen Augen kann man sich verlieren, dachte Enrico, als sie zu ihm aufsah. „So“, sagte er kühl, „jetzt sieht man dir wenigstens an, wie verrückt du nach mir bist.“
Die Worte trafen sie wie ein Schlag ins Gesicht. Was für eine Retourkutsche für ihre Ohrfeige! Und sie, Freya, konnte sich nicht einmal wehren, weil sie noch ganz erfüllt von Enricos Liebkosungen war. Nur ihr Verstand arbeitete wieder.
Enrico hob den Karton auf, als der Lift hielt. Erstaunt stellte Freya fest, dass sie noch immer den
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