Julia Bestseller Band 146
Aktenkoffer umklammert hielt.
Inzwischen war die Fahrstuhltür zurückgeglitten, und sie verließen den Lift im Erdgeschoss. Hier herrschte jetzt weit weniger Betrieb als in der Mittagspause. Trotzdem gab es genug Leute, die beobachteten, wie Enrico besitzergreifend den Arm um die Taille der jungen Frau gelegt hatte, der man ansah, dass sie gerade ausgiebig geküsst worden war.
Freya hielt den Blick gesenkt, als sie Seite an Seite die Empfangshalle durchquerten. „Ich …“
„Du hasst mich, ich weiß. Du kannst jedoch dem Himmel danken, dass du heute flache Schuhe trägst. Auf hohen Absätzen hättest du es sicher nicht durch die Halle geschafft, so wie dir vor Verlangen nach mir, den du so hasst, die Knie zittern. Dann hätte ich dich tragen müssen.“
Ein schwarzer Mercedes stand am Ausgang bereit. Enrico öffnete den hinteren Schlag, ließ Freya auf die andere Seite rutschen und folgte ihr auf den Rücksitz. In dem Glauben, dass sie noch auf Fredo und Nicky warten würden, reagierte Freya ganz erschrocken, als die Limousine sich plötzlich in Bewegung setzte.
„Aber was ist mit Nicky?“, fragte sie bestürzt.
„Er fährt mit Fredo“, erklärte Enrico.
„Das kannst du doch nicht machen! Wie kannst du es wagen?“ Verzweifelt blickte sie aus dem Heckfenster, um nach dem anderen Wagen Ausschau zu halten. Doch ihnen folgte kein zweites Auto.
Plötzlich wurde ihr klar, was da vor sich ging. „Du hast meinen Sohn entführt“, rief sie entsetzt und funkelte Enrico wütend an.
Er runzelte die Stirn. „Mach dich doch nicht lächerlich.“
„Sofort anhalten“, rief sie panisch und versuchte, den Schlag zu öffnen. Doch Enrico konnte gerade noch rechtzeitig verhindern, dass sie aus dem fahrenden Wagen sprang.
„Ich habe ihn nicht entführt“, antwortete er verärgert. „Wieso sollte ich meinen eigenen Sohn entführen?“
„Wo ist er dann?“, fragte Freya am Rande der Verzweiflung. „Was hast du mit ihm gemacht? Wie kannst du mir das antun? Du kannst mich doch nicht einfach von Nicky trennen.“
„Wir haben ein Spezialtaxi für ihn und Fredo bestellt, weil mein Wagen noch keinen Kindersitz hat“, erklärte Enrico, der nicht wagte, Freya loszulassen, weil er befürchtete, dass sie sonst einen weiteren Versuch unternehmen würde, aus dem fahrenden Wagen zu entkommen.
„Okay, dann sollte ich bei ihm sein und nicht bei dir.“ Verzweifelt versuchte sie, sich aus Enricos hartem Griff zu befreien.
„Beruhige dich, Freya. Du bist ja hysterisch.“ Eine solche Reaktion von ihr hätte er nicht für möglich gehalten. Er hatte doch nur praktisch gedacht, als er ein Taxi mit Kindersitz bestellt hatte. „Du weißt doch, dass er bei Fredo bestens aufgehoben ist.“
„Das wirst du ja wohl kaum entscheiden dürfen.“
„Doch, cara , von jetzt an darf ich das. Gewöhn dich besser an den Gedanken.“ Wütend ließ er sie los und lehnte sich zurück.
Die Vorstellung, dass Enrico von nun an mitzubestimmen hätte, wie das Leben ihres Sohnes und damit auch ihres zu verlaufen hätte, löste bei Freya einen Migräneanfall aus. Der Stress war einfach zu viel für sie. Verzweifelt ließ sie sich gegen das Polster des Rücksitzes sinken und schloss die Augen.
Enrico beobachtete sie besorgt. Sie war weiß wie die Wand. Es tat ihm leid, sie in Angst und Schrecken versetzt zu haben. Dabei hatte er doch nur auf Fredos Rat gehört! Es war ihm sogar sehr recht gewesen, den Jungen bei Fredo in Sicherheit zu wissen, denn er wollte nicht, dass der kleine Zeuge der Auseinandersetzung mit Freya wurde.
Trotz allem musste er sie weiterhin unter Druck setzen, sonst lief sie ihm doch noch davon. Und dann müsste er in langwierigen Gerichtsverfahren seine Vaterschaft beweisen und versuchen, das Sorgerecht zu bekommen. Das wollte er vermeiden.
Ohne seinen Sohn wollte er nicht mehr leben. Noch nie hatte er einen so überwältigenden Wunsch verspürt. Wenn man einmal davon absah, dass er vor drei Jahren am liebsten seinen Cousin umgebracht hätte, als er den Kerl mit Freya im Bett erwischt hatte.
Schweigend setzten sie die Fahrt fort. Inzwischen hatten sie das Bankenviertel hinter sich gelassen und befanden sich im Stadtteil Mayfair.
Schließlich brach Enrico das Schweigen. „Ich habe dich nicht von Nicolo getrennt, weil ich dich besonders grausam bestrafen wollte“, sagte er.
„Wir waren noch nie getrennt unterwegs“, flüsterte Freya. „Er ist immer bei mir.“ In ihren Augen schimmerten Tränen, als sie Enrico
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