Julia Bestseller Band 146
verzweifelt ansah.
Sie war so verletzlich! Enrico hätte sich am liebsten entschuldigt, doch dann wurde er von einer stärkeren Empfindung übermannt. Er musste sich sehr zusammenreißen, sonst hätte er Freya auf dem Rücksitz seines Mercedes verführt. Sie war wirklich in jeder Lebenslage unwiderstehlich! Der Liebesakt – wenn man ihn denn so bezeichnen konnte – im Büro hatte seinen Appetit auf Freya erst recht geweckt. Deshalb hatte er sie auch im Lift geküsst. Und jetzt … Er schüttelte verzweifelt den Kopf. Die widersprüchlichsten Gefühle hatten sich seiner bemächtigt, seit er Freya im Foyer begegnet war.
Auch sie spürte das erotische Knistern und stöhnte. Sie atmete schneller, ihr Gesicht hatte wieder Farbe bekommen, und ihr verletzlicher Ausdruck verschwand.
An einer Ampel bog der Wagen rechts ab. Verwirrt sah Freya um sich. „Wohin fahren wir eigentlich?“
So leid es Enrico tat, er musste ihr erneut einen Schock versetzen. „Wir fahren zu meiner Wohnung“, erklärte er. „Ich habe beschlossen, dass es am besten ist, wenn ihr zu mir zieht. Also habe ich jemanden beauftragt, die Sachen in deinem Apartment zusammenzupacken und sie umgehend zu mir zu bringen, damit sie bei unserer Ankunft schon da sind.“
Freya blinzelte erstaunt. „Aber meine Wohnungstür ist abgeschlossen. Wie …?“
„Ich habe mir erlaubt, deinen Schlüssel an mich zu nehmen, als du in der Kinderkrippe warst.“ Als wäre das nicht schlimm genug, setzte er noch eins drauf: „Fredo ist mit Nicolo in den Zoo gefahren, um die Affen zu besuchen. Das gibt uns zwei Stunden Zeit, um Nicolos neues Zimmer einzurichten, damit er seine vertrauten Sachen um sich hat und nicht zu sehr verwirrt wird.“
Freya sah ihn nur an.
Wenn Blicke töten könnten, dachte er und sah schnell weg.
6. KAPITEL
„Das ist ja krankhaft, wie du alles unter Kontrolle bringst“, sagte Freya abweisend. „Am liebsten würdest du mich wohl abservieren, damit du Nicolo ganz unter deine Fuchtel bringen kannst.“
„Eine verlockende Vorstellung“, erwiderte Enrico betont gelassen. „Ich werde darüber nachdenken.“
„Vielleicht verschwinde ich auch ohne deine Hilfe“, antwortete sie wütend. „Immerhin habe ich ja Freunde.“
Das passte ihm nicht. „Etwa männliche Freunde? Gibt es da einen Mann, der dein Verschwinden finanzieren würde?“
„Kann schon sein“, behauptete sie.
Die Atmosphäre in der Limousine war plötzlich eisig. Damit hat er nicht gerechnet, dachte Freya zufrieden. Er ist tatsächlich arrogant genug, sich einzubilden, dass es gar keinen anderen Mann in meinem Leben geben kann.
„Wer ist der Mann?“, fragte Enrico ärgerlich.
Sie lächelte triumphierend. „Das geht dich gar nichts an.“
„Du solltest es mir trotzdem verraten, wenn du den Wagen lebend verlassen willst.“
„Sag Fredo, er soll mir meinen Sohn bringen, dann überlege ich es mir vielleicht.“
„Wir reden von deinem Verschwinden, nicht von dem meines Sohnes. Du kannst selbstverständlich gehen, aber mein Sohn bleibt bei mir.“
Das sagt ja wohl alles, dachte Freya verbittert, gab aber noch immer nicht auf. „Es sei denn, der andere Mann meint, ältere Rechte an Nicky zu haben.“
Sie spricht von Luca! Enrico war außer sich. Sein Herz klopfte plötzlich zum Zerspringen, als ihm das bewusst wurde. Er konnte Freyas Blick nicht standhalten und wandte sich ab.
Fast tat er ihr schon wieder leid. Doch er hatte ihr den Sohn weggenommen, um sie gefügig zu machen. Sie dachte gar nicht daran, ihre Bemerkung zurückzunehmen.
Als der Wagen kurz darauf hielt, stieg Freya schnell aus und überließ den erschütterten Enrico auf dem Rücksitz seinen Gedanken an den verhassten Cousin.
Nervös blickte sie um sich. Die Nachmittagssonne hatte die weiße Fassade des im georgianischen Stil erbauten Hauses in gleißendes Licht getaucht. Offensichtlich war Enrico aus seinem Wohnblock ausgezogen, wo er vor drei Jahren noch gelebt hatte, und residierte nun in einem eleganten Stadthaus.
Wäre die Stimmung zwischen ihnen nicht auf dem Nullpunkt gewesen, hätte Freya ihn über das schöne Haus ausgefragt. Doch sie beschloss, lieber zu schweigen, als sie gemeinsam das elegante Foyer betraten.
Eine wunderschöne Treppe führte zur nächsten Etage. Bevor Freya Gelegenheit hatte, sich weiter umzusehen, öffnete sich eine Tür am anderen Ende der Eingangshalle, und ein mit weißem T-Shirt und engen Jeans bekleideter Mann kam ihnen entgegen.
Das war ja Sonny! Er
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