Julia Bestseller Band 146
Lippen.
„Ich habe noch etwas zu erledigen“, behauptete er. „Wir sehen uns erst in der Kirche wieder.“
„Dann war das also ein Abschiedskuss?“
Sie klang so verunsichert und schockiert und spielte ihm offenbar die Unschuld vom Lande vor – am liebsten hätte er ihr den Hals umgedreht. Aber er musste an seinen Sohn denken. Nur eine Heirat würde gewährleisten, dass Nicolo auch zukünftig eine Rolle in seinem, Enricos, Leben spielen würde.
„Tut mir leid, dir das sagen zu müssen, Enrico, aber du hast wirklich schon mal besser geküsst.“
„Schieb es auf die Nervosität vor der Hochzeit.“
„Wir können die Trauung auch absagen, wenn du willst.“
Abrupt blieb er an der Tür stehen. Er hatte gedacht, er könnte mit der Lüge leben, bis Freya mit ihm verheiratet war und ihm Nicolo nicht mehr nehmen konnte, doch plötzlich ging das alles über seine Kräfte.
Wut und Verachtung spiegelte sich in seiner Miene, als er sich umwandte. „Ich weiß von Luca“, stieß er rau hervor.
Freya sah ihn verwundert an. „Was weißt du über Luca?“
Sie spielt noch immer die Unschuld vom Lande, dachte er sarkastisch. Dieses Biest! Er ballte die Hände zu Fäusten. Wenn ich sie doch nur hassen könnte, dachte er verzweifelt.
Doch statt sie zu hassen …
„Du hast dich heute mit ihm getroffen.“
„Das habe ich ganz bestimmt nicht getan“, antwortete Freya heftig.
„Und innerhalb der vergangenen zwei Wochen war das nicht das erste Mal.“
Freya sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Ich habe deinen miesen Cousin nicht mehr gesehen, seit du ihn vor drei Jahren aus unserer Wohnung geworfen hast. Und ich will ihn auch nie wiedersehen. Wie kommst du nur zu dieser absurden Behauptung?“
„Ich habe ihn beobachten lassen. Er ist in einem Hotel ganz in der Nähe abgestiegen.“
„Wie schön für dich! Und was hat das mit mir zu tun?“
Enrico atmete tief durch. „Eine Frau ist dabei beobachtet worden, wie sie in seiner Suite verschwand. Die Frau war rothaarig.“
Freya sah ihn fassungslos an. „Und du unterstellst mir also, dass ich es gewesen bin?“
„Nun spiel hier nicht das Unschuldslamm. Dieses Mal habe ich dich zwar nicht mit eigenen Augen gesehen, aber die Beschreibung spricht für sich.“
8. KAPITEL
Enrico wandte sich hastig ab, als könnte er Freyas Anblick nicht mehr ertragen.
„Moment mal.“ Sie zog ihn am Ärmel, damit Enrico sich wieder zu ihr umdrehte. Ihr zitterten die Knie, und ihr war gar nicht gut. Verzweifelt versuchte sie, gelassen zu bleiben – vergeblich. „Willst du behaupten, ich hätte mich zwei Tage vor unserer Hochzeit mit deinem Cousin getroffen?“
„Ja, mindestens zweimal.“ Wütend schob er ihre Hand von seinem Jackett.
„Das ist gelogen“, stieß Freya in eisigem Tonfall hervor.
„Du wiederholst dich, und ich glaube dir kein Wort. Du warst heute bei ihm im Hotel.“
Freya sah ihn fassungslos an.
„Letzte Woche hast du sogar meinen Sohn mitgeschleppt.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte ihn. „Da bist du dir ganz sicher, oder?“
„Die Beweise sind erdrückend.“
„Das können höchstens Indizien sein, Enrico, aber du hast ja schon immer eine schlechte Meinung von mir gehabt.“
„Glaubst du vielleicht, es macht mir Spaß, mich mit deinem wahren Gesicht konfrontiert zu sehen?“
„Ganz zu schweigen von den heißen Liebesnächten. Die haben dir natürlich auch überhaupt keinen Spaß gemacht“, gab sie ironisch zurück.
„Dir auch nicht, wie ich gemerkt habe.“
Herausfordernd hob sie das Kinn. „Du hältst mich für ein billiges Flittchen.“
Er verzog das Gesicht. „Das habe ich nie gesagt.“
„Aber gedacht, Enrico. Sonst hätten wir diese Diskussion nicht.“
Wieder wandte er sich ab. „Du hättest dich einfach von ihm fernhalten sollen.“
„Da bin ich nicht so sicher.“ Auf unsicheren Beinen ging sie zum Bett, beugte sich vor und suchte etwas in den Einkaufstaschen. „Vielleicht ist Luca doch der bessere Cousin. Immerhin weiß er, was für ein Mistkerl er ist, während du dich zum Moralapostel aufspielst.“
Sie hatte gefunden, wonach sie gesucht hatte, richtete sich auf und warf den Gegenstand in Enricos Richtung. Er traf ihn am Rücken und landete dann auf dem Boden. Verblüfft drehte Enrico sich um und betrachtete das in Goldfolie verpackte und mit einer elfenbeinfarbenen Schleife versehene Päckchen.
„Mach es auf!“, forderte ihn Freya mit funkelnden Augen auf. „Dann
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