Julia Bestseller Band 146
kannst du selbst sehen, womit ich beschäftigt war, während ich angeblich mit deinem Cousin geschlafen habe.“
Zögernd hob Enrico das Päckchen auf und schüttelte es. Es klang wie zerbrochenes Glas. Mit zittrigen Händen zog er die Schleife auf, schlug die Folie zurück und betrachtete den Inhalt.
Freya beobachtete ihn mit Tränen in den Augen. Noch nie zuvor war sie so wütend und gleichzeitig so enttäuscht von ihm gewesen. Reglos betrachtete er das Geschenk.
„Es hat zwei Stunden gedauert, bis der Standesbeamte eine exakte Abschrift von Nickys Geburtsurkunde ausgefertigt hatte“, erklärte sie leise. „Und dann habe ich zwei weitere Stunden nach einem passenden Rahmen gesucht.“
Das Glas war zerbrochen, doch der Rahmen war heil geblieben, auch die Inschrift: „Ich danke dir für unseren wunderschönen Sohn“, war noch unversehrt.
„Auf der Geburtsurkunde bin ich als Vater eingetragen“, sagte Enrico ausdruckslos.
„Ja. Dumm von mir, deine Vaterschaft abzustreiten, wenn es hier doch die ganze Zeit schwarz auf weiß stand, oder? Aber du …“ Sie atmete tief durch. „Schließlich habe ich beschlossen, dass du es verdienst, die Wahrheit zu wissen, und ich wollte dir die Abschrift der Geburtsurkunde zur Hochzeit schenken. Albern, oder?“
„Das ist überhaupt nicht albern.“
„Egal, jedenfalls brauchst du mich nicht zu heiraten, um dein Anrecht auf unseren Sohn durchzusetzen. Ich wollte dir das Geschenk in unserer Hochzeitsnacht überreichen, als …“
Zeichen, dass mir unsere Ehe etwas bedeutet , hatte sie sagen wollen. Doch sie brachte es nicht über die Lippen. Es spielte auch keine Rolle mehr, denn die Hochzeit würde nicht stattfinden.
„Wer hat dich heute Morgen angerufen, bevor du das Haus verlassen hast, um die Urkunde zu besorgen?“ Er musste es doch wissen, oder? Wie lange sollte Luca noch zwischen ihnen stehen? Er hatte Freya nicht in die Augen gesehen, seit er das Geschenk aufgehoben und entdeckt hatte, was es war. Wieso hatte er nicht selbst daran gedacht, zum Standesamt zu gehen und einen Auszug aus dem Geburtenregister zu verlangen? Das hätte ihm einiges erspart.
„Cindy“, erwiderte sie ausdruckslos. „Wir haben uns zu einem Einkaufsbummel verabredet.“ Wie eine Braut sich eben mit ihrer besten Freundin verabredet, um sexy Dessous und ein verführerisches Nachthemd für die Hochzeitsnacht zu kaufen. „Du kannst sie gern fragen, wenn du mir nicht glaubst.“
Jetzt fand Enrico die Kraft, sie anzusehen, doch sie hatte sich abgewandt. Er war völlig verstört. Wie hatte er Freya nur so misstrauen können?
„Es … tut mir sehr leid“, sagte er leise.
Sie schüttelte nur abweisend den Kopf. Diese schwache Entschuldigung konnte sie nicht annehmen. Dazu war es zu spät. Wieder atmete sie tief durch. „Ich habe versucht, deinen Standpunkt nachzuvollziehen, und verstehe sogar, warum du so schlecht von mir denkst.“ Die Situation damals hatte für ihn nur einen Schluss zugelassen. „Aber ich hatte gehofft, wir könnten es noch einmal von vorn versuchen, um Nickys willen. Doch Luca spukt dir noch immer im Kopf herum, und du betrachtest mich noch immer als leichtes Mädchen, das von Cousin zu Cousin flattert.“
„Das ist nicht wahr.“
„Doch. Und weißt du was, Enrico? Ich fühle mich auch so, weil ich es dir so leicht gemacht habe.“
„Du hattest was mit meinem Cousin.“
„Ich hatte eine feste Beziehung zu dir, bis du sie zerstört hast“, erwiderte sie heftig.
„Erwartest du von mir, dass ich einfach vergesse, was vor drei Jahren passiert ist?“
„Vor drei Jahren hat man Lügen über mich verbreitet, mich falsch beschuldigt und mir keine Gelegenheit gegeben, mich zu rechtfertigen. Ich wurde beleidigt und erniedrigt und aus deinem Leben hinausbefördert. Erinnerst du dich, wie ich dich angefleht habe, mir zu glauben, Enrico? Weißt du noch, dass ich dir unter Tränen erzählt habe, ich würde ein Baby von dir erwarten? Du hast mich einfach verächtlich weggestoßen wie einen lästigen Gegenstand. Und dann musste Fredo mich aus dem Haus begleiten und wurde auch noch Zeuge, wie ich mich im nächstgelegenen Waschraum übergeben musste.“
Enrico war immer bleicher geworden. Geschieht ihm recht, dachte Freya verbittert. „Du hast mir nicht einmal Zeit gelassen, meine Sachen zu packen“, fuhr sie fort. „Sie wurden mir in einem Karton zugeschickt, mit der Aufschrift: ‚Persönliche Gegenstände der Freya Jenson‘, als wäre ich tot.“ Freya konnte
Weitere Kostenlose Bücher