Julia Bestseller Band 146
die Tränen nicht zurückhalten und drehte sich schnell um. Daher entging ihr Enricos schockierte Miene.
„Damit hatte ich nichts zu tun“, behauptete er leise.
„Wie schön für dich! Dann wäschst du deine Hände ja in Unschuld.“
„Bitte, Freya! Ich war völlig fertig. Du hast ja keine Ahnung, wie ich mich damals gefühlt habe.“
„Zum Narren gehalten, verletzt, hintergangen?“, schleuderte sie ihm ins Gesicht, nachdem sie sich ihm schnell wieder zugewandt hatte.
„Ganz genau so.“
„Dann können wir uns ja die Hand reichen“, rief sie aufgebracht. „Du erwartest doch wohl kein Mitleid von mir?“
„Ich sehe euch noch genau vor mir. Jedes Mal, wenn ich an Luca denke, sehe ich, was du mit ihm getan hast.“
„Und ich sehe den Mann, den ich geliebt habe, einfach so dastehen. Du hast mich verachtet, Enrico, stattdessen hättest du mir helfen müssen! Aber du hast dich bis heute nicht geändert. Du verachtest mich noch immer. Das hat doch alles keinen Sinn!“
„Was willst du damit sagen?“ Seine dunklen Augen glitzerten.
Wie gern hätte Freya ihn gehasst, doch sie liebte ihn so sehr. Und das war das Tragischste an der ganzen Geschichte.
Ohne zu antworten, ging sie ins Ankleidezimmer und kehrte mit einem halb ausgepackten Karton zurück, den sie aufs Bett stellte. Dann öffnete sie Schubladen und warf ihre Sachen in den Karton.
„Was, um alles in der Welt, tust du da?“, fragte Enrico aufgebracht.
„Ich packe. Ich verschwinde aus deinem Leben.“
Mit wenigen Schritten war er bei ihr und zwang sie, ihn anzusehen. „Bildest du dir etwa ein, dass ich so etwas zulassen werde? Meinst du wirklich, du könntest einfach so weggehen mit meinem Sohn?“
Sein Sohn – sein Sohn! Immer drehte sich alles nur um Nicky! Ich bin doch nur Mittel zum Zweck gewesen und ein aufregender Zeitvertreib im Bett. Und ich dachte, er hätte sich geändert – wie dumm von mir. Nun wusste Freya endgültig, dass Träume sich nicht erfüllten.
„Das kannst du ihm nicht antun.“
Auf genau das Argument hatte sie gewartet. Nicky liebte diesen Mann und hing an seiner neuen Familie. Durfte er wirklich wieder entwurzelt werden?
„Wenn ich vergessen kann, was ich vor drei Jahren gesehen habe und dich unseres Sohnes willen heirate, dann kannst du mir doch wohl auch verzeihen, dass ich mich heute in Bezug auf dich und Luca geirrt habe, oder?“
Er will wohl auf Nummer sicher gehen, dachte Freya, falls ich wirklich die Wahrheit sage. Aber glauben tut er mir nicht. Er wird überprüfen lassen, ob ich wirklich mit Cindy unterwegs war.
Als sie nichts sagte, umfasste er ihren Arm fester. „Hörst du mir überhaupt zu, Freya?“, fragte er rau. „Nicolo hat es verdient, ein Leben zu führen, wie ich es ihm bieten kann.“
Genau das ist der Punkt, dachte Freya. Nicky verdiente das Beste, und das durfte sie ihm nicht nehmen. Sie löste sich aus Enricos Griff und wich zurück. „Du verlässt jetzt sofort das Schlafzimmer und wehe dir, wenn du mich je wieder anfasst“, stieß sie mit bebender Stimme hervor.
„Aber …“
„Du hältst dich besser daran, Enrico. Ich denke nämlich nicht daran, weiterhin den Preis dafür zu bezahlen, was dein widerwärtiger Cousin mir angetan hat. Ich finde es auch ganz erbärmlich, dass du mir nicht vertraust. Du willst also um Nickys willen eine Vernunftehe eingehen? Die kannst du haben, allerdings zu meinen Bedingungen. Und jetzt verschwinde endlich!“ Dann drehte sie sich um, ging ins Badezimmer und warf die Tür hinter sich zu.
Außer sich vor Zorn, stürmte Enrico aus dem Zimmer und fragte sich, wie er sich so hatte irren können.
Fredo erwartete ihn unten im Foyer.
„Hol mir sofort deinen Informanten ans Telefon“, raunzte Enrico auf dem Weg ins Arbeitszimmer.
Fredo wählte bereits die Nummer, als er seinem Boss folgte. Zwei Minuten später erschienen Digitalfotos von der Rothaarigen, wie sie Lucas Suite betrat, auf Enricos Computerbildschirm.
Schweigend blickten die beiden Männer starr auf den Monitor. Dann fluchte Fredo unterdrückt und drückte damit auch Enricos Gefühle aus. „Das ist nicht Freya“, sagte er erleichtert.
Statt ebenfalls Erleichterung zu empfinden, wurde Enrico nur noch wütender. Er hatte sich nicht nur zum Narren gemacht, sondern auch Freya so gegen sich aufgebracht, dass er nicht wusste, wie er das jemals wiedergutmachen sollte. Dabei hatte er alles zwei Wochen lang bis ins Detail geplant. Nun war alles für die Katz!
Er betrachtete das
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