JULIA COLLECTION Band 07
glaubst wirklich, dass Morgan dich nicht liebt?“
Misty hob die Schultern. „Ich habe ihn gefragt, weshalb er mich heiraten will. Er hat mir eine Menge guter Gründe genannt, aber mit keinem Wort erwähnt, dass er mich liebt.“
„Dann frag ihn.“
„Das kann ich nicht!“, rief Misty entsetzt. „Außerdem hat er von Anfang an klargemacht, dass er sich zu mir hingezogen fühlt und sonst nichts.“
Honey planschte mit den Füßen und spritzte sie beide nass. „Unsinn. Er hat alles unternommen, damit du hierbleibst. Er hat sich sogar diese alberne Geschichte von eurem Arrangement ausgedacht.“
„Du wusstest, dass es nur vorgeschoben war?“
Honey grinste. „Es war dir deutlich anzusehen.“
Einen Moment lang überlegte sie, ob auch seine Brüder sie durchschaut hatten. „Das ist jetzt auch egal. Er wollte, dass ich hierbleibe, damit er sich um mich kümmern kann. Er kümmert sich um jeden.“ Misty sah ihre Schwester an. „Er ist der selbstloseste, fürsorglichste Mann, dem ich je begegnet bin. Deshalb passt es auch so gut zu ihm, dass er Sheriff ist. Er versucht nur, seine Sanftheit hinter einer rauen Schale zu verbergen.“
Honey winkte ab. „Ich weiß. Trotzdem …“
„Nein. Wenn er mich lieben würde, hätte er es gesagt.“
„Vielleicht ist er unsicherer und nervöser, als du denkst.“
Misty fragte sich, wie Morgan reagieren würde, wenn sie ihm ihre Liebe gestand. Würde es ihn verlegen machen? Würde er lügen und behaupten, sie ebenfalls zu lieben, um ihr die Verlegenheit zu ersparen?
„Ich habe noch aus einem anderen Grund nach dir gesucht.“
Honeys ernster Ton riss Misty aus ihren Überlegungen. „Was ist los?“
„Vater will uns besuchen. Er hat vor wenigen Minuten angerufen.“
Damit hatte Misty am allerwenigsten gerechnet. „Soll das ein Witz sein?“
„Leider nein.“
„Will er etwa herkommen? Nach Kentucky?“
„Das hat er gesagt. Ich soll ihm mitteilen, wann es uns passt.“
Misty wäre nicht überrascht gewesen, wenn ihr Vater sie zu sich zitiert hätte. Aber ein Besuch? Das ergab keinen Sinn. Es sei denn … „Was wirft er uns denn jetzt wieder vor? Ist er wegen irgendetwas wütend?“ Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Gedanke. „Oh, mein Gott! Er hat erfahren, dass ich verhaftet wurde, oder?“
„Das glaube ich nicht. Er sagte mir, er wolle meinen Mann kennenlernen. Sawyer befürchtet, dass er sein Testament wieder zur Sprache bringt, und du kannst dir ja vorstellen, wie das ausgeht.“
Misty nickte. Sein ganzes Leben lang hatte ihr Vater einen Sohn gewollt, der den Familiennamen weiterführte. Da ihre Mutter gestorben war, ohne ihm einen Sohn zu schenken, hatte er beschlossen, dass Honey, als das älteste Kind, einen Mann finden sollte, der die Rolle des männlichen Erben übernahm.
Sawyer hatte sich rundweg geweigert, irgendetwas von ihm anzunehmen, und seitdem war ihr Vater verärgert. Er war nicht einmal zur Hochzeit erschienen.
„Vater meint, er sei neugierig geworden, welcher Mann Geld und Macht unbesehen ablehnt. Als ich ihm sagte, er hätte ja zur Hochzeit kommen können, gestand er tatsächlich, dass er es bedauern würde, nicht da gewesen zu sein. Kannst du dir das vorstellen?“
„Nein.“
Honeys Ton wurde sanfter. „Er sagte außerdem, er hätte sich Sorgen um dich gemacht.“
„Seit wann?“ Misty dachte mit Bitterkeit an ihr letztes Gespräch zurück. Er war sehr enttäuscht gewesen, dass sie schwanger war, und er hatte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl gemacht.
„Willst du wissen, wie ich die Sache sehe?“ Honey zog die Füße aus dem Wasser und stand auf. „Ich bin so glücklich, dass es mir nichts ausmacht, ihn anzuhören. Sawyer meint, nicht jeder sei fähig, seine Liebe so auszudrücken wie wir. Er erkundigte sich nach Vaters Erziehung, unseren Großeltern, und ich glaube, da ist was dran. Vater war immer so kalt und distanziert, wie seine Eltern es gewesen waren. Nach Moms Tod war er allein. Das ist sicher nicht leicht für ihn gewesen. Ich sage ja nicht, dass wir uns alle vor Liebe um den Hals fallen müssen.“ Sie erschauerte und lachte. „Das wäre nach all der Zeit auch zu abwegig. Aber ich würde wenigstens gern Frieden mit ihm schließen. Außerdem bekommt er einen Enkel von dir. Vielleicht sieht er jetzt vieles anders. Wie dem auch sei, ich will unserer Beziehung wenigstens eine Chance geben.“
Damit ging Honey davon und ließ Misty mit ihren Gedanken zurück. Es stimmte, ihr Vater war nie der Typ
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