JULIA COLLECTION Band 07
fühlst. Das war nicht meine Absicht.“
Sie schluckte. „Nach allem, was ich durchgemacht habe, ist es albern, mich davon aus der Fassung bringen zu lassen. Aber du kannst dir nicht vorstellen, wie es war. Vor der Videothek wartete eine Menschenmenge, als ich verhaftet wurde. Man führte mich in Handschellen ab, und ich wäre am liebsten gestorben. Ich dachte, im Wagen wird es besser. Aber bei jeder roten Ampel starrten mich die Leute aus den anderen Fahrzeugen an.“
Morgan bremste wegen eines Hirsches, der die Straße überquerte, was Misty für einen Moment ablenkte. „Süße, die Leute werden dich immer anstarren, weil du so gut aussiehst. Daran wirst du dich gewöhnen müssen.“
Lachen half, die traurigen Erinnerungen zu vertreiben. „Du wirst mir vielleicht nicht glauben, aber außer dir hat nie jemand ständig über mein Aussehen geredet. Die Männer waren immer auf Honey scharf. Männer stehen nun mal auf Blondinen.“
„Sawyer bestimmt.“ Er grinste träge. „Aber ich bin nicht Sawyer. Und außerdem sind mir dunkelhaarige Frauen lieber, mit langen, sexy Beinen und einem unglaublichen …“
„Morgan!“, warnte sie ihn.
„Lächeln“, beendete er den Satz und lachte über ihren Gesichtsausdruck. „Du hast eine schmutzige Fantasie, Malone. Was dachtest du denn, was ich sagen wollte?“
Lachend boxte sie ihn. „Ich sehe nicht viel besser als der Durchschnitt aus.“
„Von wegen. Du kannst jeden Mann fragen, und er würde dir das Gleiche sagen. Allein dich sprechen zu hören finde ich sexy. Wenn auch nicht unbedingt das, was du zu sagen hast.“
„Wenn du nicht sofort aufhörst, so schamlos zu sein, dann …“ Seufzend gab sie es auf, da ihr keine passende Drohung einfiel.
„Was dann? Nein, sag nichts. Und nur zu deiner Information: Ich kann nichts dagegen tun.“ „Komm mir mit deinen Lippen nicht mehr zu nahe. Das wäre schon ein guter Anfang.“ „Ich schwöre dir, es wird nicht mehr lange dauern, bis du diese Worte zurücknimmst.“
Misty lachte. „Du bist unverbesserlich.“
„Und ich habe dich abgelenkt, stimmt’s?“
Sie nickte. „Meine Fahrt damals war ein wenig anders. Ich saß hinten, mit Handschellen gefesselt, und zwei uniformierte und bewaffnete Polizisten vorn.“ „Die Gemeinde besteht darauf, dass ich den Wagen auch privat benutze, sozusagen als Sondervergünstigung. Du bist also nicht die erste Frau, die darin gesehen wird.“
„Habe ich dich um diese Information gebeten?“
„Ich wollte dir damit nur zu verstehen geben, dass es diesmal eine andere Art von Neugier ist, falls dich jemand anstarrt. Normalerweise trage ich auch eine Uniform, wenn ich im Dienst bin, was jetzt nicht der Fall ist. Und bewaffnet bin ich aus Gewohnheit.“
„Was meinst du damit? Hast du etwa eine Waffe bei dir?“
„Immer.“
Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. „Die muss aber gut versteckt sein.“
„Willst du eine Leibesvisitation durchführen?“
Die Vorstellung war verlockend. Aber das würde sie ihm nicht verraten. „Ich warte.“
„Du bist eine Spielverderberin. Daran müssen wir noch arbeiten.“ Er beugte sich vor und hob ein Hosenbein seiner Jeans. „Ich trage eine Pistolentasche am Knöchel. Im Dienst trage ich ein Gürtelholster.“
„Wissen die anständigen Bürger Buckhorns von dieser Waffe?“
„Machst du Witze? Sie bestehen darauf, dass ich mein Image wahre. Die wären empört, wenn sie mich für unbewaffnet halten müssten, da jeder in mir seinen ganz persönlichen Sheriff sieht.“
„Vor allem die Frauen, was?“
Er grinste nur. „Männer und Frauen. Die Hälfte meines Jobs besteht darin, ihnen zuzuhören und zu versichern, dass die Kriminalität in der übrigen Gesellschaft noch nicht bis zu uns vorgedrungen ist.“
„Was würden die braven Bürger denken, wenn sie wüssten, dass du mit einer verurteilten Kriminellen verkehrst?“
„Du meinst dich?“
„Kennst du noch andere?“
„Natürlich.“ Er überlegte einen Moment. Dann sagte er: „Du könntest deinen Namen wieder reinwaschen.“
„Ich wüsste nicht, wie das möglich sein soll. Sobald so etwas erst mal in den Akten steht …“
„Ich könnte dafür sorgen, dass es daraus verschwindet. Es ist ein ziemlicher juristischer Aufwand, den ich dir später erklären kann. Aber wenn du das Geld tatsächlich nicht genommen hast …“
Mistys Herz pochte. „Ich habe es nicht genommen.“ Sie hielt den Atem an und wartete auf seine Reaktion. Plötzlich war es ihr wichtig, dass
Weitere Kostenlose Bücher