JULIA COLLECTION Band 07
meinen jüngeren Tagen war ich Farmer. Es gibt nichts Vergleichbares.“
Sie ging ums Haus, und Howard und Jeses folgten ihr. Misty plauderte mit ihnen, und sie hingen förmlich an ihren Lippen.
Morgan schloss die Vordertür auf, die nur er und sein Deputy benutzten, und ging durch das umgebaute Haus nach hinten, wo er aus dem großen Panoramafenster schaute.
Misty stand vor dem ausgerupften Unkraut, die Hände in die Hüften gestemmt, und unterhielt sich mit den beiden alten Männern. Sie zeigte zu den noch eingepackten Büschen, während Howard und Jesse anerkennend ihre langen Beine musterten. Grimmig biss Morgan die Zähne zusammen.
Es musste ihn wirklich schwer erwischt haben, wenn er auf diese beiden alten Knaben eifersüchtig war. Was war nur aus seiner viel gelobten Selbstbeherrschung geworden?
Er ging zum Getränkeautomaten im Flur und warf ein paar Münzen ein. Sekunden später trat er mit vier Dosen kalter Getränke in den Garten hinaus. Erfreut nahmen Howard und Jesse ihre Colas entgegen, rissen die Dosen auf und tranken. Obwohl Morgan ihnen schon oft gesagt hatte, dass sie sich Kühltaschen mit Getränken mitbringen sollten, vergaßen sie es ständig.
Misty nippte an ihrer Limonade und blinzelte in die Sonne.
„Die Büsche werden toll aussehen“, sagte sie zu Morgan gewandt. „Sie werden den Garten größer aussehen lassen, jetzt wo das Unkraut weg ist.“
Morgan nickte. Er liebte das alte Farmhaus, seit er zum Sheriff gewählt worden war und er seine Sachen in den Schreibtisch eingeräumt hatte.
„Das Haus passt zu dir“, sagte Misty, als könnte sie seine Gedanken lesen.
„Ja“, stimmte er ihr zu. „Soll ich dir zeigen, wo du arbeiten wirst?“
„Gern.“ Sie wandte sich an Jesse und Howard. „Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.“
Die beiden nickten und grinsten selig. Morgan konnte es nicht fassen. War denn kein Mann immun gegen Mistys weiblichen Charme?
„Die zwei sind süß“, bemerkte sie beim Hineingehen.
Er bedachte sie mit einem tadelnden Blick. „Klar. Sieh nur weiter alles durch deine rosa Brille.“
„Du bist ein solcher Zyniker!“, konterte sie empört. „Es sind zwei nette alte Männer, die hart für dich arbeiten. Das solltest du ein wenig zu schätzen wissen.“
Morgan führte sie in sein Büro, das früher das Esszimmer gewesen war. Es hatte einen großen, weißen Steinkamin, in dem sich jetzt üppige Farne befanden statt brennender Holzscheite. In den Türbogen hatte Morgan einen Rahmen mit Tür bauen lassen, um ungestört sein zu können. Und genau das wollte er jetzt mehr denn je.
Er lehnte sich gegen den Kaminsims. „Jesse wurde vor zwei Wochen wegen einer Schlägerei festgenommen. Er zerbrach zwei Billardqueues und mehrere Lampen, nachdem ein Mann ihn des Falschspiels beschuldigt hatte. Jesse würde niemals beim Spielen betrügen, er ist nur ziemlich aufbrausend.“
Misty war perplex.
„Howard ist zwar nicht so aufbrausend. Er würde nie in eine Schlägerei geraten. Dafür hat er sich, ohne zu bezahlen, ins Kino geschlichen – fünf Mal hintereinander. Er liebt Filme, findet jedoch, dass das Kino zu teuer geworden ist. Arnold hat ihn immer wieder hinausgeworfen, und Howard schlich sich immer wieder hinein.“
„Welche Strafe haben die beiden bekommen?“
„Sie sind zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt worden. Deshalb machen sie den Garten fertig. Ich habe Büsche gekauft, und sie haben sich mit der Arbeit einverstanden erklärt. Jesse musste natürlich außerdem versprechen, die Billardhalle einen Monat lang nicht mehr zu betreten, und Howard musste für die Filme bezahlen, die er gesehen hat.“
„Betrachten sie das als schlimme Strafe?“
„Die Gartenarbeit nicht, das andere schon. Hoffentlich ist es ihnen diesmal eine Lehre. Ich sehe es nur ungern, wenn die beiden in Schwierigkeiten stecken. Sie gehen beide auf die siebzig zu, und auch wenn sie noch rüstig genug sind, sich solchen Ärger einzuhandeln, wollen sie doch eigentlich niemandem Schaden zufügen. Ich nehme an, sie sind einfach einsam und langweilen sich.“
Misty zögerte einen Moment. Dann fragte sie: „Als du sie verhaftet hast …“
„Nein, ich habe ihnen keine Handschellen angelegt“, beruhigte er sie. „Sie mussten auch nicht hinten auf der Ladefläche sitzen, sondern vorn bei mir. Auf diese Weise konnte ich ihnen eine Standpauke halten. Sie hassen das.“
Misty lächelte ihn einen beinah endlosen Moment an. Dann hob sie ihre Coladose und trank sie aus.
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