JULIA COLLECTION Band 10
anfängst. Du glaubst, ich hätte Joseph des Geldes wegen geheiratet und dass die meisten Frauen, die reiche Männer haben, nur deshalb mit ihnen zusammen sind. Aber glaub mir, mich interessiert dein Geld nicht. Ah, da kommt unser Essen!“
Offensichtlich war sie froh, das Thema zu beenden, und sie hatte nicht bestritten, ihren verstorbenen Mann des Geldes wegen geheiratet zu haben. Doch merkwürdigerweise glaubte ihr Rico, dass dessen finanzielle Verhältnisse nicht der Grund für die Ehe mit ihm gewesen waren. Renée machte zwar ein Geheimnis um sich und ihre Vergangenheit, aber sie war nicht berechnend.
Rico begann zu essen und überlegte gerade, welches Thema er als Nächstes anschneiden sollte, als sein Handy klingelte. „Ich hätte das verdammte Dinge ausschalten sollen“, meinte er entschuldigend und nahm das Gespräch an.
„Enrico!“ Mehr sagte seine Mutter nicht, aber es reichte, damit Rico ein Schauder über den Rücken lief und der sofort in Alarmbereitschaft versetzt wurde.
„Ja, Mum, was gibt’s denn?“, fragte er dann, bemüht, sich die Bestürzung nicht anmerken zu lassen. Doch sein Gesichtsausdruck musste ihn verraten haben, denn Renée hatte ihn noch nie so besorgt angesehen.
„Es ist etwas mit deinem papa“, fuhr seine Mutter fort. „Nach dem Abendessen hat er Schmerzen in der Brust gehabt und es auf die Verdauung geschoben, weil ich zu schweres Essen gekocht hätte. Aber er sah so schlecht aus, ganz blass im Gesicht, und hat auch schwer geatmet. Da habe ich einfach nicht länger auf ihn gehört und einen Krankenwagen kommen lassen. Jetzt bin ich im Liverpool-Krankenhaus, und die Ärzte machen … Tests. Sie reden nicht viel, sehen aber besorgt aus. Enrico, ich glaube, du solltest herkommen. Mit dir werden sie sprechen.“
„Ich bin schon unterwegs, Mum.“ Sein Herz schlug wie wild. Nicht Dad, dachte er dabei immer wieder, nicht jetzt, wenigstens nicht, bevor ich da bin. „Ich muss gehen, Renée. Mein Vater ist mit Verdacht auf Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert worden.“
„Ich komme mit.“ Renée sprang sofort auf.
„Nein, du wirst nicht mit mir Schritt halten können. Ich muss erst noch nach Hause und meinen Wagen holen. Und da kann ich leider keine Rücksicht auf dich nehmen.“ Er war schon dabei, das Restaurant zu verlassen und rief dem Wirt, den er gut kannte, eine Entschuldigung zu. Auf der Straße angelangt, begann Rico sofort zu rennen.
Als Renée ihn einholte und sogar mit ihm Schritt hielt, bis sie beim Penthaus ankamen, war Rico sehr erstaunt. Doch er wollte keine Zeit verlieren und erkundigte sich erst im Wagen, als sie an einer Ampel halten mussten, wieso sie so schnell rennen könne. Dabei war er immer noch atemlos, während sich Renée längst wieder erholt hatte.
„Ich jogge, um mich fit zu halten, und nehme regelmäßig an Dauerläufen teil“, antwortete Renée.
Er nickte nur und sah sie entschuldigend an. Ihm war nicht danach, sich zu unterhalten. Er hatte nur seine Neugier befriedigen wollen.
„Fahr einfach“, sagte da Renée überraschend einsichtig. „Und übertreib’s nicht. Ein Unfall oder eine Fahrzeugkontrolle bringt dich nicht schneller ans Krankenbett deines Vaters.“
Rico warf ihr einen dankbaren Blick zu und fuhr zügig weiter, aber ohne zu sehr aufs Gaspedal zu gehen. Dabei versuchte er, die Panik zu verdrängen, die ihn beschlich, während er an seinen Vater dachte. Schließlich kamen heutzutage viele Herzinfarktpatienten durch, wenn man sie rechtzeitig ins Krankenhaus brachte.
Trotz aller möglichen Abkürzungen dauerte es vierzig Minuten, bis sie ankamen, und dann wusste Rico vor lauter Stress und Anspannung nicht, wohin er sich wenden sollte.
„An die Notaufnahme“, riet ihm Renée und zeigte auf das entsprechende Hinweisschild. „In der Zwischenzeit parke ich den Wagen. Dann komme ich nach, okay?“
„Danke.“ Er gab ihr noch einen Kuss.
„Viel Glück!“, rief sie ihm nach. „Ich drücke deinem Dad die Daumen.“
In der Notaufnahme ging es drunter und drüber. Kein Wunder an einem Samstagabend. Es dauerte eine Weile, bis jemand Zeit hatte, Rico zu seinem Vater zu bringen.
Das Gesicht aschfahl, die Augen geschlossen, lag Frederico Mandretti auf einer schmalen Krankenhauspritsche. Seine Frau saß neben ihm. „Endlich bist du da!“, rief sie erleichtert, als sie Rico sah.
„Wie geht es Dad?“, fragte er, während er sie umarmte.
„Mir geht es gut“, antwortete sein Vater missmutig und öffnete die
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