JULIA COLLECTION Band 10
an und spürte, dass sie mit ihrer Anschuldigung recht hatte. Ja, er war eifersüchtig und besitzergreifend. Außerdem hatte er enorme Schwierigkeiten, sich vorzustellen, sie könnte jemals wieder mit einem anderen Mann schlafen, nachdem sie sich ihm so vorbehaltlos und leidenschaftlich hingegeben hatte. Jetzt musste sie nur noch begreifen, dass er etwas Besonderes für sie war.
In der Zwischenzeit wollte er unbedingt mehr über Renée erfahren und konnte unmöglich auf diesen blöden Bericht warten. Er hatte auch schon einen Punkt zum Anknüpfen gefunden. Obwohl Renée behauptet hatte, nicht über Privates reden zu wollen, hatte sie ihm gerade einen Hinweis auf ihre Vergangenheit gegeben. „Du hast schon mal einen italienischen Freund gehabt, stimmt’s?“
Sie seufzte. „Siehst du, genau das habe ich gemeint. Man verbringt ein, zwei Nächte mit einem Italiener, und sofort denkt er, man sei sein Eigentum. Könnten wir jetzt bitte das Thema wechseln?“
„Du hast damit angefangen. Außerdem müssen wir doch über irgendetwas reden.“
Sie zuckte die Schultern. „Meinetwegen.“
„Du hattest also einmal einen Italiener zum Freund. Was war daran so schlimm, dass du mir nicht davon erzählen kannst?“
Sie seufzte wieder und spielte mit dem Stiel ihres Weinglases. „Er hieß Roberto und war Model – wie ich. Er sah sehr gut aus – wie du.“ Mit wehmütigem Blick fügte sie hinzu: „Und er war sehr gut im Bett – wie du.“ Ein spöttischer Blick. „Und ein unheimlicher Mistkerl.“
Rico wartete, ob sie auch diesmal ein „Wie du“ hinzufügen würde. Aber sie tat es nicht. Stattdessen wurden ihre Augen ganz feucht. Dann leerte sie ihr Weinglas in einem Zug. „Ich glaube, ich brauche noch etwas zu trinken.“ Ihre Stimme klang fest, nur ihren Augen sah man die Traurigkeit noch an.
Bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgewühlt er war, nahm Rico die Flasche aus dem Kühler. Nur wegen dieses Mistkerls war Renée ihm gegenüber von Anfang an feindselig gewesen. Am liebsten hätte Rico diesen Roberto umgebracht, weil er Renée so hart und abweisend gemacht hatte. „Was hat er denn so Schlimmes getan?“, fragte er dann gespielt locker, während er Renées Glas nachfüllte.
„Ich will nicht ins Detail gehen. Sagen wir einfach, er war unheimlich egoistisch.“
„Das bin ich nicht.“ Rico rang sich ein Lächeln ab.
„Kommt darauf an, wie man es sieht.“
„Ich sorge immer dafür, dass du im Bett auch deinen Spaß hast.“
„Stimmt, aber ich spreche nicht von Egoismus im Bett, sondern von der Fähigkeit, sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen oder zumindest Rücksicht darauf zu nehmen.“ Unverwandt sah sie ihm in die Augen. „Einen Monat, Rico. Denk ja nicht, dass diese Sache länger gehen könnte.“
„Und wenn du am Ende feststellst, dass du sie nicht beenden willst?“
Amüsiert sah sie ihn an. „Ich gehe keine langfristige Beziehung mehr ein, mit keinem Mann, Rico, und bestimmt nicht mit dir.“
„Warum nicht? Weil ich Italiener bin?“
„Nein, weil ich es einfach nicht will.“
Rico beschloss, den einzigen Trumpf, den er hatte, auszuspielen. „Warum hast du dir dann bei unserem Pokerabend gewünscht, dass ich dich heirate?“
Beinah hätte sie ihren Wein verschüttet. Danach saß sie wie versteinert da, während Rico den schraffierten Zettel aus der Hosentasche nahm und ihr reichte. Mit bebenden Händen stellte Renée das Glas hin und sah wie gebannt auf die weiße Schrift auf grauem Grund – auf die Worte, die eindeutig von ihr stammten. „Sehr clever“, flüsterte sie dann, bevor sie den Zettel zerknüllte.
„Und“, fragte Rico ungeduldig, „erklärst du mir das jetzt?“
„Nein“, stieß sie hervor. „Wir hatten eine Abmachung, und du hast sie gebrochen. Eigentlich hättest du nicht erfahren sollen, was ich mir gewünscht habe.“
„Warum so geheimnisvoll? Schließlich bist du nicht über beide Ohren in mich verliebt. Und was könnte es sonst noch für einen Grund geben, dir die Ehe von mir zu wünschen? Trotz, Geld, Sex?“
„Nein, ich wusste, dass du Sex von mir wolltest, und habe das nur geschrieben, um deinem Wunsch noch eins draufzusetzen. Aber es war ein blöder Einfall, und ich war froh, als du gewonnen hast.“
Sie war wirklich erleichtert gewesen, aus welchem Grund auch immer. „Dann bist du also nicht hinter meinem Geld her?“
Gekränkt sah sie ihn an. „Weißt du, Rico, das ist jetzt schon das zweite Mal, dass du davon
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