JULIA COLLECTION Band 12
könnten“, sagte Hoss. „Sie wollen mich doch wohl nicht zum Feind haben. Und ich denke, Sie werden bald feststellen, dass Sie sich mehr vorgenommen haben, als Sie bewältigen können. Ihr Daddy war damals schlau genug, mir seine Ranch zu verkaufen. Und Sie werden das am Ende auch tun.“
„Rechnen Sie lieber nicht damit.“
„Ich brauche Ihnen bloß das Wasser abzudrehen. Ihre Wasserleitung führt nämlich über meinen Besitz, wie Ihnen bekannt sein dürfte.“
Das hatte Abigail nicht gewusst.
„Ein Wort von mir, und Sie werden kein Wasser mehr zum Kochen haben, für Ihre Schaumbäder oder um das Vieh zu tränken. Außer Sie fahren in die Stadt und kaufen Mineralwasser in Flaschen. Wie ich hörte, mögen Kühe dieses teure ausländische Zeug mit den Luftbläschen.“ Er lachte so laut, dass man es vermutlich bis zur kanadischen Grenze hören konnte. „Also denken Sie lieber noch mal gut nach, bevor Sie mein Angebot ausschlagen. Und Sie sollten vorsichtig sein auf Ihrer Ranch. Ich möchte nicht, dass Ihnen oder Ihren seltsamen ausländischen Freunden etwas passiert.“
„Gar nichts wird ihnen passieren“, erklärte Dylan mit schneidender Stimme. „Denn falls etwas geschieht, bin ich so schnell hinter Ihnen her, dass Sie nicht mal Zeit haben werden, vom Pferd zu steigen.“
„Jungs, habt ihr das gehört? Lieber Himmel, ich zittere ja richtig“, spottete Hoss.
„Oder ich könnte Sie auf der Stelle mit einem Fluch belegen“, überlegte Dylan laut. „Zur Vorbeugung sozusagen.“
Hoss wirkte einen Moment etwas besorgt, fing sich aber gleich wieder. „Ich habe Knoblauch bei mir. Sie können mich nicht anfassen.“
„Ich brauche Sie gar nicht zu berühren. Und Knoblauch wirkt nur gegen Vampire“, klärte Dylan ihn auf.
„Er soll auch nützlich sein, um Erkältungen zu vermeiden.“ Abigail bemühte sich, ernst zu bleiben.
„Ich erkälte mich nie“, behauptete Hoss.
„Ich bin froh, das zu hören. Genießen Sie Ihre gute Gesundheit, solange Sie können“, sagte Dylan. „Ein Mann in Ihrer Verfassung kann nicht vorsichtig genug sein.“ Er sah Hoss auf eine intensive, gefährliche Weise an. „Haben Sie schon jemals vom bösen Blick gehört, Redkins?“
Hoss griff nach seinem Knoblauch und trat hastig einen Schritt zurück. Dabei stieß er gegen seinen Sohn.
„Dad, du bist mir auf den Fuß getrampelt!“, brüllte Hoss jr. Er hüpfte auf dem einen herum und hielt sich den anderen. „Ich glaube, er ist gebrochen.“
„Das ist seine Schuld! Er hat mir den bösen Blick zugeworfen.“ Hoss deutete zittrig mit einem Finger auf Dylan. „Ihr seid Zeugen, Jungs. Damit gehe ich zum Sheriff“, erklärte er, bevor er seinen Sohn ins Gemeindezentrum führte. „Steht nicht einfach so da!“, rief er seinen Arbeitern zu. „Bewegt euch, und fasst mit an.“ An der Tür drehte er sich noch mal um. „Diesmal sind Sie zu weit gegangen, Janos! Dafür werden Sie bezahlen.“
„Komm, lass uns gehen.“ Dylan griff nach Abigails Arm und führte sie zu seinem Wagen.
„Kann er uns wirklich das Wasser abdrehen?“, fragte Abigail leise.
„Ich weiß nicht. Ich werde das überprüfen. Aber ich glaube, wenn es so einfach wäre, hätte er das Pete schon vor Jahren angetan.“
Das fand Abigail einleuchtend.
„Es scheint mir eher, dass er blufft, damit du in Panik gerätst und die Ranch an ihn verkaufst.“
„Das wird nicht funktionieren. Ich gerate nicht so leicht in Panik.“
„Außer in meinen Armen“, meinte Dylan, als sie seinen Wagen erreicht hatten. „Ich frage mich, woran das liegt.“
„Heute bin ich nicht in Panik geraten.“
„Nein. Auch dafür wüsste ich gern den Grund.“
„Vielleicht habe ich beschlossen, nicht mehr davonzulaufen.“
„Vielleicht hast du aber auch einen anderen Plan ausgetüftelt.“
„Und was sollte das für einer sein?“, fragte sie.
„Wer weiß? Einer Frau wie dir, einer mit viel Fantasie, fällt immer etwas ein.“
„Das klingt, als wärst du derjenige, der zu viel Fantasie hat“, meinte sie.
„Willst du behaupten, dass du bereit bist, mit mir ins Bett zu gehen?“, konterte er.
„Nein!“
„Und wie wäre es, wenn wir uns unter den Sternen lieben würden?“
„Mit Liebe hätte das nichts zu tun. Du redest von Sex.“
„Der ist ein Teil des Lebens.“
„Du bist darauf spezialisiert, immer weiterzuziehen. Nicht irgendwo zu leben.“ Oder jemanden zu lieben, fügte sie in Gedanken hinzu.
„Wir ziehen alle weiter … auf die eine oder
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