JULIA COLLECTION Band 12
könnte“, stellte Raj fest.
Abigail warf ein Kissen nach ihr. „Hör auf damit! Ich versuche, ein ernsthaftes Gespräch mit dir zu führen. Wenn ich nicht mehr davonlaufe, würde Dylan vielleicht aufhören, sich um mich zu bemühen. Was denkst du?“
„Ich denke, dass er das da unten an der Tür ist. Du hast deinen linken Ohrring vergessen.“ Raj reichte ihn ihr.
„Was ich wirklich brauche, ist ein Keuschheitsgürtel“, murmelte Abigail.
„Der könnte nützlich sein, wenn man daran denkt, wie du und Dylan euch neulich am Korral geküsst habt.“
Abigail blieb auf dem Weg nach unten ruckartig stehen, sodass Raj auf sie prallte. „Das hast du gesehen?“
„Es war schwer zu übersehen.“
„Na toll. Wer hat es noch mitbekommen? Haben Shem oder seine Söhne etwas gesagt?“
„Die waren unterwegs, um Zäune zu reparieren, erinnerst du dich? Jedenfalls Shems Söhne.“
„Ein Glück. Was tust du denn da?“, wollte sie wissen, als Raj plötzlich die obersten beiden Knöpfe von Abigails pinkfarbener Seidenbluse öffnete.
„Wenn du aufhören willst davonzulaufen, in der Hoffnung, dass Dylan dann nicht mehr hinter dir her ist, solltest du besser etwas lockerer werden.“
„Richtig.“ Abigail warf ihr Haar zurück. Die silberne Kette mit der Bärenklaue, die sie trug, war ihr Glücksbringer, und sie hatte den Eindruck, dass sie den heute Abend brauchen würde.
Ein weiteres ungeduldiges Klopfen an der Tür erinnerte sie daran, dass sie Dylan noch nicht begrüßt hatte. Nun machte sie auf, und ihr stockte der Atem.
Dylan sah unglaublich attraktiv aus. Er hatte sich fein gemacht, zumindest so sehr, wie ein Cowboy das jemals tat, mit sauberen Jeans, einem gestärkten weißen Hemd und einer Krawatte mit einer Nadel, die zu Abigails Kette passte. Wie hatte er das wissen können? Sie hatte dieses Schmuckstück noch nie in seiner Gegenwart getragen. Natürlich war es ein beliebtes Design, aber trotzdem irritierte sie das ein bisschen. Es war, als wäre diese Verabredung vom Schicksal gewollt.
„Du siehst gut aus“, murmelte Dylan.
„Du auch“, antwortete sie.
„Danke, Ma’am.“ Er tippte gegen seinen Hut. „Bist du bereit?“
Und ob, dachte Abigail unwillkürlich.
„Seid brav, Kinder“, witzelte Raj.
„Das bin ich doch immer“, behauptete Dylan.
„Aber wenn du es nicht bist, bist du noch besser, oder?“, zog Abigail ihn auf und gab Dylan damit einen weiteren Hinweis darauf, dass heute etwas an ihr anders war. Dass zwei Knöpfe an ihrer Bluse offen waren, hatte er sofort bemerkt. Nicht, dass das noch nötig gewesen wäre, um seine Aufmerksamkeit auf ihre Brüste zu lenken. Alles an Abigail schien ein Feuer in ihm zu entfachen.
Als er ihr beim Einsteigen in seinen Wagen half, erinnerte er sich daran, wie sie zum ersten Mal darin gesessen hatte, gleich nachdem er sie gerettet hatte. Danach hatte es keine ungewöhnlichen Vorkommnisse auf der Ranch mehr gegeben, trotz Hoss’ Warnung, dass sie sich in Acht nehmen sollten. Dylan hatte andererseits auch Vorsichtsmaßnahmen getroffen. So hatte er zum Beispiel eine neue Außenbeleuchtung installiert. Immerhin konnte man nicht vorsichtig genug sein, wenn es um die Sicherheit einer Frau ging. Vor allem nicht, wenn diese Frau Abbie war.
Der Tanz fand im Gemeindezentrum statt, einem einfachen Gebäude aus Beton, in dem auch Bingo gespielt und Rancherversammlungen abgehalten wurden. Eine Tafel neben der Tür wies darauf hin, dass Hoss Redkins’ Vater das Haus 1947 zum Wohl der Bürger gebaut hatte. Das war nur ein weiterer Beweis dafür, wie mächtig die Familie Redkins in dieser Gegend schon seit Jahrzehnten war. Sie waren es gewohnt zu bekommen, was sie wollten. Und jetzt wollte Hoss Abigails Ranch.
„Hondo und Randy haben mir erzählt, dass sie heute Abend auch hier sein werden“, sagte Dylan, als er Abigail höflich die Tür aufhielt. „Falls Hondo so tanzt, wie er isst, können wir mit Schwierigkeiten rechnen“, fügte er hinzu.
Eine Band spielte bereits Countryhits. Abigail war erst ein paar Schritte weit gekommen, als Dylan anfing, einen Texas-Twostep mit ihr zu tanzen.
Der Raum war voll, sodass sie dicht zusammengepresst wurden. Nicht, dass Dylan dazu hätte gedrängt werden müssen. Er war glücklich, Abigail endlich in den Armen halten zu können. „Du tanzt gut“, lobte er sie, wobei er sich dicht an ihr Ohr beugen musste, damit sie ihn verstehen konnte.
„Du auch.“ Abigail musste den Kopf herumdrehen, um mit Dylan sprechen
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