JULIA COLLECTION Band 12
ganzen Sommer über? Das sieht dir gar nicht ähnlich, Dylan. Geht es dir gut?“
„Bestens.“
„Dein Bruder ist hier, zusammen mit Brenda und dem Baby. Warte, er will mit dir reden.“
„Hallo, Dylan, schön, von dir zu hören“, sagte Michael. „Bist du in letzter Zeit mal vom Pferd gefallen?“, spottete er dann wie jedes Mal, wenn sie sich unterhielten.
Dylan ignorierte den Anflug von Schmerz, den die Erinnerung an seinen Sturz hervorrief. „Nein, aber ich bin einer Dame zu Hilfe gekommen, die in Schwierigkeiten war“, witzelte er.
„Klingt interessant.“
„Das ist sie auch. Sie versucht, ihre Ranch zu behalten, die ihr jemand unbedingt abkaufen will. Also hat der Kerl Kletten unter den Sattel ihres Pferdes gesteckt.“
„Hast du die Polizei benachrichtigt?“
„Ich habe doch keinerlei Beweise. Außerdem ist der Hauptverdächtige nicht nur der Besitzer der Nachbarranch, sondern ihm gehört auch der größte Teil der Gegend hier.“
„Meinst du, er wird das nächste Mal etwas Schlimmeres versuchen?“ Michael klang jetzt sehr ernst.
„Könnte sein.“
„Verdammt, Dylan, das hört sich aber gar nicht gut an.“
„Hey, du kennst mich doch. Ich liebe Gefahr und Aufregung.“
„Und ich habe schon mit Leuten zu tun gehabt, die vor nichts zurückgeschreckt sind, um zu bekommen, was sie wollten. Das gehört zu meinem Beruf, erinnerst du dich? Gib mir den Namen des Mannes, dann überprüfe ich ihn.“
„Er heißt Hoss Redkins.“
„Was für ein Name! Da stelle ich mir einen …“
„… einen verwöhnten, fetten Hanswurst vor? Das ist er. Und ich kann dir sagen, dass sein Bauch verrät, wie er wirklich ist. Kein echter Rancher läuft so herum. Dafür arbeiten sie viel zu hart.“
„Also, du solltest dich nicht überarbeiten“, sagte Michael. „Und ruf mal unsere Schwester an. Sie nervt mich, weil sie nichts von dir hört. Inzwischen ist sie fast so weit, mich mit einem Suchtrupp loszuschicken.“
Dylan hielt bei seinem Gespräch mit Gaylynn bloß drei Minuten durch, bevor ihm etwas herausrutschte. Sie redeten gerade über das Kästchen. „Wenn es Wünsche erfüllt, hätte ich gern meine Karriere zurück“, witzelte Dylan.
„Zurück?“, wiederholte Gaylynn verwirrt. „Was meinst du damit?“
„Nichts. Vergiss es.“
„Auf keinen Fall, kleiner Bruder. Du kannst es mir ebenso gut gleich erzählen, weil ich es am Ende doch aus dir rauskriege. Und ich sollte dich warnen, dass ich einiges gelernt habe vom Meister der Verhörkunst, Hunter Davis selbst.“
„Wie geht es denn dir und deinem Mann?“
„Sehr gut. Versuch nicht, das Thema zu wechseln. Was ist dir beim Rodeoreiten passiert?“
„Zuerst musst du mir schwören, dass du Mom nichts verraten wirst.“
„Meinst du, ich kann kein Geheimnis für mich behalten?“
Dylan stöhnte. „Okay, es ist so, dass ich einen kleinen Unfall hatte …“
„Was ist passiert? Geht es dir gut? Bist du im Krankenhaus?“
„Nein, es geht mir nicht gut“, erklärte Dylan verzweifelt. „Ich werde ständig von meiner Schwester unterbrochen. Wenn du mal eine Sekunde ruhig wärst, könnte ich es dir erzählen.“
„Dann rede!“, fuhr sie ihn an.
„Ich bin in Arizona vom Pferd gestürzt, schlecht gelandet und habe mir das Bein mehrmals gebrochen. Da das Knie schon von einer früheren Verletzung kaputt war … Also, es läuft darauf hinaus, dass die Ärzte mir gesagt haben, ich würde wohl nie wieder an Rodeos teilnehmen können. Normalerweise höre ich ja nicht auf die Typen im weißen Kittel, aber diesmal scheint es, dass sie recht haben.“
„Oh, Dylan …“
„Sie meinen, ich hätte Glück, dass ich das Bein wenigstens einigermaßen benutzen und überhaupt noch reiten kann. Aber ich werde nie wieder so reiten können wie früher.“ Er berührte die goldene Gürtelschnalle, eine seiner Siegestrophäen, die in dem dazugehörigen Kästchen auf seinem Nachttisch lag. „Also musst du mir verzeihen, dass ich nicht gerade das Gefühl habe, Glück zu haben, trotz des Zauberkastens, den du mir geschickt hast.“
„Oh, Dylan, ich wünschte, ich könnte etwas …“
„Es gibt nichts, das du tun kannst“, unterbrach er sie. „Aber trotzdem danke.“
Zu seiner Erleichterung wechselte sie das Thema. „Dann ist das Kästchen sicher angekommen?“
„Darauf kannst du wetten. Tut mir leid, dass ich mich nicht früher gemeldet habe, um dir zu deiner Hochzeit zu gratulieren, aber ich war einfach noch nicht in der richtigen
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