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JULIA COLLECTION Band 12

JULIA COLLECTION Band 12

Titel: JULIA COLLECTION Band 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHIE LINZ
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vor dem kommunistischen Regime geflohen, als ich erst ein oder zwei Jahre alt war. Mein Bruder und meine Schwester wurden erst geboren, als wir schon hier waren.“
    Ein Roma, dachte Brenda. Das erklärte Michaels magischen Blick. Ihre eigene Reaktion darauf erklärte es allerdings nicht.
    „Jedenfalls war der Schlüssel in dem Kästchen“, fuhr Michael fort. „Und da du dich doch mit Schlössern und so was auskennst, dachte ich, du könntest eine Idee haben, was es damit auf sich hat.“
    Ideen hatte sie viele. Stürmische, verbotene Fantasien über einen Mann, der bei Frauen den rassigen, heißblütigen Typ bevorzugte und so erregend küsste, dass einem fast die Sinne schwanden. „Nein, ich habe keine Ahnung. Tut mir leid. Jetzt sollte ich besser zu der Heizung zurückgehen und danach die Wasserhähne besorgen. Wenn ich mich beeile, kann ich heute noch einen davon installieren.“ Während sie sprach, wich sie immer weiter zurück. „Bis bald.“ Sie winkte lässig, und dann war sie weg.
    Erst als sie wieder in ihrem eigenen Apartment war, entspannte sie sich. Es war ihr peinlich, wie sie sich benommen hatte. Sie war dreißig Jahre alt, kein Teenager, der für einen Jungen schwärmte. Jetzt gab es nur eins, das sie tun konnte.
    Sie ging in die Küche und holte sich ein Glas Milch und eine Tüte Käsekräcker. Das war ihr persönliches Rezept gegen Stress. Nachdem sie die Tüte halb leer gegessen hatte, sah sie wieder klar. „Okay, so lautet der Plan.“ Sie sprach die Worte laut aus, um sie besonders zu betonen. „Wenn Michael so tun kann, als hätte der Kuss nie stattgefunden, dann kann ich das auch. Und ich halte mich von ihm fern.“
    Michael bemerkte in den nächsten Tagen, dass er Brenda kaum zu sehen bekam, doch er schob es auf ihre viele Arbeit am Haus. Den Kuss hatte er nicht vergessen. Er war ihm fest ins Gedächtnis eingebrannt. Aber Brenda hatte hinterher so ausgesehen, als wäre sie völlig in Panik, und da hatte er sie nicht noch weiter erschrecken wollen. Außerdem war er ihr Boss und wollte nicht, dass sie dachte, ihr Job würde davon abhängen, dass sie ihn küsste.
    Ständig dachte er an sie oder träumte von ihr. Heute Nacht war der Traum besonders heiß und intim, doch plötzlich weckte ihn ein lautes Geräusch. Dabei war es gerade so schön gewesen! Er brauchte einen Moment, um zu erkennen, was ihn da gestört hatte. Es hörte sich an, als würde ein Baby schreien.
    Unmöglich. In diesem Haus gab es keine Babys. Offenbar bildete er sich etwas ein. Aber er konnte nicht wieder einschlafen, weil der Lärm nicht aufhörte. Also zog er sich fluchend eine Jogginghose und ein T-Shirt an und machte sich auf die Suche.
    Es dauerte nicht lange, bis er wusste, dass der Krach aus Brendas Wohnung kam. Sah sie sich einen Film an? Dann musste sie den Ton leiser stellen.
    Er klopfte an die Tür, und sie machte auf. Da sah er, dass der Lärm nicht aus dem Fernseher kam, sondern von dem schreienden Baby in Brendas Armen.

4. KAPITEL
    „Was tust du mit einem Baby? Bist du Babysitter? Ist das Kind krank? Kannst du nicht dafür sorgen, dass es aufhört zu schreien?“, fragte Michael verzweifelt.
    „Ich tue mein Bestes.“ Brenda wirkte ziemlich mitgenommen.
    „Offenbar genügt das nicht.“
    „Wenn du meinst, dass du es besser kannst, versuch es.“ Sie reichte ihm das Baby.
    Sofort begann er zu protestieren. „Ich kann nicht mit Ki…“ Aber bevor er noch ausreden konnte, hatte das Baby aufgehört zu weinen und strahlte ihn an. Dabei hielt er es so vorsichtig, als wäre es eine Bombe, die jeden Moment explodieren konnte.
    „Was wolltest du sagen?“, erkundigte sich Brenda trocken.
    „Na so was, es weint nicht mehr.“ Michael schien völlig verblüfft. „Wem gehört es?“, fragte er dann.
    „Ich weiß nicht.“
    „Du hütest ein Kind und kennst die Eltern nicht? Wie lange bleibt es bei dir?“
    „Ich bin nicht sicher.“
    Michael schob das Baby behutsam in seine Armbeuge. Es griff nach seinem T-Shirt und steckte sich einen Zipfel davon in den Mund. „Was geht hier vor?“, wollte er wissen.
    „Ich habe sie gefunden“, gab Brenda widerstrebend zu. „Heute früh im Foyer, als ich die Briefkästen befestigt habe. Ich war nur kurz zwischendurch weg, um ein Werkzeug zu holen, und als ich zurückkam, lag die Kleine da in ihrem Kindersitz und schlief.“
    „Vielleicht hat sie jemand aus Versehen da gelassen.“
    „Wer vergisst denn ein Baby? Das ist doch nicht, als würde man eine Flasche Milch

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