JULIA COLLECTION Band 12
mich verlassen können, wenn sie in Schwierigkeiten sind.“
„Du meinst, eine dieser Jugendlichen hat dir ihr Kind hingelegt? Aber die sind doch selbst fast noch Kinder.“
„Sie sind alt genug, um schwanger zu werden. Eins der Mädchen, die mir beim Umzug geholfen haben, hat letztes Jahr ein Baby gekriegt.“
„Und du bist sicher, dass das hier auch ein Mädchen ist.“
„Absolut. Ich musste schon ein paarmal die Windeln wechseln und lerne es allmählich. Die letzte ist tatsächlich draufgeblieben.“
„Da wir schon von Windeln sprechen, ich glaube, die nächste ist fällig.“
„Oh, oh.“
„Hier.“ Michael wollte Brenda das Baby geben, aber es hatte andere Vorstellungen. Es hielt sich an Michaels T-Shirt fest und weinte.
„Du wirst mir wohl helfen müssen“, stellte Brenda fest. „Sie lässt dich nicht weg.“
„Gewöhnlich habe ich nur auf etwas ältere weibliche Wesen diese Wirkung“, erklärte Michael. „Und selbst bei denen war es noch nie so.“
„Leg sie auf den Tisch … Gut. Jetzt beschäftige sie, während ich die Windel wechsle.“
„Stand auf dem Zettel, wie sie heißt?“
„Nein.“
„Du kannst sie nicht einfach nur ‚Baby‘ nennen.“
„Ich dachte an den Namen Hope.“
Das kleine Mädchen gab einen gurgelnden Laut von sich. „Klingt, als würde es ihr gefallen“, sagte Michael. „Richtig, Hope?“ Er nahm einen alten Teddybären, der auf Brendas Tisch saß, und gestikulierte damit herum. Das Baby griff begeistert danach. „Sieh mal, sie lächelt mich an. Ist sie denn alt genug dazu?“
„Offenbar ist sie das.“
„Was meinst du, wie alt sie ist? Stand das auf dem Zettel?“
„Nein, da war nur der eine Satz, den ich dir zitiert habe. Was Hopes Alter angeht, bin ich keine Expertin, aber ich habe ein Buch gekauft, als ich vorhin unterwegs war. Nach ihrem Gewicht würde ich sie auf ungefähr sechs Monate schätzen.“
„Hast du gesehen, wie blau ihre Augen sind?“
„Sie ist wunderschön, nicht? Allerdings hast du im Moment die bessere Aussicht.“ Brenda entfernte die nasse Windel.
„Das stimmt.“ Michael grinste.
Ihre Blicke trafen sich. Brenda spürte etwas wie einen elektrischen Schlag. So etwas hatte sie zum ersten Mal als Zehnjährige erlebt, als sie versucht hatte, einen kaputten Lichtschalter zu reparieren, ohne zuerst die Sicherung herauszudrehen. Am ersten Tag mit Michael war es ihr wieder passiert, und nun geschah es jedes Mal, wenn sie zusammen waren. Irgendwann sahen sie sich an, und da war eine wilde Vorfreude.
Diesmal unterbrach das Baby sie. Hope rutschte zur Seite, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
Brenda war rot geworden. „Ich … äh … ich dachte nicht, dass es so schwer sein könnte, ein Baby zu wickeln. Einmal hätte sie mich fast ins Auge getreten, als ich mich bemüht habe herauszufinden, wie das mit den Klebestreifen an den Seiten gedacht ist.“
„Vielleicht wird sie Kickboxerin, wenn sie groß ist“, sagte Michael. „Wie wäre das, Hope?“ Das Baby quietschte, wedelte mit der Hand und hätte ihm beinahe aufs Auge gehauen. „Hey, sie hat einen tollen rechten Haken.“
„So.“ Brenda befestigte den Klebestreifen. „Das müsste funktionieren. Hope sieht gar nicht mehr schläfrig aus, oder?“ Das war mehr eine resignierte Feststellung als eine Frage.
„Vielleicht hat sie Hunger. Hast du sie gefüttert?“
„Sie hat Apfelsaft und Babymilch getrunken. Babynahrung habe ich auch gekauft, aber die hat sie nicht sehr interessiert. Aprikose mit Tapioka habe ich selbst probiert, und ich muss sagen, das ist gar nicht schlecht.“
„Vielleicht sollten wir sie in den Kindersitz setzen und versuchen, sie zu füttern.“
„Okay. Hope, wir haben pürierte Karotten mit Truthahn und Reis oder Mais und Rindfleisch mit Eiernudeln.“
„Ich würde Karotten mit Truthahn nehmen.“ Michael setzte Hope in den Sitz. „Sieh mal, sie nickt mir zu.“ Außerdem hielt das Baby sich an seinem Finger fest. „Ich komme gar nicht darüber weg, wie sehr sie mich zu mögen scheint. Mit den anderen Kindern muss etwas nicht in Ordnung gewesen sein.“
„Also, hier ist das Dinner, Hope. Das schmeckt gut.“ Brenda hielt den Löffel an den Mund des Kindes, das jedoch plötzlich so schlüpfrig wie ein Aal wurde. Gleich darauf schlug Hope auf den Löffel. Mit Karottenbrei an den Fingern griff sie nach Michaels Kinn. „Vielleicht will sie, dass du zuerst etwas davon isst“, vermutete Brenda.
„Sehe ich wie ein Vorkoster aus?“ Doch
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