JULIA COLLECTION Band 12
war seine Wohnungstür nicht hinter ihm zugefallen.
„Nein.“ Brenda folgte ihm und sah sich interessiert um.
Michael misstraute Leuten, die das taten. Bei Frauen bedeutete es gewöhnlich, dass sie daran dachten, sich ein Nest zu bauen … sie stellten sich ihre eigene, mit Chintz bezogene Couch in seinem Wohnzimmer vor. Er hätte glauben können, dass er an Verfolgungswahn litt, aber tatsächlich hatte seine letzte Beziehung so angefangen und ein paar Monate später katastrophal geendet. Die Frau hatte ihm vorgeworfen, er wäre ein Einzelgänger. Und damit hatte sie recht.
„Warum sollte ich Sie einstellen, wenn Sie keine Erfahrung haben?“, fragte er Brenda.
„Ich habe nicht gesagt, dass ich keine habe. Ich habe Architekturkurse genommen und weiß über grundlegende Konstruktionsmethoden Bescheid. Andere Mädchen haben mit Puppen gespielt. Ich hatte Werkzeug. Ich bin gut darin, Dinge zu reparieren.“
„Haben Sie schon mal einen Herd auseinandergenommen?“ Er deutete auf den Schlamassel in der Küche.
Sie nickte.
„Können Sie ihn wieder zusammensetzen?“, erkundigte er sich spöttisch.
Brenda ging in die Küche. „Haben Sie einen Werkzeugkasten? Ich habe nicht viel mitgebracht.“
Was sollte diese Frage? Jeder Mann, der etwas auf sich hielt, besaß einen Werkzeugkasten. Michael gab ihn ihr. Viel Schaden konnte sie an dem Gerät ohnehin nicht mehr anrichten.
Während sie arbeitete, öffnete er sein Päckchen. Das war schwerer als erwartet, da es ganz mit Klebestreifen umwickelt war. Er brauchte zehn Minuten, um das Papier zu entfernen. Als er das Päckchen einmal frustriert schüttelte, spürte er wieder diesen scharfen Kopfschmerz. Es war fast, als gäbe es da eine Verbindung. Endlich hatte er es geschafft und hielt einen Karton in der Hand, der einmal Waschpulver enthalten hatte. Darin befand sich eine Menge zerknülltes Zeitungspapier.
Schließlich stießen Michaels Finger auf etwas Festes. Wegen all des Zeitungspapiers bekam er es aber noch nicht richtig zu fassen, fand jedoch ein zusammengefaltetes Blatt Papier.
Ältester Sohn von Janos,
es ist Zeit, dass Du das Geheimnis unserer Familie und bahtali kennenlernst. Das ist ein guter Zauber, doch sehr mächtig. Ich schicke Dir diesen Kasten, habe aber nicht die Zeit und die Sprachkenntnisse, Dir die Legende zu erzählen. Du musst mit Deinen Eltern sprechen. Aber wisse, dass dieser Kasten einen mächtigen Roma-Zauber enthält, um Liebe zu finden, wo Du hinsiehst. Benutz ihn vorsichtig, und Du wirst großes Glück finden. Benutz ihn falsch, und Du bekommst Ärger.
Michael hatte Mühe, die Handschrift zu entziffern. Von der Unterschrift konnte er nur einen Teil lesen: „Magda.“ Er hatte eigentlich gedacht, er hätte in Ungarn keine Verwandten mehr, aber nun erinnerte er sich schwach, dass sein Vater mal eine Großtante namens Magda erwähnt hatte.
Er las den seltsamen Brief noch einmal. „Roma-Zauber“ … das bedeutete Zigeunerzauber, so viel wusste Michael. Sein Vater hatte Roma-Blut, aber Michael war nichts von Familiengeheimnissen bekannt. Es war Pech, dass seine Eltern ausgerechnet jetzt eine Pazifik-Kreuzfahrt machten. Deshalb konnte er sie nicht fragen, was es mit diesem Zauber auf sich hatte.
Nachdem er das restliche Zeitungspapier entfernt hatte, sah er in dem Karton etwas … ein Kästchen? Er hob es hoch und bemerkte, dass es ein kunstvoll verziertes Metallkästchen war. Alle möglichen Zeichen befanden sich darauf, unter anderem Halbmonde und Sterne.
Er öffnete den Deckel, um zu sehen, ob etwas drin war …
2. KAPITEL
„Fertig!“, rief Brenda.
Michael blickte von dem Kasten auf und sah zu ihr hinüber. „Was?“
„Ich sagte, ich habe den Herd fertig repariert. Er ist so gut wie neu. Da ich schon mal dabei war, habe ich die neue Glühbirne auch gleich eingesetzt. Hey, geht es Ihnen gut?“
Michael blinzelte. In seinem Kopf drehte sich alles. Er fühlte sich sehr seltsam. Vielleicht bekam er eine Grippe. Das hätte erklärt, warum ihm mit einem Mal so heiß war. Sicher war es nur Einbildung, wenn er auf den Gedanken kam, dass es etwas mit dem Kästchen zu tun hatte. Nein, es musste die Grippe sein. Das hatte ihm gerade noch gefehlt!
Er blinzelte wieder und stellte erleichtert fest, dass er Brenda Munro jetzt klar erkennen konnte. Sie hatte ihren Mantel ausgezogen, und der Pullover, der ihre Kurven umschmiegte, war vom selben Blauton wie ihre Augen. Das Licht aus der Küche fiel von hinten auf sie und verlieh ihr
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