JULIA COLLECTION Band 12
hatte die Hände an ihren Ellbogen. An ihrem Nacken spürte sie seinen Atem, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. So etwas hatte sie noch nie empfunden … Aufregung und Begierde zugleich, und das nur wegen einer zufälligen Umarmung.
„Hast du nicht gesagt, das Mädchen sei nicht Michaels Freundin?“ Mrs. Stephanopolis erschien nun neben ihrem Mann.
„Bin ich auch nicht.“ Brenda trat hastig von ihm fort. „Ich bin die neue Hausmeisterin.“
„Zu meiner Zeit hat ein Mädchen keine solche Arbeit gemacht“, erwiderte Mrs. Stephanopolis missbilligend.
„Ich bin bloß froh, dass wir wieder heißes Wasser haben“, meinte Mr. Stephanopolis. „Ich hätte mir fast meine empfindlichsten Körperteile abgefroren heute früh.“
„Das Mädchen will nichts hören von deinen Körperteilen“, wies seine Frau ihn frostig zurecht.
Daraufhin stritten die beiden sich auf Griechisch. Michael und Brenda sahen sich an, und Michael war bestürzt über die Reaktion, die das in ihm auslöste. Brendas Anblick erhöhte seinen Blutdruck, und das war nicht das Einzige.
Nun überraschte sie ihn ein weiteres Mal, indem sie selbst anfing, griechisch zu sprechen.
Mrs. Stephanopolis vergaß sofort ihre Missbilligung, legte einen Arm um Brenda und führte sie in die Wohnung. Michael blieb auf der Türschwelle stehen wie ein unerwünschter Schwiegersohn.
Eine halbe Stunde später, als er und Brenda das Apartment verließen, war noch eine Flasche Ouzo zu Brendas Sammlung dazugekommen.
„Sie haben Glück, solche Mieter zu haben“, meinte sie.
„Was Sie nicht sagen.“
„Wen soll ich als Nächstes besuchen?“
„Es ist nur noch ein Apartment übrig. Da wohnen die Lincolns. Da Sie so gut mit allen auskommen, lasse ich Sie allein. Offensichtlich brauchen Sie mich nicht zum Händchenhalten.“
Die Vorstellung, dass er ihre Hand halten könnte, gefiel ihr, aber Angst vor dem Alleinsein hatte sie bestimmt nicht. „Okay. Und wenn ich die Lincolns kennengelernt habe, hole ich meine Sachen. Dann kann ich gleich den Wasserhahn reparieren, wie ich es Frieda und Consuela versprochen habe.“
„Wem?“
„Frieda Weiskopf und Consuela Martinez.“
„Oh.“ Irgendwie war Michael nie bewusst geworden, dass die beiden überhaupt Vornamen hatten. Für ihn waren sie immer nur die Drachenladys von nebenan gewesen.
„Dann sehe ich Sie später. Danke, dass Sie so nett waren und mich den Mietern vorgestellt haben.“
„Ich bin immer nett“, spottete er.
Und sexy, dachte Brenda. Als sie ihm nun nachsah, merkte sie, dass er es offenbar eilig hatte wegzukommen. Außerdem stellte sie auch fest, dass seine Jeans hauteng waren. „Hübscher Po“, murmelte sie.
Am liebsten wäre sie im Boden versunken, als Michael sich auf dem Treppenabsatz noch einmal umdrehte. Er war doch wohl schon zu weit weg, um ihre leisen Worte gehört zu haben. Hoffentlich!
Hastig wandte sie sich ab und klopfte an die Tür der Lincolns.
Eine Sekunde später riss eine junge Schwarze mit langem welligem Haar die Tür auf und zog Brenda herein. „Ich brauche Hilfe!“, rief sie. „Ich kriege den Wasserhahn über der Badewanne nicht wieder zu. Gleich gibt es eine Überschwemmung.“
Brenda stellte rasch ihre Geschenke ab und folgte der Frau ins Bad.
„Mein Mann kann mit dem verdammten Ding umgehen, aber er macht heute eine zweite Schicht im Krankenhaus … er ist Krankenpfleger … aber da es endlich wieder heißes Wasser gibt, wollte ich nicht mit meinem Bad warten, bis er nach Hause kommt.“
Nachdem Brenda es geschafft hatte, den störrischen Hahn zuzudrehen, seufzte die Frau erleichtert auf. „Sie haben mich gerettet. Danke. Wer sind Sie eigentlich?“
„Ich bin Brenda. Die neue Hausmeisterin. Ich bin gerade eingestellt worden, um hier Dinge zu reparieren wie diesen Wasserhahn. Nächstes Mal, wenn er klemmt, ziehen Sie einfach den Stöpsel raus, damit das Wasser ablaufen kann.“
„Daran habe ich nicht gedacht. Ich bin Keisha Lincoln, und obwohl Sie nicht aussehen wie Denzel Washington, sind Sie doch die Antwort auf meine Gebete. Ich habe dem neuen Besitzer schon die ganze Zeit gesagt, dass hier eine Menge getan werden muss.“
„Tut mir leid, dass ich nicht aussehe wie Denzel.“
„Das ist okay. Tyrone, mein Mann, wird sich auch besser fühlen, wenn Denzel in Hollywood bleibt. Lieber Himmel, ich könnte etwas Koffein gebrauchen nach diesem Stress. Was ist mit Ihnen? Möchten Sie einen Café au lait? Ich habe eine Tante in New Orleans, die
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