JULIA COLLECTION Band 12
mir den Job geben.“ Brenda ignorierte die Tatsache, dass er noch gar nicht wirklich gesagt hatte, dass der Job ihr gehörte. Sie war nicht bereit, ihm noch einen Rückzieher zu erlauben.
„Was war los mit dem Durchlauferhitzer?“ Michael stand auf und hob beschwörend die Hände. „Nein, sagen Sie’s mir lieber nicht. So genau will ich es gar nicht wissen.“ Er ging in die Küche und drehte den Hahn auf. Es kam warmes Wasser heraus.
Aus der Wohnung über seiner ertönten Jubelrufe. Michael stellte fest, dass er einen Hausmeister hatte … nur dass es sich dabei um eine Frau handelte, die zudem noch eine höchst seltsame Wirkung auf ihn ausübte.
Michael Janos stand immer zu seinem Wort. Er hatte Brenda den Job versprochen, und daran hielt er sich nun. Allerdings bezweifelte er, dass sie ihn lange behalten würde. Sobald sie sah, was in diesem Haus alles kaputt war, würde sie kündigen. Jeder vernünftige Mensch würde das tun.
„Das Apartment ist nicht sehr groß“, warnte Michael Brenda, während er die Tür zur Souterrainwohnung aufschloss.
„Das ist okay. Ich habe nicht viele Sachen.“
„Es ist auch einige Arbeit nötig“, fügte er hinzu.
„Ich kann gut mit Pinsel und Farbe umgehen.“
Er fragte sich, was eigentlich nötig war, um diese Frau zu entmutigen. Dann wurde er abgelenkt durch den Sonnenstrahl, der durch ein winziges Fenster auf Brendas Haar fiel. Das erinnerte ihn an den Moment, als sie in seiner Küchentür gestanden hatte. Der Anblick hatte ihn völlig erschüttert.
Sie war nicht der Typ, der normalerweise seine Aufmerksamkeit erregte. Zwar war er schon mit allen möglichen Frauen verabredet gewesen, aber noch nie mit einer, die ihr Leben mit solch einer Leidenschaft lebte, wie Brenda es zu tun schien. Sie war ständig in Bewegung, schien dauernd irgendetwas zu machen, selbst wenn sie eigentlich still stand. Jetzt konnte er geradezu sehen, wie sie in Gedanken den Raum einrichtete.
„Das ist großartig!“, rief sie. „Die Fenster gehen nach Süden. Dadurch kommt viel Licht rein, obwohl sie so hoch oben sind.“
„Sie sind klein“, sagte Michael.
„So was ist immer Ansichtssache.“ Brenda drückte ihren Daunenmantel an die Brust.
„Ja, nun …“ Michael musste einen Moment überlegen, was er überhaupt sagen wollte. Was hatte diese Frau an sich, das eine derartige Wirkung auf ihn ausübte? Ihre Brüste waren nicht besonders groß, obwohl der Pullover ihre Kurven auf sehr hübsche Weise umschmiegte. Sie hatte ein nettes Gesicht, große Augen, schöne Lippen … voll und sinnlich. Jetzt nagte sie an ihrer Unterlippe, während sie sich die Küchengeräte ansah.
„Sie funktionieren alle“, erklärte Michael, als sie in den Kühlschrank blickte. „Sie sind so ziemlich die einzigen in diesem Haus, die das tun“, fügte er hinzu. „Man hat mir gesagt, diese schreckliche grüne Farbe sei mal sehr populär gewesen.“
„Avocado.“
„Die esse ich nie.“
„Ich meine die Farbe. Sie war bei Kücheneinrichtungen in den sechziger Jahren sehr beliebt.“
„Dann ist dieser Kühlschrank wahrscheinlich fast so alt wie ich.“
Brenda drehte sich zu ihm um und musterte ihn genauso nachdenklich wie vorhin die Geräte. Die Feindseligkeit, die sie oben im Foyer kurze Zeit empfunden hatte, war völlig verschwunden. Jetzt war sie fasziniert von ihm. Allerdings war das nicht unbedingt etwas Gutes. Immerhin war er ihr Boss.
Nicht, dass sie sich von ihm eingeschüchtert gefühlt hätte. Sie wusste, dass sie hier gute Arbeit leisten würde. Dieses Gebäude hatte liebevolle Fürsorge nötig, und das war Brendas Spezialität. Sie verdiente sich ihren Lebensunterhalt damit, sich um alles Mögliche zu kümmern … Küchenherde, Durchlauferhitzer, Männer, die Verständnis brauchten, streunende Tiere. Sie sorgte für alle, bis sie allein zurechtkamen.
Michael Janos sah allerdings nicht nach einem Mann aus, um den sich jemand kümmern musste. Er war der typische einsame Wolf. Aber sogar Wölfe gingen Bindungen fürs Leben ein. Die einsamen waren die, die ihre Partner verloren hatten. War Michael das passiert?
Sie legte den Kopf schief und sah ihm in die Augen. Statt Antworten fand sie eine Neugier, die ihrer eigenen ähnelte. Er hatte ungewöhnliche Augen, deren Blick sie anzog wie ein Magnet. Tatsächlich hatte sie den Eindruck, dass sie schon ein ganzes Leben damit verbracht hatte, ihm in die Augen zu blicken … was lächerlich war, da sie Michael vor dem heutigen Tag nie
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