JULIA COLLECTION Band 12
seid beide geheimnisvolle Persönlichkeiten.“
„Oh, danke.“
„Gern geschehen.“ Sie war nicht bereit, ihm mitzuteilen, wie attraktiv sie das bei ihm fand. „Was ist denn nun so wichtig, dass ich herkommen musste? Geht es um die Sozialarbeiterin? Hat sie Kontakt mit dir aufgenommen?“
„Nein, sie war mal hier, bevor wir geheiratet haben, aber seitdem habe ich nicht mehr von ihr gehört.“
„Was? Ich wusste nicht, dass sie bei dir war. Warum hast du mir das nicht gesagt?“
„Weil ich dich nicht beunruhigen wollte.“
„Und was hast du mir sonst noch alles verschwiegen, um mich nicht zu beunruhigen?“
„Da fällt mir nichts ein außer der Tatsache, dass ich dir am liebsten die Kleider vom Leib reißen und gleich hier in meinem Büro, auf meinem Schreibtisch, mit dir schlafen würde.“
„Hör bloß auf.“ Sie griff nach einem Aktendeckel und fächelte sich damit Luft zu. „Erzähl mir weiter von dieser Sozialarbeiterin.“
„Sie fragt inzwischen nicht mehr nach dem ‚geheimnisvollen kleinen Mädchen‘, wie sie Hope genannt hat.“
„Sie weiß, dass es sich um ein Mädchen handelt?“
„Offenbar hat sie gelauscht, als mein Freund von der Polizei mit mir telefoniert hat. Diese Frau hat mich an einen Bluthund erinnert. Ich muss wohl ein Ablenkungsmanöver einleiten, um sie glücklich zu machen.“
„Wie denn?“
„Ich lasse ein paar Papiere dieser angeblichen Freundin von dir auftauchen, die dir ihr Baby überlassen hat.“
„Du willst Urkunden fälschen?“, fragte Brenda ungläubig.
„Wenn es nötig ist.“
„Das kann ich nicht zulassen. Es ist ein zu großes Risiko für dich.“
„Ich bin bereit, für meine Familie zu kämpfen. Und ich weiß, was ich tue. Aber wir werden Hope nicht adoptieren können, ohne dem Gericht Papiere vorzulegen.“
„Da kannst du keine gefälschten nehmen! Du würdest im Gefängnis landen!“, protestierte Brenda.
„Hast du eine bessere Idee?“
„Noch nicht. Aber dein Plan fordert Ärger geradezu heraus. Was ist, wenn Hopes Mutter zurückkommt?“
„Da sie bisher nicht erschienen ist, zweifele ich daran, dass sie es noch tut.“
„Es ist nicht ausgeschlossen.“
„Du hattest doch nicht noch mehr Albträume darüber, dass jemand dir das Baby wegnimmt, oder?“
Brenda schüttelte den Kopf. Hope fing jetzt an, auf sich aufmerksam zu machen, da die Erwachsenen sie nicht in ihre Unterhaltung einbezogen.
„Aha, da ist wohl jemand unzufrieden.“ Gaylynn kam herein. „Das ist mein Stichwort, um sie euch für eine Weile abzunehmen, was?“ Sie streckte die Arme nach Hope aus, und diese freute sich, dass endlich jemand sie beachtete. Sofort zog sie an Gaylynns schulterlangen Haaren. „Kind, du willst doch wohl nicht, dass deine Tante kahl wird, oder?“ Sanft löste Gaylynn die kleine Faust von ihren Haaren und küsste dann schmatzend Hopes Handfläche. Hope strahlte.
„Ich habe nicht erwartet, dich hier zu treffen, Gaylynn“, sagte Brenda. „Ist heute keine Schule?“
„Nein, heute ist schulfrei. Das heißt, dass ich etwas Zeit mit meiner Lieblingsnichte verbringen kann, falls dir das recht ist.“
„Sicher“, antwortete Michael, während Brenda ihn misstrauisch ansah.
„Ich habe den Korb auf den Schreibtisch deiner Sekretärin gestellt.“ Gaylynn zog Hope den Schneeanzug an. „Wir sind in etwa zwei Stunden zurück.“
„Gut. Danke.“
„Was geht hier vor?“, fragte Brenda, als Gaylynn gegangen war.
„Eine Verführung.“ Michael machte die Tür zu.
Brenda merkte, dass er abschloss.
„Du hast mich verleitet herzukommen …“
„Um dich am helllichten Tag verführen zu können“, beendete er den Satz. „Schuldig im Sinne der Anklage.“
„Ich kann kaum glauben, dass du das getan hast.“
„Glaub es.“ Er breitete eine dünne Decke auf dem Boden aus, kniete sich hin und öffnete den Picknickkorb, den er vom Schreibtisch seiner Sekretärin geholt hatte. „Wir haben hier das Beste aus Melis Delikatessenladen. Möchtest du Roastbeef?“
„Ich will wissen, warum du das machst.“
„Das habe ich dir doch schon gesagt.“
„Aber was erhoffst du dir davon?“ Als sie seinen Blick bemerkte, wurde sie rot. „Abgesehen von Sex, meine ich.“
„Das genügt, um einen erwachsenen Mann auf die Knie zu zwingen.“ Michael ließ sich auf dem Boden nieder und streckte eine Hand nach ihr aus. „Warum schließt du dich mir nicht an?“
Das tat sie. „Was ist mit deiner Sekretärin?“, fragte sie aber noch.
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