JULIA COLLECTION Band 12
ist.“
„Nur weil eine starke körperliche Anziehungskraft zwischen uns besteht, heißt das nicht, dass … Was ist los?“, fragte er, als er Brendas Gesichtsausdruck sah.
„Hope weint offenbar.“ Brenda warf die Bettdecke beiseite und streifte sich das erste Kleidungsstück über, das sie in die Hand bekam: Michaels weißes Hemd. „Ich sehe nach ihr. Nein, steh nicht auf. Ich kümmere mich darum.“
Sie lief hinaus und biss sich dabei auf die Unterlippe, um nicht zu weinen. Was sie als Liebe betrachtete, war für Michael bloß „starke körperliche Anziehungskraft“, sonst nichts. Sogar nachdem sie sich geliebt hatten. Na ja, sie sah es so. Für ihn war es anscheinend nur Sex gewesen.
Im zweiten Schlafzimmer starrte sie auf das schlafende Kind hinunter, strich ihm mit zitternden Fingern über den Kopf und beschwor sich dabei, nicht zu weinen.
„Warum kannst du nicht einfach damit zufrieden sein, wie die Dinge laufen?“, hatte eine ihrer Pflegemütter sie einmal gefragt. „Wieso willst du immer mehr?“
Im Moment war das „Mehr“, was sie sich wünschte, Michaels Liebe.
„Es bringt Glück, am Neujahrstag Schweinefleisch zu servieren“, erzählte Konrad am nächsten Tag Brenda, während sie im Haus von Michaels Eltern Schweinebraten, Kartoffeln und Spargel aßen.
„Aber es ist schlecht für die Arterien“, fügte seine Mutter wie in jedem Jahr hinzu.
Doch Michael dachte an etwas anderes, ebenso wie Brenda. Äußerlich war sie zwar fröhlich, aber er spürte, dass sie sich innerlich von ihm entfernte. Sie konzentierte sich auf Hope und ignorierte ihn fast völlig. Und das lag nur an diesem verdammten Kästchen!
Michael wusste, dass es keinen Sinn hatte, seine Eltern um Hilfe zu bitten. Sein Vater war überzeugt, dass der Roma-Zauber Michael und Brenda zusammengebracht hatte. Michael wünschte sich, er hätte Brenda nie davon erzählt. Ganz gewiss hatte er nicht damit gerechnet, dass sie diese alte Geschichte so ernst nehmen würde. Glaubte sie tatsächlich, dass die Kraft der Gedanken so stark war, dass er sie geheiratet hätte, wenn er das nicht wirklich gewollt hätte?
Allerdings lag ihm im Moment nichts daran, sich mit seinen Gründen für diese Ehe zu beschäftigen. Lieber erinnerte er sich daran, wie sie miteinander geschlafen hatten, wie unglaublich heftig Brenda auf ihn reagiert hatte. Er war nicht bereit, ihr zu erlauben, sich jetzt von ihm zurückzuziehen. Stattdessen würde er ihr beweisen, wie sehr er sie wollte. Immerhin hatte er sie nie umworben, hatte nicht mal eine Verabredung mit ihr gehabt, bevor sie geheiratet hatten. Vielleicht war alles zu geschäftsmäßig und praktisch abgelaufen.
Aber das musste nicht mehr so bleiben. Er war romantisch genug. Immerhin hatte er Roma-Blut in den Adern. Niemand war so romantisch wie ein Zigeuner, besonders ein ungarischer. Er würde Brenda zeigen, wie sehr er sie begehrte, gleich heute Nacht.
Als sie sich aufs Schlafengehen vorbereiteten, dachte Brenda daran, Michael zu sagen, dass sie in ihr eigenes Bett wollte. Doch dann entschied sie, dass es dumm war, sich selbst zu schaden, bloß um ihm etwas zu beweisen. Wenn körperliche Anziehungskraft alles war, was er empfand, sollte sie aufhören, sich das Unerreichbare zu wünschen, und sich lieber mit dem begnügen, was sie hatte. Es war ja nicht gerade so, als wäre die letzte Nacht schrecklich gewesen. Vielleicht konnte die Liebe sich noch entwickeln …
Verdammt, es fiel ihr schwer, die Hoffnung aufzugeben.
Da es der erste Tag des neuen Jahres war, hatte sie heute an Neuanfänge und Möglichkeiten gedacht. Aber es war eine Zukunft voller Gefahren. Brenda war immer fähig gewesen, sich wieder zu verabschieden, loszulassen, wenn diejenigen, die ihr wichtig waren, weiterzogen. Doch sie wusste nicht, ob ihr das bei Michael auch gelingen würde. Wenn er irgendwann zu dem Schluss gelangte, dass er sich doch zu impulsiv auf diese Ehe eingelassen hatte, dass er mehr wollte … eigene Kinder … dann würde sie womöglich nicht die Kraft haben, ihn gehen zu lassen. Und sie hasste diese Schwäche in sich selbst.
Michael nahm die Angelegenheit schließlich selbst in die Hand, indem er Brendas Kleidung in sein Zimmer trug, während sie im Keller war, um Wäsche aus dem Trockner zu nehmen. Als sie wieder nach oben kam, brachte er gerade die letzte Ladung in das Zimmer, das ihnen nun gemeinsam gehören sollte.
„Ich habe das Babyfon aufgestellt, das meine Eltern uns zu Weihnachten geschenkt
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