JULIA COLLECTION Band 12
du nicht wieder in diesen Salon in Summerville?“
„Die wollten mir Gel ins Haar schmieren!“, erklärte er empört.
Das fand Gaylynn sehr komisch. „Du armes Baby.“ Sie tätschelte seinen Arm. „Haben diese bösen Leute doch tatsächlich versucht, dir Gel ins Haar zu schmieren“, gurrte sie.
Er schmunzelte. „So was tut mir keiner an!“
Als sie zusammen lachten, überlegte Gaylynn, warum es nicht immer so zwischen ihnen sein konnte … so unbeschwert und fröhlich. Dann sahen sie sich in die Augen, und da war wieder diese Anziehungskraft. Die Begierde und Sehnsucht waren überwältigend. Gaylynn hätte gern gewusst, ob sie als Einzige diese Leidenschaft empfand. Hunters lebhafte grüne Augen verrieten ihr nichts über seine Gefühle.
Sie musste etwas sagen, um das Gespräch auf eine unpersönliche Ebene zurückzubringen, bevor ihr ein schlimmer Ausrutscher passierte. „Wie geht es eigentlich deinem Stellvertreter? Dem, der sich am Fuß verletzt hat?“
„Das ist eine höfliche Art, es auszudrücken. Er geht am Stock und kann noch zwei Wochen lang nur Schreibtischdienst tun.“
„Machst du deshalb dauernd Überstunden?“
„Das ist dir also aufgefallen, ja?“ Hunter schien sich zu freuen.
Was sollte sie darauf erwidern? Dass ihr äußerst bewusst war, wann er kam und ging? Dass sie nachts erst schlafen konnte, wenn sie hörte, wie Hunter an ihrer Hütte vorbei zu seiner eigenen fuhr? Inzwischen erkannte sie seinen Wagen ohne jeden Zweifel.
Schließlich ersparte Hunter ihr eine Antwort, indem er von einem Einsatz am Tag zuvor erzählte. Er hatte Ma Battles Kater von einem Baum herunterholen müssen. „Ich hatte Glück, dass ich heil davongekommen bin“, behauptete er. „Offenbar hat Ma Battle den alten Tom kastrieren lassen, und das wusste er gar nicht zu schätzen.“
„Tom ist der Name des Katers, nehme ich an“, sagte Gaylynn.
„Richtig.“
„Ma Battle ist diejenige, die bei all den Preisausschreiben mitmacht, nicht wahr?“
„Stimmt. Bist du ihr schon begegnet? Sie hat doch nicht mit dir gesprochen, oder?“
„Nein, ich habe sie nicht getroffen. Wieso fragst du, ob sie mit mir gesprochen hat? Gibt es ein Gesetz dagegen?“
„Natürlich nicht.“
„Weshalb willst du es dann wissen?“
„Nur so.“
Gaylynn kaufte ihm das nicht ab.
„Okay, ich habe zufällig erwähnt, dass du Lehrerin bist“, gab er zu. „Und ein paar Leute in der Stadt wollten dich … etwas fragen. Aber ich habe ihnen gesagt, sie sollen dich nicht belästigen. Du wärst hier, um dich auszuruhen, nicht um dich mit einem Haufen Kinder einzulassen.“
„Wovon, um alles in der Welt, redest du?“
„Vergiss es. Denk überhaupt nicht daran. Du brauchst deine Ruhe und solltest dich bestimmt nicht in die Probleme der Einheimischen hineinziehen lassen.“
„Was für Probleme?“
„Nichts. Vergiss, dass ich es je erwähnt habe. Das Dinner war übrigens großartig.“
„Wieso hast du dann die Hälfte von deinem Steak Blue gegeben?“
„Wunderschönen blauen Augen konnte ich noch nie widerstehen.“
„Ich weiß.“ Gaylynn wünschte sich, ihre eigenen Augen wären blau statt braun. „Du hattest immer ein weiches Herz“, neckte sie Hunter.
Er sah sie böse an.
„Du wirst ja rot“, stellte sie erstaunt fest.
„Das ist gar nicht wahr. Hör mal, ich muss jetzt gehen. Ich habe heute Nachtschicht.“ Während er seinen Regenmantel anzog, sagte er: „Und lass nicht zu, dass irgendwer in der Stadt dich in irgendwelche Sachen reinzieht, okay?“
„Bestimmt nicht.“ Sie winkte ihm noch einmal fröhlich zu, bevor sie die Tür schloss.
„Gaylynn wird tun, was sie will“, murmelte Hunter vor sich hin und grinste. „Zumindest hoffe ich das!“ Er rechnete sogar fest damit.
6. KAPITEL
„Sie verbrauchen ja eine Menge Katzenfutter“, stellte Floyd fest, als Gaylynn vier Schachteln Trockenfutter auf den Tresen stellte. „Wie viele Katzen füttern Sie eigentlich da oben?“
„Drei, aber zwei davon wachsen noch.“
„So, wie sie fressen, werden wohl Tiger draus“, meinte Floyd.
Statt ihre Besorgungen schnell zu erledigen, wie Gaylynn es bisher immer getan hatte, ließ sie sich nun Zeit, um zu plaudern. Sie hatte den Eindruck, dass es in Lonesome Gap wenig gab, von dem Floyd und Bessie nichts wussten. Und sie war neugierig, was Hunter am Abend zuvor gemeint haben mochte … dass einige Leute in der Stadt sie etwas fragen wollten.
Aber im Moment sprachen Floyd und Bessie nur von dem Laster
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