JULIA COLLECTION Band 12
nicht das erste Mal. Sie hatten es sich schon vorher angesehen, waren aber nicht geblieben. Diesmal schloss Gaylynn schnell die Tür.
Mit der Schnur lockte sie die jungen Katzen weiter bis ins Schlafzimmer, machte diese Tür auch zu und holte dann eine Dose Katzenfutter, um damit Cleo, die Katzenmutter, ebenfalls ins Haus zu holen. Das Miauen der beiden Kätzchen aus dem Schlafzimmer bildete natürlich einen zusätzlichen Anreiz für Cleo, hereinzukommen.
Gaylynn hatte bereits eine Katzentoilette und Streu gekauft, weil sie gehofft hatte, dass es ihr bald gelingen würde, die Katzenfamilie im Haus anzusiedeln. Jetzt ließ sie Blue und Spook aus dem Schlafzimmer heraus, und ihre Mutter begrüßte sie erleichtert. Dann machten sich alle drei über das Futter her, das Gaylynn ihnen in drei Näpfen hingestellt hatte.
Als alles weg war, erforschten die Katzen jeden Zentimeter der Hütte.
„Na, seid ihr einverstanden?“, fragte Gaylynn sie spöttisch.
Cleo antwortete mit einem Miau, das bejahend klang. Gaylynn wusste schon, dass die siamesische Katze es gern hatte, wenn man mit ihr sprach, und sie war so höflich, dann immer etwas zu erwidern. Spook andererseits war sehr still und versteckte sich nun unter einem Beistelltisch.
Aber als Gaylynn am nächsten Morgen aufwachte, fand sie alle drei Katzen in ihrem Bett vor. Sie hatte sie abends untersucht und keine Flöhe gefunden, was ein Wunder war in Anbetracht der Tatsache, dass sie im Wald gelebt hatten. „Jetzt seid ihr in Sicherheit“, flüsterte Gaylynn, und Cleo schnurrte laut.
Draußen war es kalt und stürmisch, und es gab den ganzen Tag Regenschauer. Nebelschwaden zogen vorbei und blieben an den Baumspitzen hängen, die Gaylynn auf dem Berg sehen konnte. Sie schienen wie Treibgut in einem Fluss, bewegten sich vorwärts, bis sie auf ein Hindernis trafen. Gaylynn hatte den Eindruck, durch ein Kaleidoskop zu blicken. Ständig änderten sich die Formen. Es war ein großartiger Tag, um im Haus zu bleiben.
Die Kätzchen hielten sich nicht lange genug an einer Stelle auf, als dass Gaylynn sie hätte zeichnen können, aber Cleo rollte sich auf der Couch zusammen und schlief dort eine Stunde lang. Gaylynn war wirklich beeindruckt von ihrer eigenen Zeichnung. Es sah tatsächlich nach einer Katze aus, und nicht nur nach irgendeiner, sondern richtig nach Cleo mit den dunkleren Stellen an den Ohren und der Nase.
Gaylynn hatte kein besonderes Material zur Verfügung. Sie benutzte einen Zeichenblock, den sie in ihrem Auto gefunden hatte. Lehrer schleppten ja immer irgendeine Art von Papier mit sich herum.
Aber bist du denn noch Lehrerin?, fragte eine kleine Stimme in ihr jetzt. Unwillkürlich überlegte sie, was ihre Schüler in Chicago tun mochten. Sie hatte das Gefühl, sie im Stich gelassen zu haben, indem sie nicht stark genug gewesen war, das Schuljahr durchzustehen. Einige Male hätte sie fast eine ihrer Kolleginnen angerufen, um zu hören, wie es lief, doch etwas hatte sie jedes Mal davon zurückgehalten.
Die zwei Kätzchen boten ihr eine willkommene Ablenkung. Blue kroch unter einen der Flickenteppiche, drehte sich dann herum und legte sich so hin, dass nur ihre rosafarbene Nase herausguckte. Zu Gaylynns Überraschung fing Spook ein paar Minuten später an, den großen Jäger zu spielen, und sprang schließlich auf den Teppich und Blue. Dann jagten sich die beiden durch den Raum, und Gaylynn lachte.
Als es ungefähr zur Dinnerzeit an der Tür klopfte, flüchteten alle Katzen ins Schlafzimmer. „Es ist bloß Hunter“, versicherte Gaylynn ihnen, während sie öffnete.
Er trug ein graues Sweatshirt mit Kapuze und darüber einen dienstlich wirkenden Regenmantel. In den Armen hatte er drei volle Tüten. Da Gaylynn nicht wollte, dass die Katzen hinausliefen, zog sie Hunter schnell ins Haus.
„Was ist das alles?“ Sie deutete auf die Tüten.
„Lebensmittel. Mein Kühlschrank ist kaputtgegangen, und ich möchte nicht, dass alles verdirbt. Also dachte ich, ich könnte es hier unterbringen.“
„Das ist ja genug für eine ganze Armee“, stellte sie fest.
„Na, ich wachse ja auch noch.“
„Ich habe zurzeit nicht viel im Kühlschrank“, gab sie zu. „Du kannst dein Zeug ruhig reintun.“
„Tatsächlich habe ich mir überlegt, dass wir auch gleich anfangen könnten, etwas davon zu essen. Ich weiß nicht, wann ich einen Handwerker bekomme, der meinen Kühlschrank repariert.“
Gaylynn betrachtete ihn misstrauisch. Sie hatte das Gefühl, dass dies
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