JULIA COLLECTION Band 12
mit Dünger, der vor ein paar Wochen umgekippt war. „Das war vielleicht eine Schweinerei“, stellte Bessie fest.
„Ganz zu schweigen von dem Gestank. Schlimmer als ein läufiges Stinktier.“
„Also, Floyd Twitty, achte darauf, was du sagst!“ Bessie schlug ihm leicht auf den Arm.
„Diese junge Dame kommt aus Chicago. Ich bin sicher, sie hat schon Schlimmeres gehört“, erwiderte Floyd. „Du machst dir immer unnütz Sorgen.“
Bessie schnaubte. „Wie ich schon sagte, ist bei dem Unfall eine ganz schöne Schweinerei entstanden. Mein Cousin Eldon hat zu den Leuten gehört, die dort saubermachen mussten.“
„Ich habe Boone gesagt, er soll nach Summerville fahren und sich um den Job bewerben, aber er war ja zu beschäftigt mit der Arbeit an seinem Auto“, sagte Floyd.
Bessie bemerkte Gaylynns verwirrten Blick. „Boone ist unser Enkelsohn“, erklärte sie. „Seine Eltern sind gestorben, als er noch klein war, und wir haben ihn aufgezogen. Er kann wunderbar mit allen mechanischen Dingen umgehen und arbeitet in der Werkstatt, die zu unserer Tankstelle hier gehört. Die Leute bringen ihre Autos aus der ganzen Gegend, damit Boone sie repariert.“
„Ich sage ihm immer, er muss mehr dafür verlangen“, meldete sich Floyd zu Wort. „Ich will ihm alles übergeben, wenn wir uns zur Ruhe setzen, aber zuerst muss ich sicherstellen, dass er genügend Geschäftssinn hat. Zurzeit kann ich nur erkennen, dass er so stur wie ein Maultier ist.“
„Das hat er von deiner Seite der Familie“, behauptete Bessie.
„Ist denn noch etwas in der Stadt passiert?“, erkundigte sich Gaylynn. Sie hatte immer noch keinen Hinweis darauf, was Hunter am Abend zuvor gemeint hatte.
„Na ja, Sie haben sicher gehört, dass der arme Deputy Carberry sich selbst in den Fuß geschossen hat“, antwortete Floyd.
„Es war so peinlich“, fügte Bessie hinzu.
„Und schmerzhaft“, sagte Floyd.
„Ich meinte, für seine Frau“, erklärte Bessie. „Sie hat doch immer damit angegeben, wie glücklich die Einwohner von Lonesome Gap sein können, einen Gesetzeshüter wie Charlie Carberry zu haben.“
„Und das sind wir auch. Es gibt nicht viele, die es fertigbringen, sich selber in den Fuß zu schießen!“ Floyd lachte und schlug sich aufs Knie.
„Also, Floyd, du solltest dich wirklich nicht über die Missgeschicke anderer Leute lustig machen.“ Bessie konnte sich jedoch selbst nicht ganz das Lachen verkneifen. „Gibt es sonst noch etwas, was wir für Sie tun können, Liebes?“, fragte sie dann Gaylynn.
„Ich denke nicht. Oh, doch. Sie könnten mir ein gutes Lokal in der Stadt empfehlen, in dem ich essen kann.“ Gaylynn hatte inzwischen genug von ihren eigenen begrenzten Kochkünsten und dachte sich, dass sie ebenso gut etwas essen gehen konnte, während sie sich umsah und Erkundigungen einzog.
„Sicher“, antwortete Bessie. „Im Lonesome Café bekommen Sie den besten Wels, den Sie je gegessen haben.“
„Und gleich nebenan ist ‚Hazel’s Hash House‘“, fügte Floyd hinzu. „Genau genommen ist es sogar im selben Gebäude.“
„So genau muss man es aber nicht nehmen“, erklärte Bessie. „Es besteht kein Anlass, auf die Fehde zwischen den Montgomerys und den Rues einzugehen und warum Hazel Rue ihr Lokal im selben Haus eröffnet hat wie Lillie Montgomery. Wir wären hier alle sehr viel besser dran, wenn die Rues, diese Unruhestifter, nie hergekommen wären.“
Gaylynn ertrug die Spannung keinen Moment länger. „Hat diese Fehde etwas mit dem zu tun, was die Leute in der Stadt mich fragen wollten?“
„Aber nein.“ Bessie war überrascht. „Und darüber dürfen wir nicht reden. Du lieber Himmel, Hunter würde mich umbringen, wenn ich zu Ihnen etwas über … diese andere Sache sagen würde.“
„Was für eine andere Sache?“, fragte Gaylynn.
„Das kann ich wirklich nicht erzählen. Machen Sie sich keine Gedanken. Ich wollte Ihnen keine Angst einjagen mit dem Gerede über Fehden.“
„Wie ist die Fehde denn entstanden?“
„Das weiß ich eigentlich gar nicht.“
„Ich schon“, mischte Floyd sich ein. „Caleb Montgomery hat seinen Nachbarn, Paul Rue, beim Finanzamt angezeigt, und die Rues … na ja, sie haben sich auf ziemlich gemeine Weise gerächt.“
„Es geht um eine Steuerangelegenheit?“, hakte Gaylynn nach.
„Es war eher eine Schnapsbrennerangelegenheit“, erwiderte Floyd.
„Wann hat die Fehde denn begonnen?“
„Ich glaube, das war 1927.“
„Das ist fast siebzig Jahre
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