JULIA COLLECTION Band 12
Bilder interessierte, sagte er: „Die stammen von den Cherokee. Was möchtest du haben?“, erkundigte er sich dann.
Ein neues Gehirn, dachte Gaylynn. Das, was ich habe, funktioniert nicht richtig, wenn du in der Nähe bist.
„Ein Mineralwasser wäre gut“, antwortete sie laut.
„Isst du immer noch diese schrecklichen Sandwiches mit Erdnussbutter und Banane?“, fragte er, während er ihr eine eisgekühlte Dose reichte.
„Darauf kannst du wetten. Und isst du immer noch diese schrecklichen Sandwiches mit Erdnussbutter und Tomatenketchup?“
„Unbedingt. Tatsächlich bin ich gerade jetzt in Versuchung …“
„Wenn du das tust, gehe ich sofort nach Hause.“ Sie rümpfte die Nase.
Sie kehrten auf die Veranda zurück und setzten sich in zwei Schaukelstühle. Und als Gaylynn sah, wie die Sonnenstrahlen auf Hunters Gesicht fielen, sagte sie sich immer wieder: Ich werde mich nicht in ihn verlieben. Ich werde mich nicht in ihn verlieben.
Doch noch während sie das dachte, fragte sie sich unwillkürlich, ob sie da nicht den Brunnen zudeckte, nachdem das Kind schon reingefallen war.
„Okay, Blue, lass uns mal probieren, ob das Funktelefon jetzt funktioniert.“ Gaylynn setzte sich mit dem Kätzchen auf dem Schoß in den Schaukelstuhl auf ihrer Veranda.
Michael hatte ihr das Telefon vor ihrer Abreise aus Chicago gegeben und ihr befohlen, mit der Familie in Verbindung zu bleiben. Sie hatte ihre Eltern schon einige Male angerufen seit ihrer Ankunft. Bei anderen Versuchen war es nicht gegangen. Gaylynn vermutete, dass es mit den Bergen um sie herum zu tun hatte.
„Hi, Dad“, begrüßte sie nun ihren Vater. „Wie läuft denn alles?“
„Wunderbar. Hope macht ihre ersten Schritte. Deine Mutter und Brenda fotografieren so viel, dass sie wohl schon den Filmvorrat eines ganzen Ladens aufgekauft haben, und dein Bruder hat so viele Videokassetten gesammelt, dass er einen abendfüllenden Spielfilm daraus machen könnte.“
„Und dich berührt dieses aufsehenerregende Ereignis gar nicht, was?“, neckte Gaylynn ihn.
„Sie läuft wie ein kleines Huhn. Du hast genauso ausgesehen, als du angefangen hast zu laufen.“
Sie unterhielten sich mehrere Minuten über Hope, bevor Gaylynns Vater das Thema wechselte. „Michael sagt, er hat dir das Kästchen gegeben. Hast du es schon geöffnet?“
„Ja.“
„Und?“
„Nichts.“
„Du hast niemanden gesehen?“
Sie war nicht bereit, ihm zu erzählen, dass sie einen schäbig gekleideten alten Mann gesehen hatte. Womöglich wäre ihr Vater dann sofort gekommen, um sie zu beschützen. „Hör auf, dir Sorgen um mich zu machen, Dad.“
„Kümmert Hunter sich um dich?“
„Ich habe ihn heute im Basketball geschlagen.“
„Sehr gut! Nun zahlen sich all diese Spiele aus, zu denen ich dich mitgenommen habe.“
„Das und die Tatsache, dass ich wegen der Einsparungen an der Schule auch Sportunterricht geben musste. Auf diese Weise habe ich eine Menge praktische Erfahrung im Basketball gesammelt.“
„Aber das ist jetzt Vergangenheit. Keine öffentlichen Schulen mehr. Wenn du zurückkommst, wirst du dich an einer guten Schule bewerben … vielleicht St. Basil’s? An der Nordküste, wo all die reichen Kinder leben.“
„Reiche Kinder haben auch Probleme“, erwiderte Gaylynn.
„Wann kommst du denn nach Hause?“, fragte ihr Vater.
„Ich bin noch nicht sicher.“
„Deine Mutter hat gesagt, ich darf dich deswegen nicht unter Druck setzen, aber du sollst doch wissen, dass wir dich vermissen.“
„Ich weiß, Dad. Ich vermisse euch auch. Und ich rufe bald wieder an, okay? Bye.“ Eine Sekunde später sagte sie: „Warte, ich wollte dich noch etwas wegen des Medaillons fragen, das in dem Kästchen war.“
Aber ihr Vater hatte schon aufgelegt. Gaylynn entschied, bis zum nächsten Telefongespräch zu warten, statt es gleich noch mal zu versuchen. Außerdem blinkte die rote Anzeige, die darauf hinwies, dass der Akku geladen werden musste.
Später an diesem Abend begann es zu regnen, und ein kalter Wind kam auf. Gaylynn ging wieder auf die Veranda, um Blue ins Haus zu tragen, aber dafür vertraute das Kätzchen ihr noch nicht genug. Da sie es draußen jedoch zu kalt für die Katzen fand und den Gedanken nicht ertragen konnte, dass sie frieren würden, hielt sie die Tür offen und zog an der Schnur, mit der Blue so gern spielte. Das Kätzchen stürzte sich sofort darauf. Zu Gaylynns Erleichterung beschloss Spook mitzumachen, und bald waren beide im Haus. Es war
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