JULIA COLLECTION Band 14
Er hätte es besser wissen müssen. Diesen Typen entging nichts.
Er nahm den Telefonhörer und wählte eine lange Nummer. Er lockerte seine Krawatte, während er darauf wartete, dass sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete. Seine Gedanken kehrten unwillkürlich zu Angie zurück. Er war so vertieft, dass ihn die schroffe Stimme überraschte. „Hier Palmieri.“
Ethan richtete sich auf, obwohl ihn gut siebenhundert Meilen von seinem Boss trennten. „Zorn meldet sich“, erwiderte er und hoffte, dass sein Ton nichts von der Verachtung verriet, die er bei jedem Gespräch mit Denny Palmieri empfand.
„Schaffen Sie sich diese Ellison vom Hals“, befahl Palmieri ohne Umschweife. „Ich weiß zwar nicht, wie sie von unserer kleinen Operation erfahren hat, und es ist mir ehrlich gesagt auch egal. Sehen Sie einfach zu, dass Sie sie loswerden. Tun Sie, was immer Sie tun müssen. Ich will, dass sie von der Bildfläche verschwindet. Sofort.“
Wie hatten sie es so rasch herausgefunden? Entweder war das Haus mit Wanzen gespickt, was er täglich überprüfte, oder Palmieris Leute saßen dort draußen in einem Lieferwagen mit hochsensiblen Mikrofonen. Die Bemühungen, ihnen immer einen Schritt voraus zu sein, machten ihn noch fertig.
„Sie ist harmlos“, erklärte Ethan und hoffte, dass das der Wahrheit entsprach. Angie Ellison war in der Tat nicht der Rede wert, aber sicher war sie hartnäckig.
„Sie hat uns durchschaut“, konterte Palmieri. „Anscheinend haben wir die Einwohner von Endicott unterschätzt. Wir können es uns nicht leisten, dass sie herumschnüffelt. Sonst ruiniert sie noch alles.“
„Sie weiß nicht das Geringste“, versicherte Ethan dem anderen. „Sie hat bloß den ‚Paten‘ ein paarmal zu oft gesehen und eine sehr rege Fantasie. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass sie an einem Ort wie diesem aufgewachsen ist, an dem niemals etwas Aufregendes geschieht, kann man sich in etwa ausmalen, wie es um die Fantasie dieser Frau bestellt ist.“
„Sie schnüffelt überall herum“, meinte Palmieri.
„Sie ist keine Gefahr für uns, glauben Sie mir“, sagte Ethan.
„Wie können Sie da so sicher sein?“
„Ich habe sie kennengelernt.“
„Und?“
Ethan lachte leise. „Sie ist sehr attraktiv, Denny. Aber sie ist kein Grund zur Sorge.“
„Ich habe kein gutes Gefühl, was sie betrifft.“
Ethan hatte ebenfalls Gefühle, was diese Frau anging, und besonders gut waren auch sie nicht. „Ich werde mit Angie Ellison schon fertig.“
„Sind Sie sicher?“
„Absolut.“
„Mir gefällt das alles nicht.“
„Hören Sie auf, sich Sorgen zu machen. Ich kümmere mich hier schon um alles.“
„Wir haben Sie das erste Mal allein losgeschickt“, erinnerte sein Boss ihn. „Vermasseln Sie es also nicht.“
„Habe ich Sie in der Vergangenheit jemals im Stich gelassen?“
Palmieri seufzte und antwortete deutlich widerstrebend: „Nein.“
„Und das werde ich auch diesmal nicht“, versprach Ethan. „Angie Ellison ist ein Amateur in diesem Spiel. Sie ist völlig bedeutungslos.“ Er schluckte nach dieser Lüge und hoffte, dass er nicht zu dick aufgetragen hatte. Angies Sicherheit konnte auf dem Spiel stehen. „Vergessen Sie sie einfach.“
Am anderen Ende der Leitung herrschte eine Weile Schweigen. Dann sagte Palmieri: „Ich finde trotzdem, wir sollten die einfache Methode wählen und sie beseitigen.“
Ethan nahm sich zusammen, um nicht überzureagieren. „Dies ist eine friedliche, verschlafene kleine Stadt, Denny. Und Angie ist überall bekannt und beliebt. Wenn sie verschwindet, wird das einen öffentlichen Aufschrei verursachen, und wir werden Aufmerksamkeit auf uns ziehen, die wir nicht brauchen können. Ich werde schon mit ihr fertig.“
„Das möchte ich Ihnen auch raten“, betonte sein Boss. „Sonst werde ich mich um Sie beide kümmern.“
Palmieri redete bloß, wie immer. Die Drecksarbeit überließ er seinen Untergebenen. „Ich treffe mich morgen mit ihrem Vater. Danach kann ich Ihnen mehr berichten.“
„Ja, tun Sie das“, meinte Palmieri. „Ich will einen vollständigen Bericht über Ihre Fortschritte. Und, Ethan?“, fügte er mit bedrohlicher Stimme hinzu.
„Ja?“
„Behalten Sie das Mädchen gut im Auge.“
Ethan musste unwillkürlich grinsen und dachte, dass er diesen Teil des Jobs genießen würde. „Oh, darauf können Sie sich verlassen“, antwortete er.
4. KAPITEL
„Aber Daddy, er ist ein Krimineller!“
Louis Ellison sah über den
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