JULIA COLLECTION Band 14
tadelloser Ruf inzwischen eindeutig infrage gestellt.“
Sie nickte. „Warum sollen sie sich weiterhin nur mit Gerüchten begnügen müssen? Da wir ohnehin fast so weit sind, können wir es auch richtig machen.“
Er betrachtete sie einen Moment schweigend, als müsse er über ihre Worte gründlich nachdenken. Sie verstand nicht, was es da so lange zu überlegen gab. Was sie betraf, würde es zwangsläufig darauf hinauslaufen.
Doch James schien noch immer zu überlegen. Doch endlich, als Kirby bereits damit rechnete, dass er ihr einen Korb gab, sagte er: „Bist du dir sicher?“
„Ja“, antwortete sie rasch und ohne zu zögern.
„Du willst etwas verschenken, was du seit dreißig Jahren gehütet hast.“
„Das weiß ich.“
„Und nicht an irgendeinen Jungen aus der Stadt, der mit dir ein trautes Heim gründen wird.“
„Auch das weiß ich“, versicherte sie ihm.
„Du wirst es an mich, James Nash, geben.“
„Ja.“
„Wie hast du mich noch genannt?“
„Einen Playboy und Voyeur.“
„Richtig. An ihn wirst du es verlieren.“
„Ja.“
Mit tonloser Stimme sagte er: „An einen Weltenbummler und berüchtigten Frauenhelden, an einen Mann, der dieses Geschenk nicht wert ist. Denn ich kann dir die ewige Liebe, von der du träumst, nicht geben.“ Er wollte offenbar, dass sie sich völlig im Klaren darüber war, was sie da tat.
Etwas in Kirby starb, denn sie erkannte, wie überzeugt er von seinen Worten war. Sie wollte erwidern, dass es in Ordnung sei und sie genügend Liebe für sie beide in ihrem Herzen habe und dass es für ein Leben reiche. Doch sie wusste, dass sie ihn damit nur vertreiben würde. Daher nahm sie sich zusammen und hoffte, dass er irgendwo in seinem Innern genau verstehen würde, wie viel ihr das alles bedeutete.
„Hast du mir zugehört?“, fragte er leise und streichelte ihr Schlüsselbein, ihren Hals und ihre Wange. „Ich kann dich nicht lieben. Nicht länger als diese Nacht oder diese Woche. Möglicherweise noch nächste Woche, falls ich Glück habe. Es liegt einfach nicht in meiner Natur.“
Sie schluckte, hielt seinem Blick jedoch stand. „Das weiß ich.“
„Und es macht dir nichts aus?“
Sie hatte keine Ahnung, wie sie darauf antworten sollte. Schließlich erklärte sie: „Nicht heute Nacht und nicht in dieser oder der nächsten Woche.“
Er nickte schweigend, schien mit ihrer Antwort jedoch ebenso wenig zufrieden wie sie selbst. Trotzdem lächelte er, wenn auch nur kurz und bemüht. Aber es war ein Lächeln, und das genügte Kirby.
Er trat zurück, verflocht seine Finger mit ihren und zog sie von der Wand fort. „Gehen wir zu dir oder zu mir?“
„Zu dir“, entschied sie. Auf diese Weise würde es nicht so viele Erinnerungen geben, die sie verfolgten, nachdem alles vorbei und er fort war.
„Gut. Gehen wir.“
Kirby biss sich auf die Unterlippe und fragte sich, weshalb sie vor fünfzehn Jahren nicht daran gedacht hatte, sich von Bob zu wünschen, dass ihre Liebe erwidert würde. Doch dafür war es jetzt zu spät. Trotzdem schaute sie kurz hoch zum Himmel, suchte nach dem winzigen Lichtfleck links des Mondes und ergänzte ihren Wunsch von damals um jenen entscheidenden Zusatz.
9. KAPITEL
James hatte große Mühe, seine Hände bei sich zu halten, als Omar sie zurück ins „Admiralty Inn“ fuhr. Doch mit einer Frau zu schlafen, während sein Chauffeur womöglich zuschaute, hatte nie zu seinen Fantasien gehört. Außerdem war er ziemlich sicher, dass Kirby bei ihrem ersten Mal auch kein Publikum wollte. Sie saß in ihrem sexy Kleid neben ihm, die Hände im Schoß gefaltet, und vermied es, ihn anzusehen.
Draußen zog Endicott mit seinen Eichen und Häusern mit Stuckfassade vorbei, mit seinen Gehsteigen und Verandalampen, Fahrrädern und Minivans, Backsteingebäuden, Kirchen und gelegentlichen Neonreklamen. Einen solchen Ort, unberührt von den modernen Zeiten, hatte er noch nie besucht. Es war ein unschuldiger Ort voller Güte und Anständigkeit. Eine Oase auf einem langsam verrückt werdenden Planeten, in der angeblich Wünsche fünfzehnjähriger Mädchen in Erfüllung gingen, die voller Hoffnung in den Himmel starrten.
„Was denkst du?“, fragte er leise.
Sie sah auf ihre Finger, die sie nervös knetete. „Dreimal darfst du raten“, erwiderte sie mit einem schwachen Lächeln.
Er tat, als müsste er überlegen. „Vielleicht an die Stabilität des Weltmarktes?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Hm … dann sicher, ob die Colts dieses Jahr den
Weitere Kostenlose Bücher