JULIA COLLECTION Band 15
erstaunt an. „Kann ich mir etwas aussuchen?“
„Sicher, wieso nicht?“
„Destiny hat es so hingestellt, als …“
„Als wäre ich hier am Verhungern, wenn du mich nicht versorgst“, fiel er ihr lächelnd ins Wort. „Ich habe dir doch erklärt, worum es ihr ging.“
„Sie ist wirklich gut“, räumte Melanie anerkennend ein.
„Und das dürfen wir beide nie vergessen“, warnte er.
„Sicher. Aber mit dem Abendessen kannst du mich überraschen.“
Leider nur mit dem Abendessen, dachte er.
Melanie trat mit ihrem Handy trotz der Kälte ins Freie und wählte Destiny Carltons Nummer. Die Verbindung war ziemlich schwach, doch Destinys fröhliche Stimme war einigermaßen gut zu hören.
„Sie sind hinterhältig“, warf Melanie ihrer Freundin vor.
„Melanie, Liebste, wie geht es Ihnen? Sitzen Sie bei Richard fest?“, fragte Destiny hoffnungsvoll.
„Damit haben Sie von Anfang an gerechnet.“
„Nein, ich habe es nur gehofft“, erwiderte Destiny direkt. „Läuft es gut? Hat er Ihnen den Vertrag schon gegeben?“
„Nein.“
„Oh!“ Destiny war eindeutig enttäuscht. „Vielleicht sollte ich mit ihm reden. Wo steckt er?“
„Er arbeitet in der Küche, und ich lasse Sie nicht mit ihm reden“, wehrte Melanie ab. „Für dieses Wochenende haben Sie sich schon genug eingemischt.“
„Ist etwas schiefgelaufen?“, erkundigte sich Destiny besorgt. „Ihr habt euch doch nicht gestritten, oder?“
„Nein, aber wir haben uns ausgesprochen, und ich bin jetzt noch misstrauischer als zu Beginn, was Ihre Motive angeht. Ich bin sogar überzeugt, dass Sie nicht wirklich offen und ehrlich waren.“
„Ich wollte Ihnen lediglich helfen“, behauptete Destiny empört.
„Guter Versuch“, stellte Melanie fest, „und vielleicht haben Sie auch an den Vertrag gedacht, aber es ging Ihnen um etwas ganz anderes.“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung, was Sie meinen“, versicherte Destiny heiter. „Ach, das zweite Telefon klingelt. Ich erwarte einen wichtigen Anruf von Richards Bruder Mack. Machen Sie sich noch eine schöne Zeit, meine Liebe, und geben Sie Richard einen Kuss von mir. Und wagt euch bloß nicht auf die Straßen, bis nicht geräumt wurde. Ich möchte mir keine Sorgen um euch machen müssen.“
Sie unterbrach die Verbindung, ehe Melanie antworten konnte. Ach ja, ich soll ihm einen Kuss geben, dachte Melanie gereizt. Von wegen! Sie wählte erneut, doch dieses Mal kam keine Verbindung zu Stande. Seufzend steckte Melanie das Handy ein und kehrte ins Haus zurück.
Richard kam soeben ins Wohnzimmer. „Was hast du denn ohne Mantel da draußen in der Kälte gemacht?“, wollte er wissen.
„Ich habe deine Tante angerufen.“
„Und?“, erkundigte er sich amüsiert.
„Sie behauptet, ihr wäre es nur um den Vertrag gegangen.“
„Was hast du denn sonst von ihr erwartet?“
„Dass sie aufrichtig ist!“
„Das war sie bestimmt. Vermutlich würdest du sie nie bei einer Lüge ertappen.“
Melanie ließ sich das kurze Gespräch durch den Kopf gehen und musste Richard recht geben. Destiny hatte zwar nichts eingestanden, aber auch nicht direkt gelogen. „Sie sollte an deiner Stelle in die Politik gehen.“
„Um Himmels willen“, wehrte er ab. „Sie erträgt menschliche Dummheit nicht, und in der politischen Landschaft wimmelt es nur so von Idioten. Destiny nimmt nie ein Blatt vor den Mund, und schon nach wenigen Wochen würde sie aus jeder Partei herausgeflogen sein.“
„Es wäre allerdings sehr erfrischend, sie zu beobachten“, meinte Melanie.
„Ich würde es nicht gerade erfrischend nennen, aber ich kenne sie schließlich und weiß, wie sie ist, wenn sie sich in etwas verbissen hat. Sie gibt nie auf.“
„Und du meinst, dass sie sich in uns verbissen hat?“
„Darauf würde ich eine hohe Wette abschließen“, erklärte er.
„Dieses Mal wird sie verlieren. Darin sind wir beide uns ja einig.“ Als sie ihn ansah, entdeckte Richard erneut diesen leidenschaftlichen Blick, den er bereits kannte.
„Sind wir das?“, fragte er leise.
„Natürlich“, betonte sie und bekam Herzklopfen.
„Dann muss Destiny sich damit abfinden“, erwiderte er mit leisem Bedauern.
„Ich habe Hunger“, wechselte Melanie hastig das Thema. „Das kommt bestimmt von der frischen Luft.“
„Ich fange gleich an mit dem Kochen. Wie wäre es mit einem Glas Wein?“
„Gern.“ Wein würde ihre Nerven beruhigen. „Glaubst du, wir können morgen früh wieder fahren?“
„Die Hauptstraßen
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