JULIA COLLECTION Band 15
Vaters beruhen, und dann kämpfe ich mit mir, um sie zu erreichen. Bisher ist mir das immer gelungen.“
„Aber bist du dabei glücklich?“, fragte sie leise.
„Natürlich“, erwiderte er eine Spur zu hastig. „Meistens“, verbesserte er sich unter ihrem bohrenden Blick. Zumindest war er glücklich gewesen, bis er sich diesen albernen Film angesehen und festgestellt hatte, dass in seinem Leben eine Frau fehlte.
„Und was gewinnst du in diesem Wettbewerb?“
„Achtung“, antwortete er, ohne zu überlegen.
„Du meinst Selbstachtung?“
Richard schüttelte den Kopf. „Nein, einfach Achtung.“
„Von deinem Vater?“, fragte sie ungläubig. „Ist es das? Versuchst du noch immer, die Achtung deines Vaters zu erringen?“
„Das ist ja wohl unmöglich“,entgegnete er, weil sein Vater seit zwanzig Jahren tot war. Gleichzeitig begriff er etwas Grundlegendes. Er bemühte sich ständig, es einem Mann recht zu machen, der gar nicht mehr lebte. Und nun stellte er sein ganzes Leben infrage, weil er sich einen Film angesehen hatte und eine Frau, die ihn kaum kannte, Urteile über ihn abgab.
„Ja, das ist unmöglich“, bestätigte Melanie. „Selbstachtung ist viel wichtiger, findest du nicht auch?“
Doch all diese Selbsterkenntnis war zu viel auf leeren Magen. „Jetzt reicht’s“, erwiderte Richard knapp. „Wie ist die Waffel?“
„Perfekt. Wenn du irgendwann die Firma nicht mehr leiten willst, könntest du ein Restaurant eröffnen.“
„Wir besitzen Restaurants“, bemerkte er, setzte sich zu ihr und ließ Ahornsirup über seine Waffel laufen.
„Aber du hast bestimmt noch keine Küche von innen gesehen“, bemerkte sie lachend.
„Jedes Lokal hat ausgezeichnete Köche und Manager. Ich werde nicht gebraucht. Ich achte nur auf die Bücher.“
„Und findest du diese ganzen Zahlenspiele amüsant?“, wollte sie wissen.
„Natürlich, das kann ich doch auch am besten. Zahlen sind so logisch.“
„Ist dir das wichtig? Alles in deinem Leben muss logisch sein, was?“
„Du sagst das, als wäre es ein Verbrechen“, stellte er beleidigt fest.
„Kein Verbrechen, aber es macht nicht viel Spaß.“
Wie oft hatte er schon das Gleiche von Destiny gehört? „Ich habe Spaß!“
„Wann?“
„Ständig.“
„Sprichst du vielleicht von den Wohltätigkeitsveranstaltungen, die du besuchst?“
„Natürlich“, bestätigte er.
„Und wieso siehst du dann auf den Fotos in den Zeitungen immer unglücklich aus?“
„Unglücklich?“, wiederholte er erstaunt. „Ich lächle ständig.“
„Aber nicht deine Augen“, widersprach sie. „Und in den Augen findet man die Wahrheit.“
Er sah unwillkürlich in ihre Augen und fand darin Mitgefühl, Wärme und eine Spur Sehnsucht. Sie hatte recht. Die Wahrheit lag in den Augen.
Vielleicht hatte Melanie keine Ahnung, welche Botschaft er in ihren Augen fand. Fest stand für ihn nur, dass ihm diese Botschaft Angst einjagte, weil sie genau das ausdrückte, was er zu verbergen versuchte.
„Wie ist denn das Wochenende gelaufen?“, erkundigte Destiny sich ganz unschuldig, als sie Richard am Montagvormittag einen ihrer seltenen Besuche im Büro abstattete.
Natürlich hatte er schon mit ihr gerechnet und war vorbereitet. „Das Haus steht noch, falls du das meinst. Außerdem habe ich keine Knochenbrüche erlitten.“
„Und Melanie?“
„Ich habe sie nicht erwürgt. Worauf willst du hinaus, Destiny?“, fragte er energisch. „Ich weiß, was du Melanie gesagt hast, aber ich kaufe dir dieses unschuldige Getue nicht ab. Ich will die Wahrheit hören.“
„Ich möchte dir eine gute PR-Fachkraft vermitteln“, behauptete Destiny. „Hast du dir überhaupt ihren Vorschlag angesehen?“
Das hatte er getan, als er wegen des Films nicht schlafen konnte. Und weil Melanie im Gästezimmer lag. „Sie hat einige interessante Ideen“, räumte er ein.
„Dann engagier sie doch.“
„Sie ist unbeholfen“, behauptete er. „In knapp einer Woche würde sie mich zum Wahnsinn treiben.“ Das stand schon fest. Schließlich war ihr das bereits innerhalb von zwei Tagen gelungen.
„Was ist dagegen einzuwenden?“, erkundigte sich Destiny amüsiert.
Richard seufzte lautlos. Seine Tante führte sich auf, als wäre sie die ganze Zeit im Landhaus dabei gewesen. Vielleicht war sie Hellseherin. Jedenfalls dachte sie gar nicht ans Aufgeben.
„Du brauchst jemanden, der dich zum Wahnsinn treibt“, fuhr Destiny fort. „Alle anderen Menschen um dich herum springen doch
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