JULIA COLLECTION Band 15
würde er sein Geld nicht für eine Footballmannschaft verschwenden.“
An Stelle der empörten Proteste, mit denen Beth fest gerechnet hatte, sahen die Kollegen in der Cafeteria sie höchst merkwürdig an.
„Möchtest du das nicht lieber zurücknehmen?“, fragte Jason beschwörend.
„Warum sollte ich das tun?“
„Weil du zu Beginn der Diskussion erwähnt hast, du hättest versucht, Mack Carlton für einen Besuch bei Tony Vitale zu gewinnen“, fuhr Jason fort. „Der Junge ist verrückt nach ihm. Und du warst der Meinung, Macks Besuch könnte ihn aufrichten, nachdem die Chemotherapie nicht angeschlagen hat.“
„Und?“, fragte Beth aufgebracht. „Dieser um seine Mitbürger angeblich so rührend besorgte Footballheld hat es nicht mal für nötig befunden, auf meine Anrufe zu reagieren.“
Jason räusperte sich und deutete hinter sie.
Das darf doch nicht wahr sein, dachte Beth entsetzt, als sie sich umdrehte und vor sich einen hochgewachsenen, breitschultrigen Mann in einem maßgeschneiderten Anzug sah. Unter seinem rechten Auge hatte er eine kleine Narbe, die sein gutes Aussehen allerdings nicht beeinträchtigte, sondern die anziehende Ausstrahlung des Gesichts eher noch verstärkte und die Aufmerksamkeit auf die dunklen Augen lenkte. Der Blick aus diesen Augen war so faszinierend, dass Beth unwillkürlich den Atem anhielt. Alles an ihm verriet Geld, guten Geschmack und Arroganz, abgesehen vielleicht von dem etwas zerzausten Haar.
„Dr. Browning?“, fragte er so ungläubig, dass er vermutlich mit einer älteren, vor allem aber männlichen Person gerechnet hatte.
Trotz des geradezu beleidigenden Tonfalls verschlug der Klang seiner Stimme Beth vollständig die Sprache. Sie versuchte, sich zu entschuldigen, fand jedoch keine Worte. Niemals hätte sie ihn direkt beleidigt, auch wenn sie Männer verachtete, die ihr Geld für Sport ausgaben, anstatt damit anderen Menschen zu helfen.
„Sie steht Ihnen zur Verfügung, sobald sie wieder aus dem Fettnäpfchen kommt, in das sie getreten ist“, bemerkte Jason und lockerte damit die Spannung.
Beth war dem Radiologen unendlich dankbar. Jetzt gelang es ihr, aufzustehen und Mack Carlton die Hand zu reichen. „Mr. Carlton, ich habe nicht mit Ihnen gerechnet.“
„Offenbar nicht“, entgegnete er und lächelte. „Meine Tante hat mir erzählt, dass Sie Probleme hatten, mich zu erreichen. Meine Mitarbeiter hätten Sie nicht abweisen dürfen. Dafür möchte ich mich in aller Form entschuldigen.“
Beth hatte gelesen, dass er ein Herzensbrecher war, und jetzt erlebte sie das am eigenen Leib. Sein Blick machte sie sprachlos, und sein Lächeln setzte sie geradezu in Flammen. Dazu kam, dass die Entschuldigung aufrichtig klang, und somit musste sie auch den ersten Eindruck von ihm revidieren. Bisher hatte sie noch nie so heftig auf einen Mann reagiert, und das gefiel ihr gar nicht.
„Würden Sie …“ Ärgerlich, weil sie noch immer nicht klar denken konnte, holte sie tief Luft und machte einen weiteren Anlauf. „Möchten Sie eine Tasse Kaffee?“
„Ich stehe unter Termindruck, aber da ich ohnehin in der Nähe zu tun habe, wollte ich Ihnen sagen, dass ich Ihre Anrufe nicht absichtlich abgeblockt habe. Und ich wollte mich erkundigen, ob ein Besuch bei Tony vielleicht jetzt möglich wäre.“
„Natürlich“, erwiderte sie hastig, obwohl die offizielle Besuchszeit erst später begann. In diesem Fall brach sie die Regeln gern. „Ich begleite Sie zu ihm. Er wird begeistert sein.“
Als Jason sich räusperte und ihr einen beschwörenden Blick zuwarf, begriff Beth, dass ihre Kollegen diesem Footballhelden vorgestellt werden wollten. Sie konnte kaum glauben, dass erwachsene Männer genau wie ihr zwölf Jahre alter Patient von Mack Carlton schwärmten, aber sie nahm sich die Zeit und machte die Männer miteinander bekannt. Erst als ihre Kollegen ansetzten, über alle großen Spiele des Besuchers zu reden, griff sie jedoch ein.
„Ihr würdet wahrscheinlich gern für den Rest des Tages über Football sprechen, aber Mr. Carlton ist wegen Tony hier“, erklärte sie entschieden.
Mack Carlton schenkte ihr erneut ein umwerfendes Lächeln. Vermutlich konnte so ein Lächeln Eis zum Schmelzen bringen. „Außerdem langweilen wir Dr. Browning vermutlich entsetzlich.“
Zum Glück erkannte sie gerade noch das drohende zweite Fettnäpfchen. Sie wollte ihn keineswegs erneut beleidigen, indem sie ihm recht gab, aber sie log auch nicht. Darum lächelte sie und sagte bloß:
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