JULIA COLLECTION Band 15
„Sie haben von Zeitdruck gesprochen.“
„Das stimmt“, bestätigte er. „Übernehmen Sie die Führung, Dr. Browning“, bat er sie charmant.
Erleichtert steuerte sie die Station an, auf welcher der zwölfjährige Tony bereits einen großen Teil seines Lebens verbracht hatte.
„Erzählen Sie mir etwas über Tony“, bat Mack unterwegs.
„Er ist zwölf und leidet an Leukämie“, erwiderte sie und hatte Mühe, ruhig zu bleiben. „Inzwischen ist es schon sein dritter Aufenthalt bei uns, aber dieses Mal reagiert er nicht gut auf die Chemotherapie. Wir hatten gehofft, ihn für eine Knochenmarktransplantation vorbereiten zu können, aber wir haben noch keinen geeigneten Spender gefunden. Wegen der Schwierigkeiten mit der Chemotherapie käme allerdings eine Transplantation wahrscheinlich sowieso nicht sofort infrage.“
Mack hörte ihr aufmerksam zu. „Wie lautet die Prognose?“
„Nicht gut“, erwiderte sie knapp.
„Und das nehmen Sie persönlich“, stellte er fest.
Beth schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass ich nicht jeden Kampf gewinnen kann.“ Die gleiche Antwort hatte sie am Vortag dem Psychologen gegeben, der sich besorgt über ihre seelische Verfassung geäußert hatte. Nur wenige Leute wussten, wie persönlich sie Fälle wie den von Tony nahm, und es überraschte sie, dass Mack Carlton es sofort gemerkt hatte.
„Aber Sie verlieren nicht gern“, konstatierte Mack.
„Natürlich nicht, wenn es um Leben und Tod geht“, erwiderte sie heftig. „Ich habe Medizin studiert, um Leben zu retten.“
„Warum?“ Bevor sie antworten konnte, fügte er hinzu: „Es ist ein sehr ehrenwerter Beruf, aber es ist sicher nur schwer zu ertragen, ständig mit todkranken Kindern zu tun zu haben. Warum nehmen Sie das auf sich? Wieso arbeiten Sie gerade auf diesem Gebiet?“
„Ich habe mich schon früh dafür interessiert“, antwortete sie ausweichend, obwohl er an ihrer Antwort ehrlich interessiert zu sein schien.
„Und warum?“, hakte er nach.
„Wieso spielt das für Sie eine Rolle?“
Er ließ sie nicht aus den Augen. „Weil es für Sie offenbar eine Rolle spielt.“
Erneut überraschte sie sein Einfühlungsvermögen. Es war klar, dass er sich nicht abweisen ließ. „Also gut, in Kurzfassung: Ich war zehn, als mein älterer Bruder an Leukämie starb. Damals habe ich mir vorgenommen, Kinder wie ihn zu retten.“
Mack nickte. „Wie ich schon sagte, Sie nehmen alles sehr persönlich.“
„Ja, das stimmt“, räumte sie ein.
„Und wie lange werden Sie durchhalten, wenn Sie sich jeden Fall zu Herzen nehmen?“
„So lange wie nötig“, gab sie entschieden zurück. „Ich betreue nur wenige Patienten. Überwiegend beschäftige ich mich mit Forschung, und unsere Behandlungsmethoden verbessern sich ständig.“
„Aber bei Tony schlagen sie nicht an“, erinnerte Mack.
„Nein, zumindest noch nicht“, bestätigte sie leise und hielt eisern die Tränen zurück. „Trotzdem werden wir auch diesen Kampf gewinnen.“
„Ja, das glaube ich Ihnen“, entgegnete er und warf ihr einen bewundernden Blick zu. „Wird denn mein Besuch dem Jungen wirklich helfen?“
„Es wird ihm Kraft geben. In letzter Zeit war er ziemlich niedergeschlagen, und manchmal ist die beste Medizin, wenn es uns gelingt, unsere Patienten seelisch aufzurichten. Wir müssen verhindern, dass Tony sich selbst aufgibt oder das Vertrauen zu uns verliert.“
„Gut, dann gehen wir jetzt zu ihm und reden über Football.“ Mit einem breiten Lächeln fügte Mack hinzu: „Vermutlich werden Sie nur wenig dazu sagen.“
Beth musste trotz allem lachen und mochte Mack mehr, als sie ursprünglich erwartet hätte. Wenn jemand Humor besaß, konnte sie ihm vieles verzeihen. „Nein, Bedeutendes werde ich nicht beisteuern.“
Schlagartig wurde er wieder ernst. „Ich arbeite zwar nicht als Arzt oder Wissenschaftler, aber ich möchte nicht, dass Sie vor dem Jungen geringschätzig über meine Tätigkeit sprechen. Ihm bedeutet Football etwas.“
„Mr. Carlton“, versicherte sie, „ich werde auf jegliche Bemerkung verzichten. Hier geht es nur um Tony.“
„Nennen Sie mich Mack“, bat er amüsiert. „Das machen alle meine Fans.“
„Ich gehöre aber nicht zu Ihren Fans.“
„Abwarten. Vielleicht werden Sie noch einer.“
Beth seufzte lautlos, weil er durchaus recht haben konnte. Dabei brauchte dieser Mack Carlton bestimmt nicht noch einen weiteren Erfolg in seinem Leben. Ständig tauchten in Klatschberichten die Namen von Frauen
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