JULIA COLLECTION Band 15
auf, die sich damit brüsteten, zu seinem Leben zu gehören. Nur selten wurde jedoch eine von ihnen zwei Mal erwähnt, und Beth hatte keine Lust, sich in diese große Schar von Bewunderinnen einzureihen.
„An Ihrer Stelle würde ich nicht darauf warten, Mr. Carlton. Wichtig ist nur, dass Tony Sie bewundert, und das steht schon jetzt fest.“
„Trotzdem hätte ich nichts gegen den Hauch einer Andeutung von Anerkennung durch Sie“, entgegnete er und sah ihr dabei tief in die Augen.
Obwohl er eindeutig versuchte, sie aus der Ruhe zu bringen, konnte Beth sich seiner Wirkung nicht entziehen. Gleichzeitig ärgerte sie sich darüber. „Warum? Müssen Sie jede Frau, der Sie begegnen, für sich gewinnen?“
Er zögerte einen Moment. „Wie gut kennen Sie eigentlich meine Tante?“, fragte er dann unvermittelt.
„Ihre Tante?“
„Destiny Carlton, die Frau, mit der Sie sich in Verbindung gesetzt haben und die mich zu diesem Besuch gedrängt hat.“
Beth schüttelte den Kopf. „Ich kenne sie gar nicht, obwohl mir der Name bekannt vorkommt. Wenn ich mich nicht irre, treibt sie viel Geld für das Krankenhaus auf, aber gesprochen habe ich noch nie mit ihr.“
„Sie kennen Sie tatsächlich nicht?“, vergewisserte er sich erstaunt.
„Nein.“
„Und Sie haben sie auch nicht angerufen?“
„Nein. Wieso fragen Sie?“
Sichtlich verwirrt schüttelte er den Kopf. „Ach, nicht weiter wichtig.“
Trotzdem hatte Beth den Eindruck, dass es irgendwie wichtig war, auch wenn sie sich den Grund nicht vorstellen konnte.
2. KAPITEL
Vor der Tür von Tony Vitales Zimmer stellte Mack sich auf den Anblick ein, der ihn da drinnen erwartete – ein blasses Kind, vielleicht ohne Haar und mit unnatürlich groß wirkenden Augen. Zu oft schon war er damit konfrontiert gewesen, jedes Mal schnürte es ihm die Kehle zu, und noch heute fiel es ihm schwer, sich unter Kontrolle zu halten.
„Alles in Ordnung?“, fragte Beth besorgt. „Sie werden doch nicht umkippen?“
„Wohl kaum“, wehrte er ab.
„Sie wären nicht der erste Mann, der den Anblick eines schwer kranken Kindes nicht erträgt.“
„Ich bin nicht zum ersten Mal hier.“
Sie sah ihn verständnisvoll an. „Beim ersten Mal ist es immer am härtesten. Danach wird es leichter.“
„Das bezweifle ich“, entgegnete er.
„Bereit?“
Mack nickte.
Beth stieß die Tür auf und lächelte scheinbar völlig unbefangen. „Hallo, Tony!“, rief sie fröhlich, „ich habe eine Überraschung für dich.“
„Eiscreme?“, fragte eine schwache Stimme.
„Viel besser“, erwiderte sie und wich zur Seite, damit Mack eintreten konnte.
Er bewunderte ihre schauspielerischen Fähigkeiten, lächelte aufmunternd und betrat den Raum.
Der Junge, der zwischen Kissen und Plüschtieren lag, trug ein viel zu großes Footballhemd mit Macks alter Nummer darauf und hielt einen Football gegen die schmale Brust gedrückt. Als er Mack erblickte, versuchte er, sich aufzusetzen, und einen Moment lang leuchtete Freude aus seinen hohlen Augen, ehe er wieder schwach in die Kissen zurücksank.
„Mighty Mack“, flüsterte er ungläubig. „Sie sind wirklich hier!“
„Na klar, wenn mich eine hübsche Ärztin anruft, weil mein größter Fan im Krankenhaus ist, muss ich doch herkommen“, erwiderte Mack.
Tony nickte eifrig. „Ich bin wirklich Ihr größter Fan. Ich habe Kassetten von jedem Spiel, das Sie gespielt haben.“
„So viele können das nicht sein. Meine Karriere war ziemlich kurz.“
„Aber Sie waren toll! Der Allerbeste!“
Mack wandte sich an die Ärztin. „Haben Sie das gehört?“
„Er ist wirklich der Beste“, versicherte Tony. „Da können Sie jeden fragen.“
„Wie wäre es, wenn ich auf deinem Football unterschreibe?“, fragte Mack den Jungen.
„Das wäre toll! Wenn meine Mom heute Abend herkommt, wird sie begeistert sein. Sie hat sich die Bänder unzählige Male angesehen. Bestimmt ist sie die einzige Mom in der ganzen Stadt, die alles über Sie weiß.“
Mack registrierte, dass es im Leben des Jungen offenbar keinen Vater gab. Er fasste in seine Jackentasche und zog eine wertvolle Football-Eintrittskarte aus seiner Anfangszeit hervor. „Soll ich die hier für dich oder für deine Mom unterschreiben?“
„Oh Mann! Diese Karte habe ich im Internet gesehen, aber die war viel zu teuer für mich“, sagte Tony und fügte großzügig hinzu: „Unterschreiben Sie für meine Mom. Dann kann sie die Karte allen ihren Kollegen und Kolleginnen bei der Arbeit
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