JULIA COLLECTION Band 15
vorgefunden, und aus Neugierde hatte sie angerufen. Vielleicht erfuhr sie jetzt, warum Mack ziemlich sicher gewesen war, sie würde seine Tante kennen.
Bisher hatten sie und Destiny Carlton nur belanglos geplaudert, und Beth wurde allmählich ungeduldig. „Verzeihen Sie mir, wenn ich so direkt bin, Ms. Carlton, aber warum haben Sie mich eigentlich eingeladen?“, erkundigte sie sich schließlich.
„Auf diese Frage habe ich schon gewartet“, entgegnete Destiny fröhlich. „Ich habe gehört, dass Sie immer ganz geradeheraus sind.“
„Ach ja?“ Beth war überzeugt, dass Mack noch keine Zeit gefunden hatte, mit seiner Tante über sie zu sprechen.
„Sie brauchen nicht so besorgt zu gucken“, fuhr Destiny fort. „Wie Sie bestimmt wissen, treibe ich oft Spenden für das Krankenhaus auf, und ich erfahre bei solchen Gelegenheiten von neuen aufstrebenden Sternen unter der Ärzteschaft oder auch in der Forschungsabteilung. Ihr Name wurde in den letzten Monaten häufig genannt. Als ich von Ihren Versuchen erfuhr, sich mit meinem Neffen in Kontakt zu setzen, fand ich, dass wir uns kennenlernen sollten.“
„Verstehe“, meinte Beth, obwohl das nicht ganz stimmte. „Wollen Sie denn die Forschungsarbeit des Krankenhauses unterstützen?“
„Sicher, aber in diesem speziellen Fall hat mein Interesse mehr mit Mack zu tun. Was halten Sie von ihm?“
„Ich weiß nicht so recht, wie Sie das meinen“, erwiderte Beth vorsichtig.
„Ach, kommen Sie, meine Liebe“, sagte Destiny amüsiert. „Alle loben Sie als hervorragende und kluge Ärztin. Bestimmt können Sie sich denken, was ich meine.“
„Eigentlich nicht“, erwiderte Beth, weil ihr der Kurs nicht gefiel, den Destiny ganz offensichtlich einschlug.
„Für gewöhnlich schmelzen Frauen dahin, wenn sie Mack kennenlernen“, behauptete Destiny.
„Das glaube ich gerne.“ Beth hatte allerdings nicht die Absicht, zu diesen Frauen zu gehören. Sie hatte keine Zeit für einen Mann, der nichts ernst nahm. Doch im selben Moment erinnerte sie sich daran, wie ernst Mack Tonys Lage an diesem Morgen genommen hatte. Vielleicht war er doch kein solcher Leichtfuß, wie sie angenommen hatte. Aber ihr Typ war er trotzdem nicht.
Dabei hatte sie gar keinen Typ, zumindest nicht mehr, seit sie herausgefunden hatte, dass Männer, die sich – wie sie – der Medizin verschrieben hatten, keine Konkurrenz durch eine Frau duldeten.
Aus diesem Grund hatte sie ihren Verlobten verloren. Ihr Team hatte sich um dieselben Fördermittel beworben, die Thomas haben wollte. Ihr war das Budget zugeschlagen worden, und das war ihm völlig gegen den Strich gegangen. Sie hatte ihn verloren, und darüber hinaus war ihr einen Monat später das Geld wieder entzogen worden, weil Thomas hässliche Gerüchte über ihre Forschungsmethoden in die Welt gesetzt hatte. Diese Gemeinheit war noch schwerer zu ertragen gewesen als die Trennung, doch sie hatte daraus gelernt, Beruf und Privatleben nie zu vermischen.
„Mack hat Sie beeindruckt“, stellte Destiny fest.
Jetzt befand Beth sich auf gefährlichem Terrain. Es war schon schlimm genug, dass sie ihn persönlich beleidigt hatte. Aber seine Tante verschaffte dem Krankenhaus Millionen und hing an Mack. Beth musste sich also hüten, nicht auch ihr gegenüber schlecht von ihm zu sprechen.
„Ich war nur kurz mit ihm zusammen“, erwiderte Beth ausweichend.
„Sehr diplomatisch“, bemerkte Destiny vergnügt. „So etwas schätze ich.“
„Versuchen Sie, mich mit Ihrem Neffen zu verkuppeln?“, fragte Beth offen heraus.
Destiny riss ihre blauen Augen weit auf und bot ein Bild der Unschuld. „Wie sollte ich denn bloß? Sie sind bereits mit Mack zusammengetroffen. Entweder hat es dabei gefunkt oder eben nicht. Bestimmt verstehen Sie von Chemie genauso viel wie ich, vermutlich sogar noch viel mehr.“
„Von einigen Formen der Chemie allerdings“, bestätigte Beth lachend. „Die Chemie zwischen Mann und Frau gehört jedoch nicht zu meinem Fachgebiet.“
„Mein Neffe ist auf diesem Gebiet ein hervorragender Lehrer“, bemerkte Destiny viel sagend.
„Danke, kein Bedarf.“ Beth lächelte über die Entschlossenheit dieser Frau. „Weiß Mack eigentlich, dass Sie hinter seinem Rücken versuchen, ihn zu verkuppeln?“
„Wie ich schon sagte, kann ich ihn gar nicht verkuppeln, da er Sie schon kennengelernt hat. Er und Sie sind erwachsen und durchaus fähig, eigene Entscheidungen zu treffen.“ Destiny schlug einen Ton an, als wäre sie nie auf
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