JULIA COLLECTION Band 15
sie.
„Wenn Sie noch lange arbeiten müssen, brauchen Sie unbedingt Kaffee“, versicherte er belustigt.
„Sie haben recht.“ Jede andere Antwort hätte unfreundlich und undankbar geklungen. Mack Carlton kam schließlich fast täglich, um einen ihrer Patienten aufzumuntern. Da konnte sie wenigstens eine Tasse Kaffee mit ihm trinken. „Ich lade Sie ein.“
Auf dem Korridor fiel Beth auf, dass die Schwestern ihnen nachblickten und tuschelten. „Wird das nicht allmählich langweilig?“, fragte Beth, als sie erneut an einigen Frauen vorbeigingen, die Mack mit Blicken förmlich verschlangen.
„Was denn?“, fragte er.
„Dass Frauen Sie anstarren, als stünden Sie zum Verkauf.“
„Das fällt mir gar nicht mehr auf“, behauptete er. „Tut mir leid. Stört es Sie? Ich habe nicht daran gedacht, dass es Gerede geben könnte, wenn man Sie mit mir sieht. Möchten Sie vielleicht woanders hingehen?“
„Nein, die Cafeteria ist schon in Ordnung. Mehr Zeit habe ich sowieso nicht.“
„Haben Sie schon gegessen?“, fragte er, als sie sich in die Schlange anstellten.
„Nein, aber ich hole mir später etwas, oder ich nehme mir ein Sandwich ins Büro mit.“
Mack warf einen Blick auf die Tagesangebote. „Es gibt Hackbraten. Den können Sie sich doch nicht entgehen lassen.“
„Ich kenne ihn“, wehrte sie lächelnd ab. „Glauben Sie mir, so etwas haben Sie zu Hause noch nie gegessen.“
„Aha, dann also kein Hackbraten.“ Er ließ den Blick über die Liste der angebotenen Speisen wandern. „Die Salate wirken frisch.“ Bevor Beth ablehnen konnte, schob er zwei Teller mit Salat auf ein Tablett und griff auch nach zwei Schalen Suppe. „Cracker?“
„Gern“, nahm Beth an, „aber haben Sie nicht um acht Uhr eine Verabredung zum Abendessen?“
„Sicher. Es gibt Gummihuhn und jede Menge Geplauder. Wenn ich Glück habe, kann ich zwei oder drei Bissen essen. Glauben Sie mir, das hier ist wesentlich reizvoller, und die Gesellschaft ist tausend Mal besser.“
Obwohl sie es nicht wollte, fühlte sie sich geschmeichelt. Kein Wunder, dass die Frauen Mack anhimmelten. Er hatte einen natürlichen Charme und gab nicht die Platituden von sich, mit denen sie bei ihm gerechnet hatte.
Nachdem er auch noch Apfelkuchen und Kaffee auf das Tablett gestellt hatte, bestand er darauf, an der Kasse zu bezahlen, und führte Beth in eine der hinteren Ecken des Raums.
„Setzen Sie sich eigentlich immer durch?“, fragte sie, sobald sie an einem Tisch Platz genommen hatten.
„Nein, wieso?“, erwiderte er überrascht.
„Sie haben mich gerade regelrecht überrollt.“
„Ich dachte, Sie wollten sich nur als Dame geben.“
„Und was soll das bedeuten?“ Bestimmt kam gleich eine chauvinistische Bemerkung.
„Meiner Erfahrung nach würden die meisten Frauen lieber verhungern, als einem Mann gegenüber zuzugeben, dass sie hungrig sind. Vielleicht glauben sie, wir Männer würden sofort annehmen, sie könnten fett werden. Ich mag es, wenn eine Frau einen gesunden Appetit zeigt und etwas Fleisch auf den Knochen hat.“
Beth verzichtete auf den Hinweis, dass ihr beides fehlte.
Prüfend betrachtete er sie. „Sie könnten auch einige Pfunde mehr brauchen, Doc“, fügte er dann noch hinzu. „Vielleicht nehmen die Leute Sie ernster, wenn Sie nicht so aussehen, als könnte ein Windstoß Sie umpusten.“
„Die wirklich wichtigen Leute nehmen mich ausreichend ernst“, konterte sie schlagfertig.
„Aber es ist wichtig, genug Vitamine und Mineralien zu sich zu nehmen“, fuhr er fort und stellte das Essen vor sie hin. „Vitamintabletten und Energiedrinks ersetzen niemals gutes Essen.“
Beth hätte sich beinahe an der Suppe verschluckt. Woher wusste er bloß, wie sie sich normalerweise ernährte? „Haben Sie zu den Essenszeiten vor meinem Büro Wache geschoben?“
„Das war nicht nötig. Auf Ihrem Schreibtisch steht eine Großpackung Vitamintabletten, und Ihr Papierkorb quillt über mit leeren Getränkedosen. So werden Sie bestimmt irgendwann krank.“
„Wie sind Sie denn Ernährungsexperte geworden?“, fragte sie gereizt, weil er recht hatte, sie das aber nicht zugeben wollte.
„Destiny hat uns die Grundregeln beigebracht, und den Rest habe ich in meiner aktiven Zeit von den Sportärzten gelernt“, erklärte er. „Nahrungsmittel wirken wie Treibstoff, und ohne den richtigen Treibstoff funktioniert der Körper nicht lange gut.“
„Ich werde es mir merken“, erwiderte sie trocken.
„Das sollten Sie auch“,
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