JULIA COLLECTION Band 15
einfach stehen.
„He, Sie haben mir nicht verraten, wieso Sie ein solcher Spätzünder waren!“, rief er ihr nach, doch sie bog um die nächste Ecke, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Erst als sie nicht mehr zu sehen war, überlegte er, wer von ihnen denn nun dieses kleine Wortgefecht gewonnen hatte. Da er reichlich verwirrt zurückgeblieben war, ging der Sieg vermutlich an Beth.
Beth nahm sich nach diesem Zusammentreffen fest vor, Mack aus dem Weg zu gehen. Doch kaum hatte sie ihr Büro betreten, da tauchte Mack hinter ihr auf.
„Sie schon wieder!“, bemerkte sie mit einem Seufzer.
„Haben Sie wirklich gedacht, wir wären bereits miteinander fertig?“, fragte er lächelnd.
„Ich habe es zumindest von ganzem Herzen gehofft. Haben Sie nicht eine Verabredung?“
„Allerdings“, bestätigte er, „aber bis dahin ist noch Zeit.“
„Wofür?“, erkundigte sie sich vorsichtig.
„Dafür.“ Damit beugte er sich zu ihr und drückte seine Lippen sanft auf ihren Mund.
Zuerst war es nur ein harmloser Kuss, der sie reizen und vielleicht auch schockieren sollte. Beth wollte Mack schon von sich schieben, musste sich jedoch an seinem Jackett festhalten, weil sie schlagartig Herzklopfen bekam und sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten konnte. Das war verrückt, albern und auch gefährlich, aber als der Kuss nicht endete, vergaß sie alle Vernunft und gab sich ganz den Empfindungen hin.
Das leise Stöhnen, das sie vernahm, stammte von ihr selbst, während Mack ihren Mund erforschte und damit den letzten klaren Gedanken aus ihrem Kopf vertrieb. Der Kuss war nicht richtig, gar nicht richtig, aber gleichzeitig auch so gut, dass sie es kaum ertrug, als er sich langsam zurückzog.
Sie öffnete die Augen wieder. Mit einem Arm hielt er sie fest, die andere Hand legte er ihr unters Kinn.
„Was ist da denn eben passiert?“, fragte er leise.
Obwohl er vermutlich keine Antwort erwartete, hätte sie ihm beinahe Destinys Definition von der Chemie zwischen Mann und Frau vorgetragen. Doch wer weiß, wie Mack reagiert hätte, wenn er von diesem vertraulichen Gespräch über erotische Anziehung zwischen ihr und seiner Tante erfahren hätte.
„Ich will es wirklich wissen“, drängte er, als sie schwieg. „Was ist da eben passiert?“
Sein ungläubiger Ton ärgerte sie noch mehr als die Unverschämtheit, einfach in ihr Büro zu kommen und sie mit einem Kuss um den Verstand zu bringen. „Ein Mann mit Ihrer Erfahrung sollte durchaus in der Lage sein, einen Kuss zu erkennen, der außer Kontrolle geraten ist“, herrschte sie ihn unfreundlich an, riss sich von ihm los und brachte sich hinter ihrem Schreibtisch in Sicherheit. „Und jetzt wäre es besser, wenn Sie gingen.“
„Ziehen Sie sich auf neutralen Boden zurück, Doc?“, fragte er amüsiert.
„Nein, ich muss arbeiten. Für heute habe ich schon genug Zeit an Sie verschwendet.“
„Ein toller Kuss ist nie Zeitverschwendung“, wehrte er ab. „Schon gar nicht für eine Frau, die sich erst nach dem zwanzigsten Geburtstag mit Männern eingelassen hat. Sie müssen viel nachholen.“
Toll? Er fand diesen Kuss toll? Sicher, sie, Beth, hätte ihn so beschrieben, doch sie besaß nun wirklich nicht die gleiche Erfahrung wie Mack. Die Tatsache, dass einer der begehrtesten Junggesellen der ganzen Gegend fand, sie würde toll küssen, war schmeichelhaft und vertrieb beinahe ihren Zorn.
„Gehen Sie“, verlangte sie trotzdem, um nicht in Versuchung zu geraten, sich ihm an den Hals zu werfen. Und dann fiel ihr auch noch ein, dass er eine Verabredung hatte. Trotzdem hatte er sie geküsst! Das mochte für ihn durchaus normal sein, aber ihr kam es eher schäbig vor. „Gehen Sie“, verlangte sie erneut. „Sie wollen doch nicht zu spät zu Ihrer Verabredung kommen, oder?“
„Verabredung?“, wiederholte er verständnislos.
„Das haben Sie selbst gesagt.“
Er murmelte eine Verwünschung und zog sein Handy hervor.
„Das dürfen Sie im Krankenhaus nicht benützen“, warnte Beth.
Ohne zu fragen, griff er zu ihrem Telefon und tippte energisch eine Nummer ein. Dann brachte er der Person am anderen Ende der Leitung gegenüber eine halbherzige Entschuldigung vor und legte ohne weitere Worte auf.
„Sie haben abgesagt?“, fragte Beth ungläubig.
„Ich habe die verdammte Verabredung abgesagt“, bestätigte er.
„Warum?“
„Weil ich mit Ihnen essen gehen werde.“
„Wohl kaum“, entgegnete sie spröde.
„Doch. Ich habe soeben Ihretwegen eine
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