JULIA COLLECTION Band 15
lachte. „Endlich hast du es gemerkt. Gibt es auch Orangenlimonade?“
„Ich dachte, du magst Traubensaft“, behauptete Mack unschuldig.
„Sehr witzig. Her damit!“
„Mann, bist du gierig! Solltest du nicht als Künstler langsam verhungern?“
„Ich war dank unserer Eltern nie ein darbender Künstler, aber jetzt habe ich gerade echten Heißhunger. Das ist ein gewaltiger Unterschied.“ Ben biss in das dick belegte Sandwich und seufzte genüsslich. „Nichts auf Erden ist besser als eine frische Tomate im Sommer.“
„Maiskolben, die von Butter triefen“, erwiderte Mack.
„Oder Sommerkürbis mit Zwiebeln.“
„Was meinst du?“, fragte Mack seinen Bruder, „können wir Destiny dazu bringen, an diesem Sonntag alle unsere Lieblingsgerichte zu kochen?“
„Du meinst, ob ich sie dazu bringen kann“, verbesserte Ben.
„Dich liebt sie von uns am meisten“, versicherte Mack und erhielt dafür einen abweisenden Blick. Ben hätte nie zugegeben, dass seine Tante besonders an ihm hing, und Destiny hätte das bis zu ihrem letzten Atemzug abgestritten. „Außerdem findet sie, dass du zu wenig isst. Darum hat sie Mitleid mit dir. Ein Wort aus deinem Munde würde genügen.“
„Seit wann bist du denn um Worte verlegen?“, fragte Ben neugierig. „Bisher hat dich nie etwas daran gehindert, unsere Tante um etwas zu bitten.“
„Um ehrlich zu sein, gehe ich Destiny derzeit möglichst aus dem Weg“, gestand Mack.
„Trotzdem willst du bei ihr alle diese Leckereien essen?“
„Eigentlich habe ich gehofft, dass du mir die Reste bringst“, gestand Mack.
„Sag bloß!“, rief Ben lachend. „Sie hat eine Frau für dich gefunden! Was stört dich an Destinys Wahl? Bekommt sie auf der so genannten Mack-Skala keine Zehn für Schönheit?“
„Ich bin nicht so platt“, widersprach Mack. „Und gegen die Frau ist nichts einzuwenden, absolut nichts.“
„Aha“, stellte Ben amüsiert fest. „Mit anderen Worten hat Destiny genau die Richtige ausgesucht, und du hast es mit der Angst bekommen.“
„Halt die Klappe!“
„Willst du darüber reden?“
„Nein.“
„Aber die Panik hat dich mit einer Tüte Essen zu mir getrieben“, behauptete Ben.
„Darf ich meinen Bruder nicht besuchen, ohne dass man mir gleich Hintergedanken unterstellt?“
„Doch, doch, natürlich. Aber da du dich seit Wochen nicht bei mir gezeigt hast, ist etwas Misstrauen ja wohl angebracht.“
„Wir könnten uns über dein Privatleben unterhalten“, erwiderte Mack finster.
Sofort wurde Bens Gesicht verschlossen. „Nein“, erwiderte er knapp.
„Tut mir leid, sollte nur ein Scherz sein. Die Wunde ist noch immer nicht verheilt, was?“
„Lass es“, verlangte Ben gereizt.
Mack betrachtete ihn hilflos. „Vielleicht wäre es besser, wir alle würden dich zum Reden bringen.“
„Graciela ist tot, verdammt! Was gibt es da noch zu reden? Wieso begreift das denn keiner?“
Mack hätte seinen Bruder am liebsten getröstet, aber Ben gab sich die Schuld an Gracielas Tod und wollte kein Mitgefühl. „Tut mir leid“, wiederholte Mack. „Ich wollte den alten Schmerz nicht wecken.“
„Du hast ihn nicht geweckt“, erwiderte Ben verstört. „Er geht nie weg.“
Mack hatte keine Ahnung, wie er Ben helfen sollte. „Kann ich etwas für dich tun?“
„Nein. Besuch mich einfach weiter, auch wenn ich nicht sonderlich fröhlich gestimmt bin.“
„Versprochen“, antwortete Mack.
Ben warf einen Blick über den Tisch und lächelte wieder. „Isst du noch den Rest dieses Sandwichs?“
„Und ich dachte, der große Footballspieler wäre derjenige in der Familie, der nie satt wird“, meinte Mack lachend und schob ihm das halbe Sandwich hin. „Nimm auch die Chips. Ich muss wieder los.“
„Große Verabredung?“
„Nein.“
„Schade. Du weißt doch, wie gern ich die Berichte über dich in den Zeitungen lese.“
„Ich enttäusche dich nur ungern, aber im Moment spielt sich bei mir nicht viel ab.“
„Es muss doch irgendetwas Interessantes geben“, behauptete Ben.
„Nichts, was ich jemandem erzählen würde.“
„Hat es mit der Frau zu tun, die Destiny für dich ausgesucht hat?“, tippte Ben.
„Ich bin eigentlich zu dir gekommen, weil du nie neugierig bist“, beschwerte sich Mack.
„Diese Geschichte ist aber viel zu gut, als dass ich sie mir entgehen lassen würde.“
Mack runzelte die Stirn. „Male lieber weiter. Im Moment sieht das da auf dem Bild wie ein zerquetschter Kürbis aus. Soll es tatsächlich
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