JULIA COLLECTION Band 15
möchte unbedingt noch Crème brulée als Nachtisch. Ich würde ja das Schokoladensoufflee empfehlen, aber die Zeit ist knapp.“
„Es sei denn, ein ahnungsloses Pärchen hat bereits Soufflee bestellt.“
„Gute Idee“, lobte Mack und gab dem Kellner ein Zeichen.
„Wagen Sie es nicht!“, warnte Beth.
„Begnügen Sie sich mit der Crème brulée?“
„Das ist wohl das Beste, sonst lösen wir hier noch einen Aufstand aus“, bestätigte sie, obwohl das Soufflee sie reizte.
„Wir nehmen Crème brulée als Dessert, John. In ungefähr zwanzig Minuten.“
„Selbstverständlich, Mr. Carlton.“ Der Kellner beugte sich zu Mack herunter und fügte gedämpft hinzu: „Das Soufflee könnte allerdings in einer halben Stunde fertig sein. Ich würde für die anderen Herrschaften etwas neu zubereiten lassen und das Soufflee in einem Behälter zum Mitnehmen verstauen. Wie wäre das?“
Mack wandte sich fragend an Beth. „Dessert an Ihrem Schreibtisch?“
Beth konnte im Leben vielen Dingen widerstehen, Schokolade jedoch nicht, und ein warmes Schokoladensoufflee frisch aus dem Herd machte jeden Widerstand ihrerseits unmöglich. „Ich bin absolut für Schokolade“, antwortete sie.
„Gut zu wissen“, stellte Mack fest, während der Kellner sich entfernte.
„Was denn?“, fragte sie unsicher.
„Dass Schokolade Ihr Schwachpunkt ist.“
„Einer meiner Schwachpunkte.“
Mack prostete ihr mit Mineralwasser zu. „Auf die Entdeckung der übrigen Schwachpunkte.“
Beth hob ebenfalls ihr Glas und fragte sich, ob auch nur eine Frau auf der Welt diesem Mann widerstehen konnte. Sie konnte bloß hoffen, dass sie eine der wenigen Ausnahmen darstellte, räumte sich im Moment jedoch keine großen Chancen ein.
5. KAPITEL
Am nächsten Tag wollte Mack wie gewohnt die Richtung zum Krankenhaus einschlagen, fuhr jedoch stattdessen nach Virginia. Er hatte Ben auf dessen Farm bei Middleburg schon lange nicht besucht. Die Nähe seines künstlerisch veranlagten Bruders beruhigte ihn für gewöhnlich, und genau das brauchte er nach dem gestrigen Abend.
Die sanften Hügel von Virginia wirkten sich bereits angenehm aus. Mack entspannte sich und begriff zum ersten Mal, warum Ben sich nach den tragischen Vorfällen in seinem Leben hierher zurückgezogen hatte. In der Ferne schimmerten die Blue Ridge Mountains durch den Dunst, das Gras leuchtete grün, gewaltige Eichen ragten in den Himmel, und Pferde weideten hinter weißen Zäunen.
In der nächsten Kleinstadt besorgte Mack einiges zu essen, und als er schließlich den Wagen unter einer Eiche abstellte und zu Bens Atelier in einem alten rot gestrichenen Stall ging, hatten sich seine aufgewühlten Gefühle bereits ein wenig gelegt.
In dem umgebauten Stall war es angenehm kühl, obwohl das Sonnenlicht durch ein Dachfenster hereinfiel. Wie erwartet stand Ben mit dem Pinsel in der Hand vor einer Staffelei und betrachtete geistesabwesend ein halb fertiges Bild.
„Hallo, Brüderchen“, grüßte Mack.
Es dauerte eine Weile, bis Ben aus seinen Grübeleien erwachte. „Was ist denn passiert? Es muss etwas Schreckliches sein, du wärst sonst bestimmt nicht an einem Wochentag so weit zu mir gefahren.“
„Nichts ist passiert“, behauptete Mack und sah sich in dem Atelier um. „Schade, ich hatte gehofft, du hättest hier ein Nacktmodell.“
„Ich male Landschaften“, erwiderte Ben lächelnd. „Das wüsstest du, wärst du nicht ein derartiger Kulturbanause.“
„Hey, ich schätze Kunst“, widersprach Mack, „vor allem deine. An meinem Kühlschrank klebt sogar eine deiner Skizzen.“
„Wie schmeichelhaft. Ich glaube, die habe ich mit sechs gezeichnet.“
„Ja, aber du hast schon damals Talent gezeigt, und solltest du jemals wirklich sehr berühmt werden, ist dieses Stück Papier bestimmt ein Vermögen wert.“
„Nicht mit Senf und Ketchup darauf.“ Ben bemerkte die Tüte in Macks Hand. „Du hast Essen mitgebracht? Wenn das für mich ist, nehme ich alles zurück, was ich über dich gesagt habe. Ich habe heute das Frühstück ausfallen lassen und mich sofort an die Arbeit gemacht.“
Mack sah sich das Bild genauer an. Er war wirklich kein Experte, doch dieser Stil entsprach nicht seinem Bruder. „Wie läuft es?“
„Nicht ganz, wie ich es mir vorgestellt habe“, räumte Ben ein. „Gib schon das Essen her! Wenn ein Sandwich mit Roastbeef dabei ist, gehört es mir.“
„Genau darum habe ich zwei besorgt. Ich mag es nicht, dass du mir immer meins wegnimmst.“
Ben
Weitere Kostenlose Bücher